×

Die Umweltschule von Jonas Müller ist eine Erfolgsgeschichte

Was vor rund vier Jahren als Lernzentrum auf Stelzen begonnen hatte, ist heute eine staatlich anerkannte Schule mit 35 Lernenden. Die Umweltschule von Jonas Müller in Indonesien wächst stetig.

Südostschweiz
23.12.22 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit

Jonas Müller lebt seit nunmehr sieben Jahren in Indonesien und wurde von den Lesenden der «Glarner Nachrichten» deutlich zum Glarner des Jahres 2019 gewählt. Vor dreieinhalb Jahren hat der Näfelser in der abgelegenen Provinz Raja Ampat eine Umweltschule eröffnet. Heute ist das ehemals auf Stelzen erbaute bescheidene Lernzentrum eine staatlich anerkannte Schule mit 35 Lernenden, wie der Verein Child Aid Papua in einer Mitteilung schreibt. Zwischen der Gründung der Schule in Sawinggrai und heute würden viele wichtige Meilensteine, Durststrecken, Lernkurven, Höhepunkte und das eine oder andere Hindernis liegen.

Am Mittwoch, 4. Januar, bietet Jonas Müller, Präsident und Gründer von Child Aid Papua, in der Lintharena in Näfels einen Blick hinter die Kulissen der Umweltschule und des Vereins. Er berichtet aus erster Hand von seiner Arbeit und seinen Erfahrungen aus West-Papua. Der Eintritt zu seinem Vortrag ist kostenlos, es gibt eine Kollekte und die Einnahmen fliessen vollumfänglich an den Verein. Im Anschluss besteht die Möglichkeit, mit Jonas Müller und den Verantwortlichen über das Projekt zu diskutieren.

Vom Lernzentrum ins Hotelbusiness

Edy und Melando sind zwei Schüler von Jonas Müller und sind seit Beginn ihrer Ausbildung mit der Umweltschule gross geworden. Sie sprechen laut Mitteilung fliessend Englisch, haben mehrere praktische Arbeitseinsätze absolviert, bestreiten ihr Leben selbstständig, budgetieren ihr Einkommen auf eigene Faust und bewähren sich gerade in ihrem finalen sechsmonatigen Praktikum in der Hotelbranche in Jakarta. «Beide hatten in den online geführten Bewerbungsgesprächen mit den Hotelmanagern im Frühling auf Anhieb überzeugt und sich die begehrten Praktikumsstellen ergattert», berichtet Jonas Müller nicht ohne Stolz.

Edy arbeitet in einem Resort in Yogyakarta im Front Office und bewirtschaftet das virtuelle Buchungssystem. Der Umgang mit einem Computer sei in Raja Ampat keine Selbstverständlichkeit und werde in der Umweltschule schon früh gefördert. Dank seiner freundlichen Art, der kommunikativen Fähigkeiten und seiner schnellen Auffassungsgabe sicherte er sich ein positives Zeugnis von seinen Arbeitgebern.

Melando arbeitet in Jakarta. Er hatte bereits in Sawinggrai ein Interesse für die Gastronomie entwickelt. Mit einem Mikrokredit wurde er damals unterstützt, im Fruchtsaftbusiness Fuss zu fassen. Nun konnte er diese Leidenschaft mit der Praktikumsstelle im Hotel «Hilton» in Jakarta weiter entfalten. Sein Arbeitgeber habe ihn mit einem lukrativen Angebot für eine Festanstellung überrascht und bestätigte damit den gemeisterten Praktikumseinsatz. Nachdem Edy sich vor einigen Monaten nach seinem Praktikum bereits ein Jobangebot bei einer Tauchschule geangelt hatte, hat sich nun auch Melando noch vor Abschluss der Schule seine erste Festanstellung gesichert. Ein Beweis, dass sich das Schulkonzept von Child Aid Papua bewährt habe.

Eine überraschende Anfrage

Der Verein Child Aid Papua zieht zum Jahresende eine positive Bilanz – aus diversen Gründen. Die Regierung von Raja Ampat hat einen offiziellen Antrag gestellt, als Unesco Geopark anerkannt zu werden. Diese fördern die Identifikation mit der Region, dem Tourismus und der nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung. Die Umweltschule sei von Regierungsvertretern angefragt worden, den Bereich Bildung und Kultur zu vertreten. Eine überraschende Ehre für den Verein, da es sich um eine nicht von der Regierung betriebene Schule handelt. Und das Bildungs- und Lernzentrum sei der Ehre gerecht geworden. Die Schule wurde mit der Note «sehr gut» bewertet und Child Aid Papua sei nun offiziell als Partner von Geopark Raja Ampat zertifiziert.

Auch im Pflegebereich konnte der Verein mit der Pflegekraft Angel Fortschritte erzielen. Damit sei die wichtige Aufgabe «Gesundheit und Prävention» professionalisiert worden und erlaube nun, akute Beschwerden und Verletzungen direkt vor Ort im kleinen Dorf Sawinggrai zu behandeln. Im Sommer konnten auf die steigende Nachfrage nach Ausbildungsplätzen zudem zehn Lernende für die Junior-Highschool-Klasse begrüsst werden. Weiter hat der Fernsehsender Sea Today News über die Umweltschule berichtet und das Buch des Vereins, «Mira und Edo – Die Retter der Meere», habe sich als Lehrmittel in Raja Ampat etabliert.

Viele Herausforderungen

Trotz den Erfolgen, das abgeschiedene Leben in Raja Ampat birgt laut Jonas Müller nach wie vor Hürden: Seien es die unberechenbaren tropischen Wetterverhältnisse, die immer wieder Renovationsarbeiten an den Schulgebäuden erfordern, Krankheiten und Verletzungen, die zu Ausfällen führen, oder die logistischen und kulturellen Herausforderungen.

Dank den 160 Mitgliedern und den Spenden, viele aus dem Glarnerland, könne die gemeinnützige Organisation den Widrigkeiten trotzen. Der Verein sei aber nach wie vor auf weitere Mitglieder und Spenden angewiesen, um die laufenden Projektkosten zu decken. Die Höhe des Mitgliederbeitrags kann selber bestimmt werden. (eing/red)

 

Vortrag von Jonas Müller, Lintharena Näfels, Mittwoch, 4. Januar 2023,
19.30 Uhr, anschliessend Apéro. Weitere Infos und Mitglied werden unter www.childaidpapua.org.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Leben & Freizeit MEHR