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So war der Winter 2022/2023

Am Mittwoch veröffentlichte das SLF eine Zusammenfassung der Schnee- und Lawinensituation über den vergangenen Winter. Die DZ publiziert sie in einer gekürzten Fassung. Der vollständige Bericht ist auf der HP des Instituts verfügbar.

Davoser
Zeitung
06.04.23 - 11:46 Uhr
Leben & Freizeit
Lawine im Altschnee an einem Osthang auf etwa 2550 m am Pazolastock (Tujetsch, GR). Zwei bereits vorhandene Spuren bedeuten nicht, dass der Hang lawinensicher ist.
Lawine im Altschnee an einem Osthang auf etwa 2550 m am Pazolastock (Tujetsch, GR). Zwei bereits vorhandene Spuren bedeuten nicht, dass der Hang lawinensicher ist.
SLF/L. Braun, 28.12.2022

Der Winter 2022/23 war deutlich wärmer und trockener als normal. Hohe Lagen (oberhalb von 2000 m) wurden Anfang November eingeschneit. Mittlere Lagen (zwischen 1000 und 2000 m) waren über den ganzen Winter gesehen nur zeitweise, tiefe Lagen (unterhalb von 1000 m) nur an einzelnen Tagen Mitte Dezember, Ende Januar und im März eingeschneit. Die mittleren Schneehöhen lagen über den ganzen Winter gesehen deutlich unter dem Durchschnitt. Vor ­allem zwischen Mitte Februar und Mitte März waren die Schneehöhen im Schweizer Alpenraum so tief wie noch nie seit Messbeginn.

Phasen mit erhöhter Lawinenaktivität ­lagen in der zweiten Dezemberhälfte ­sowie jeweils in der ersten Hälfte des Januars und Februars. Aufgrund der geringen Schneelage und der seltenen Schneefallereignisse war die Lawinenaktivität von Januar bis Anfang März aber relativ gering. Es waren die verbreitet ergiebigen Märzniederschläge, die in Kombination mit einer schwachen Altschneedecke zu anhaltend kritischen Lawinensituationen und vielen Lawinenunfällen führten. Der Märzschnee sorgte zudem im Norden dafür, dass sich die Schneelage in hohen Lagen deutlich verbesserte und sich die Schneehöhen dem Durchschnitt von Ende März annäherten. Das in der Schneedecke gespeicherte Wasser war aber auch auf dieser Höhe aufgrund der geringen Schneedichte nach wie vor klar unterdurchschnittlich.

Lawinengefahr

Im Vergleich zum Durchschnitt der letzten zehn Jahre wurde bis Ende März die Gefahrenstufe 2 (mässig) etwas häufiger, die Gefahrenstufe 3 (erheblich) ähnlich häufig, die Gefahrenstufen 1 (gering) und 4 (gross) etwas weniger häufig prognostiziert als im Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Die Gefahrenstufe 5 (sehr gross) kam nicht zur Anwendung.

Die kritischsten Lawinensituationen konzentrierten sich auf Ende Dezember, Anfang Februar sowie Mitte und Ende März. In der ersten Februarhälfte sowie in der zweiten und dritten Märzwoche ereigneten sich die meisten Lawinenunfälle mit Personen, gefolgt vom Januar und Dezember. Demgegenüber stehen die aussergewöhnlich trockene zweite Februarhälfte und erste Märzwoche mit anhaltend und verbreitet günstigen Lawinenverhältnissen und meist geringer und mässiger Lawinengefahr (Stufen 1 und 2). Im März stieg die Lawinengefahr ab der zweiten Märzwoche nochmal deutlich an und blieb mit wiederholten Schneefällen und Stürmen bis Ende März in der Höhe anhaltend auf Stufe 3 (erheblich), an Einzeltagen auf Stufe 4 (gross) für trockene Lawinen und zeitweise auch für nasse ­Lawinen.

Der Winter 2022/23 war von einer ausserordentlichen Schneearmut geprägt. Im nördlichen Tessin (Pizzo di Campello, 2326 m) waren viele Hänge Mitte Februar kaum mit Ski befahrbar.
Der Winter 2022/23 war von einer ausserordentlichen Schneearmut geprägt. Im nördlichen Tessin (Pizzo di Campello, 2326 m) waren viele Hänge Mitte Februar kaum mit Ski befahrbar.
SLF/L. Silvanti, 21.2.2023

Lawinenopfer nahe am Durchschnitt

Insgesamt wurden dem SLF vom 1. Oktober 2022 bis am 31. März 2023 118 Schadenlawinen (Sach- und Personenschäden) gemeldet. Darunter waren 103 Personenlawinen (Durchschnitt letzte 20 Jahre: 125) mit insgesamt 149 erfassten Personen. Auch die Anzahl der erfassten Personen liegt leicht unter dem Durchschnitt der letzten 20 Jahre mit 169 erfassten Personen. Die Anzahl der Lawinen mit Sachschäden lag am 31. März bei 15 Lawinen und damit deutlich unter dem Durchschnitt der letzten 20 Jahre per Ende September mit 90 Lawinen; die vollständige Erfassung der Sachschäden liegt aber erst per Ende September vor.

Bis am 31. März starben 15 Personen in Lawinen, eine Person gilt noch als vermisst. Die Opferzahlen lagen damit nah beim 20-jährigen Mittelwert von 17 Todesopfern bis am 31. März. Alle Opfer waren Wintersportler, die sich im ungesicherten Gelände aufhielten: Neun Personen waren auf Touren unterwegs, sechs auf Variantenabfahrten. Bei drei Unfällen ­kamen jeweils zwei Personen ums Leben, sonst jeweils eine Person.

Eine abschliessende Bilanz wird erst am Ende des hydrologischen Jahres (30. September 2023) gezogen. Die Unfallstatistik kann sich bis dann noch ändern. (slf)

Auf You Tube stellt das SLF einen Zeitrafferfilm der täglichen ­relativen Schneehöhenkarten dieses Winters im Vergleich mit dem langjährigen Mittel zur Verfügung. 

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