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Aus vollen Kehlen an der Kinder-und Jugendsingwoche in Landquart

Kleine Sängerinnen und Sänger singen zu grosser Filmmusik – ein Besuch.

Bündner Woche
04.05.23 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Verspielt und fröhlich: Zu Beginn heisst es, aufwärmen, einsingen, wach werden.
Verspielt und fröhlich: Zu Beginn heisst es, aufwärmen, einsingen, wach werden.

von Susanne Turra

«Ich bin stark. Ich hab’ Mut. Wie ich bin, so bin ich gut. Ich bin ich.» Hell und klar singen die Kinder diese Zeilen. Stark und mutig. «This Is Me.» So der Originalsoundtrack zu «The Greatest Showman». «Manchmal fühl’ ich mich ganz klein. Wünsche mir, ich könnt’ einfach ganz ’wer anders sein. Ich wette, diese Stimme kennst auch du. Die dir sagt, gib auf, du gehörst hier nicht dazu. Doch damit ist ab heute Schluss. Weil sich niemand verstellen muss. Denn wir sind wunderbar. Und ich stehe auf und ich mach’ mich gross. Zieh’ die Schultern straff und marschiere los.» Die Kinder singen weiter und weiter. Aus vollen Kehlen. Wunderbar. Grossartig. So auch der Film dazu. Jenes Musical aus dem Jahr 2017. Und hier zeigt sich gleich die erste Herausforderung. Kennen die Kinder den Film zu diesem Lied überhaupt?

Es ist Dienstagmorgen in der Katholischen Pfarrei St. Fidelis in Landquart. Und es sind Frühlingsferien. Zeit, die Kinder- und Jugendsingwoche 2023 des Gesangbezirks Nordbünden durchzuführen. Was vor rund 20 Jahren begann, soll neu in Landquart wieder aufleben und seine Fortsetzung finden. 23 Mädchen und sechs Jungs im Alter zwischen sieben und 14 Jahren singen während dieser Woche im Chor. Zu Filmmusik. Dies unter den ­Fittichen der beiden musikalischen Leiterinnen Iris Vogt Klaas und Jeannine Nuspliger-Camenzind.

Jede Stimme zählt

Die Kinder stehen im Kreis. Im grossen Saal. Jetzt heisst es erst einmal aufwärmen, einsingen, wach werden. Klatschen, tanzen, singen. Da werden grosse Töne gespuckt. Und auch kleine. Jede Stimme zählt. So ist das bei einem Chor. Die Kinder befinden sich in einer grossen Blase. Metaphorisch. Wie das heute im digitalen Zeitalter oft der Fall ist. Es wird laut und lauter. Es explodiert. Die Blase platzt. Und es wird leise und leiser. Ein Auf und Ab. Ein Hin und Her. Verspielt und fröhlich. Und manchmal tönt es ganz schön gespenstisch. «Bum. Snap. Clap. Bubum. Snap. Clap.» Brustschlag. Schnippen. Klatschen. Das klappt schon ganz gut. Die Kinder finden den Rhythmus. Sie singen lautstark: «Wie ich bin, so bin ich gut. Ich bin ich.» Und sie glauben es. Sie glauben an sich.

Das Notenblatt vor sich: Die Kinder hören Jeannine Nuspliger-Camenzind (am Piano) und Iris Vogt Klaas zu.
Das Notenblatt vor sich: Die Kinder hören Jeannine Nuspliger-Camenzind (am Piano) und Iris Vogt Klaas zu.
Bild Susanne Turra
Singen macht Freude: Die Liederbücher liegen unter den Stühlen der Kinder bereit.
Singen macht Freude: Die Liederbücher liegen unter den Stühlen der Kinder bereit.
Bild Susanne Turra

«Wir möchten bei den Kindern die Freude am Singen fördern», betont Tanja Däscher später. Sie ist für die Organisation der Singwoche verantwortlich. Zusammen mit Christophe Baud und Manuela Kohler. «Die Kinder sollen spüren, gemeinsam sind wir stark. Es braucht jede Stimme», so die Organisatorin. «Wir möchten die Kinder stimmlich abholen», ergänzt Iris Vogt Klaas. «Sie sollen nicht immer nur in der popbequemen Stimme bleiben. Sie sollen sich technisch verbessern. Natürlich verpacken wir es so, dass es niemand merkt.» Die Leiterinnen schmunzeln. «Wir haben eine coole Gruppe hier», sind sie sich einig. Singen im Chor macht Spass. Es tut gut. Hilft, Angst zu überwinden. Stärkt das Selbstbewusstsein. Und es ist eine Herausforderung. Ein Anpassen. Ausprobieren. Improvisieren.

Klein und fein

«Wir reden hier von Filmmusik», so Jeannine Nuspliger-Camenzind. «Aber wir verstehen nicht alle das Gleiche darunter.» Als Mutter von zwei Kleinkindern sei sie bei «Lion King» und «Dschungelbuch» stehen geblieben. Anders bei Iris Vogt Klaas. Als Mutter von zwei grösseren Kindern ist sie voll in der aktuellen Kinofilm-Szene zu Hause. Und so steht das Duell schnell fest: Klassiker gegen Trends.

Die Auswahl ist klein und fein: «The Rose» aus dem gleichnamigen Film (1979). Die Geschichte einer Frau zwischen Show und Schicksal. «In the Jungle» aus «König der Löwen» (1994). Die Geschichte des kleinen Löwen Simba. «Un poco Loco» aus «Coco – lebendiger als das Leben» (2017). Die Geschichte über den kleinen Miguel und seinen grossen Traum. «Gabriellas Song» aus «As It Is in Heaven» (2004). Die Geschichte über einen Stardirigenten, der mithilfe der Musik einen Weg in die Herzen der anderen findet. «Vois sur ton chemin» aus «Les Choristes» (2004). Die Geschichte über einen arbeitslosen Komponisten, der einen Chor gründet und damit das Vertrauen seiner widerspenstigen Schützlinge gewinnt. «Wir kennen den Weg» aus «Vaiana» (2016). Die Geschichte einer Häuptlingstochter aus dem Südpazifik, die ihre Familie retten will. «Willst du einen Schneemann bauen?» aus «Die Eiskönigin – völlig unverfroren» (2013). Die Geschichte über eine Königstochter, die ihre ältere Schwester sucht. «Endlich sehe ich das Licht» aus «Rapunzel – neu verföhnt» (2010). Die Geschichte über ein Mädchen mit aussergewöhnlich langen Haaren. «Chliini Händ» aus «Schellenursli» (2015). Die Geschichte über den jungen Ursli aus dem Unterengadin. «Wir wollen ein Tier» aus «Die Schule der magischen Tiere» (2021). Die Geschichte über die junge Ida, die nach einem Umzug mit ihrer Familie an eine neue Schule wechselt. «This Is Me» aus «The Greatest Showman» (2017). Die Geschichte über einen Familienvater, der seine Arbeit verliert und einen Zirkus gründet. Jenes Musical aus dem Jahr 2017, welches die Kinder momentan am Üben sind. Und welches sie an sich glauben lässt.

Und nicht zuletzt: «Probier’s mal mit Gemütlichkeit» aus «Dschungelbuch» (1967). Die Geschichte über den kleinen Mogli, der mit dem stets fröhlichen Bären Balu und dem besonnenen Panther Baghira im Dschungel lebt. Ein Film übrigens, den viele Primarschülerinnen und Primarschüler nicht mehr kennen. Kaum zu glauben. Aber probieren kann man es ja trotzdem einmal. Das mit der Gemütlichkeit.

www.kijusingwoche.ch

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