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Auf Streife

Auf der A13 mit einer Verkehrspatrouille der Kantonspolizei Graubünden.

Bündner Woche
13.07.22 - 10:47 Uhr
Leben & Freizeit
Im Einsatz: An der Raststätte «Heidiland» hält die Verkehrspatrouille unter Michael Grond, um ein Fahrzeug zu kontrollieren.
Im Einsatz: An der Raststätte «Heidiland» hält die Verkehrspatrouille unter Michael Grond, um ein Fahrzeug zu kontrollieren.
Laura Natter

Von Laura Natter

Der Himmel über Chur ist wolkenverhangen. Kurz zuvor ergoss sich der Regen auf den Asphalt vor dem Polizeikommando der Kantonspolizei Graubünden. Drei Polizeiautos stehen vor dem Gebäude an der Ringstrasse 2. Weiss und orange leuchten sie im Grau der Umgebung. Der Blick schweift zum Himmel. Was das Wetter heute noch bringen mag? Die Ungewissheit passt zu jenem Freitagmorgen Anfang Juli.

«Wir wissen nie, was der Tag bringt.»

Sie passt zu jedem Tag von Polizist Michael Grond und seinem Kollegen, der hier nicht namentlich erwähnt werden möchte. «Wir wissen nie, was der Tag bringt», sagt Michael Grond dann auch ein paar Minuten später auf dem Beifahrersitz in einem der Polizeibusse sitzend. Sein Kollege nickt und manövriert das Fahrzeug aus dem Parkplatz. Es geht auf die Autobahn A13. Für die nächsten zwei Stunden ist sie die Wirkungsstätte der Verkehrspatrouille. Stunden, die einiges mit sich bringen werden. Noch ist ungewiss, was.

Es geht Richtung Norden, Richtung Raststätte «Heidiland». Wenig Verkehr, sogar in Richtung Süden, obwohl an jenem Freitag die Ferien in Graubünden beginnen. Sowieso sei ihr Tag bis jetzt recht ruhig gewesen, meinen die beiden. Um 6 Uhr hat ihre Schicht begonnen, um 15 Uhr endet sie. Es sind nicht per se die Schichten zu Beginn des Wochenendes, die für die Verkehrspolizei besonders streng sind. Trotz hohem Verkehrsaufkommen könne es ruhig sein, erklärt der Polizist. Dafür kann jede andere Schicht an jedem anderen Tag anstrengend sein. «Jeder Tag ist anders», sagt Michael Grond kurz und bündig. Das ist es, was beide Polizisten an ihrem Job schätzen. Die Vielseitigkeit und die Abwechslung.

«Wir verteilen übrigens nicht nur Bussen», sagt Michael Grond dann auch und lacht. Nicht das Bestrafen und Ahnden ist die Motivation am Job. Vielmehr ist es das Gefühl von Sicherheit, das die beiden Polizisten vermitteln wollen. Das Credo «Die Polizei, Ihr Freund und Helfer» passt hier wohl.

Im Schritttempo an Autos, Lastwagen und Bussen vorbei.

Der Polizeiwagen nimmt die Ausfahrt zum Rastplatz auf Höhe Landquart. Im Schritttempo geht es an Autos, Lastwagen und Bussen vorbei. Die Polizisten schauen nach links und rechts, sehen Menschen, die sich die Beine vertreten, die vor der
Toilette warten oder auf ihr Handydisplay schauen. Nichts Auffälliges. Die Fahrt geht weiter. Mit den Jahren entwickle man ein Gefühl für Aussergewöhnliches, meint Michael Grond. Es ist die Aufgabe der Verkehrspolizei, Auffälligem neben und auf der Strasse nachzugehen. Das oberste Ziel ist es, die Sicherheit auf der Strasse zu gewährleisten. Dafür kontrollieren die Polizisten Verkehrssignale und Leitplanken, sie führen Verkehrskontrollen durch, sie räumen nach einem Gewitter auch mal Äste weg, leisten bei einem Unfall Erste Hilfe, kontrollieren Ladungen auf Lastwagen, regeln den Verkehr und ja – verteilen auch manchmal Bussen. Der Aufgabenbereich ist gross.

«Die Leute müssen mit auf den Posten.»

Wie gross, das zeigt sich einige Kilometer weiter nördlich bei der Raststätte «Heidiland». «Kontrollieren wir schnell diesen Bus da hinten», sagt Michael Grond zu seinem Kollegen und zeigt auf ein silberfarbenes Fahrzeug. «Tatsächlich», sagt der Polizist ein paar Minuten später. Er hält drei Ausweise in der Hand. Sein Kollege steht am Fenster des Fahrers, Michael Grond tritt zu ihm. Die Polizisten stellen dem Lenker knappe Fragen, die Blicke sind ernst. Augenblicke später kehrt die Patrouille zum Polizeibus zurück. Die drei Ausweise liegen immer noch in Michael Gronds Hand. «Die Leute müssen mit auf den Posten. Sie folgen uns jetzt in ihrem Fahrzeug.»

Unter Kontrolle: Michael Grond überprüft die drei Ausweise.
Unter Kontrolle: Michael Grond überprüft die drei Ausweise.

Wieder zurück auf der Autobahn, erklärt Michael Grond, was gerade passiert ist. Der Fahrer sei ausgeschrieben, bedeutet, dass er im automatisierten Polizeifahndungssystem (Ripol) vermerkt ist. Er hat eine Strafe nicht verbüsst, beziehungsweise konnte die Busse nie zugestellt werden, weil die richtige Adresse fehlte. Nun muss der Fahrer auf dem Polizeiposten in Landquart mit seiner Unterschrift bezeugen, dass er den Strafbefehl zur Kenntnis nimmt. Die Busse wird daraufhin nochmals zugestellt. Falls sie wieder nicht bezahlt wird, wird auf Ripol ein Haftbefehl ausgeschrieben.

Verdächtiges Verhalten der Fahrzeuginsassen

Michael Grond sitzt in der Zwischenzeit vor dem Computer in einem Zimmer auf dem Posten in Landquart. Sein Kollege erklärt dem Täter das Unterfangen. So wird es der Journalistin nachträglich erzählt, sie darf beim Gespräch nicht dabei sein.

«Ja, auch das gehört zu unserem Alltag», sagt Michael Grond etwa eine halbe Stunde später wieder im Polizeibus sitzend. Auf die Frage, warum sie genau dieses Fahrzeug kontrolliert hätten, nennen die Polizisten das verdächtige Verhalten der Fahrzeuginsassen als Grund. Die Polizisten versuchen, allen Menschen gleich zu begegnen. «Das wirkt auf Lenkende, die nichts falsch gemacht haben, vielleicht arrogant und distanziert. Doch wir wissen bei einer Kontrolle nie, mit wem wir es zu tun haben. Wir begegnen deshalb allen Menschen zuerst mit Distanz. Wenn sich herausstellt, dass alles in Ordnung ist, liegt ein Spässchen schon drin», meint Michael Grond schmunzelnd.

«In einem solchen Fall hofft man, dass man nicht zu spät kommt.»

«Zwischen Chur Nord und Chur Süd liegt ein Gegenstand auf der Fahrbahn», sagt der Kollege am Steuer. Die Patrouille ist zurück auf der A13, jetzt in Richtung Süden. Gerade ist die Meldung über den Funk eingetroffen. Für die Polizisten hat sich der Fall aber bereits erledigt, als sie die Stelle passieren. Es geht also weiter. Weiter ins Schwerverkehrskontrollzentrum Unterrealta in Cazis. Die Verkehrspolizei unterstützt das Team vor Ort oder kontrolliert den Schwerverkehr unterwegs. Gerade ist Schichtwechsel in Cazis. Nach einem kurzen Hallo geht es für die beiden Polizisten auch schon wieder weiter, zurück nach Chur. Kurz nach Rothenbrunnen dann noch die eine Schreckensmeldung: Person auf dem Gleis. Da die Churer Patrouille bereits zu weit vom Geschehen weg ist, rücken die Kollegen aus Thusis aus. «In einem solchen Fall hofft man natürlich immer, dass man nicht zu spät kommt», sagt Michael Grond. Wenn dem aber so ist, ist es die Aufgabe der Polizei, das weitere Vorgehen zu koordinieren und die Familie zu kontaktieren. Das sei hart, meint Michael Grond nachdenklich. Auch für die Polizisten sind solche Fälle keine Routine.

Zurück in Chur. Zurück vor dem Polizeikommando an der Ringstrasse 2. Die beiden Polizisten haben nun Mittagspause. Nach dem Mittag geht es nochmals zurück auf die Strasse, danach wird Administratives erledigt. Inzwischen lugt die Sonne durch die Wolkendecke. Hoffentlich ein gutes Omen für den weiteren Tag der beiden Polizisten.

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