Ausserordentliches Pilzjahr in Graubünden
Der Juli und August waren ein Flop für die Pilze. Doch Pilzliebhaber kamen doch noch auf ihre Kosten. Im September und Oktober gab es so viele Pilze wie noch nie.
Der Juli und August waren ein Flop für die Pilze. Doch Pilzliebhaber kamen doch noch auf ihre Kosten. Im September und Oktober gab es so viele Pilze wie noch nie.
von Manuela Meuli und Nicole Nett
Pilze zu sammeln, ist – unter anderem wegen der sozialen Medien – zu einem regelrechten Hype geworden. Jung und Alt begeben sich in die Wälder, um ein paar Pilze zu pflücken. In diesem Jahr war allerdings alles anders, wie Elvira Zogg, amtliche Pilzkontrolleurin in Chur, Bad Ragaz und Wangs, erklärt: «Der Juli und August waren für die Pilze ein Flop. Aber ab September sind die Pilze gekommen.» Aussergewöhnlich viele Pilze seien plötzlich aus der Erde geschossen, auch wenn der Sommer für sie eigentlich viel zu heiss war. Das sei mit ein Verdienst der Tradition der Schonzeiten in Graubünden, glaubt Marylaure de La Harpe, Biologin beim kantonalen Amt für Natur und Umwelt. «Die Natur ist dank diesem System der Schonzeiten sehr wahrscheinlich resilienter gegenüber dem zusätzlichen Druck der Klimaerwärmung.»
Was ihr beim Pilzesammeln alles beachten müsst, seht ihr im folgenden Sendungsbeitrag:
Wissenswertes über die Pilzernte
Eine Sonderbewilligung, um Pilze zu sammeln, braucht in Graubünden nur, wer über zwei Kilogramm pro Person und Tag oder für den Verkauf sammeln will. Ausserdem darf in Grossgruppen nicht gesammelt werden. Zudem gibt es einige Dinge, die jede Pilzsammlerin und jeder Pilzsammler beachten sollte. Pro Person dürfen maximal zwei Kilogramm pro Tag geerntet werden. Und die Schonfrist jeweils vom 1. bis zum 10. des Monats gilt es zu beachten. «Mehr Pilze findet man auf der Schattenseite eines Tals», weiss Zogg ausserdem. Findet man einen Pilz, sollte dieser von Gras und Erde freigelegt werden. «Rausdrehen ist sehr wichtig», weiss die Kontrolleurin. Danach sollte die fündige Person das Loch wieder mit Erde zudecken. Grund dafür seien die unterirdischen Geflechte, die sonst schnell vertrocknen.
«Alles, was nicht in die Pfanne gehört, lassen wir im Wald.»
Bestenfalls reinigt man Pilze gleich vor Ort und kontrolliert, ob sie Würmer haben oder giftig sind. «Alles, was nicht in die Pfanne gehört, lassen wir im Wald», sagt Zogg. Nach dem Pilzesammeln ist die Ernte bei der jeweils verantwortlichen Pilzkontrollstelle vorbeizubringen. Dort wird nebst der Qualität der Pilze auch die Geniessbarkeit überprüft. Hier eine Auflistung über die regionalen Pilzkontrollstellen.
Achtung bei giftigen Pilzen
Pilzkontrolleurin Zogg ist auch Notfallexpertin bei Pilzvergiftungen. Die Kontrollstelle diene zum Schutz der Bevölkerung. «Niemand soll das Risiko auf eine Pilzvergiftung eingehen.» Ein paar Pilze sind lebensgefährlich. Dennoch scheuen sich Sammlerinnen und Sammler oft davor, ihre gefundenen Exemplare zu zeigen. Doch davor warnt Zogg: «Ich kann nur für das Verantwortung übernehmen, was ich auch sehe.»
«Ich kann nur für das Verantwortung übernehmen, was ich auch sehe.»
Grosse Artenvielfalt
Kaum ein Kanton hat so viele Pilze wie Graubünden. Auch die Artenvielfalt ist gross. So gibt es bei uns über 400 Pilzsorten. «Eine Naturmetropole mit vielen Pilzen», meint Biologin de La Harpe. Damit die Artenvielfalt erhalten bleibt, gibt es insgesamt 15 Schutzgebiete im Kanton. In diesen ist das Sammeln von Pilzen verboten. «Für den Fungus braucht es einen fruchtbaren Boden und die Natur braucht den Fungus ebenfalls», sagt die Biologin. Bis zu zehn verschiedene Arten wie zum Beispiel Eierschwämme, Steinpilze oder Schirmlinge und weitere Arten werden in Graubünden gesammelt – von hohen bis in tiefe Lagen.
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