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Vom SBB-Radiosender in den Zügen bis zur Steuer auf Buzzwords

In der Schweiz haben Medien und Institutionen zum 1. April ihre Leserschaft teils mit unwahren Meldungen veräppelt. Nachfolgend einige Themen, die wahr sein könnten, wohl aber als April-Scherz zu taxieren sind.

Agentur
sda
01.04.24 - 20:18 Uhr
Leben & Freizeit

ZUG-RADIO: Die SBB lancieren mit «SBB on air» einen Radiosender in den Zügen. Ab dem 22. April präsentiert der über DAB+ streambare Sender beste Eisenbahn-Songs, aktuelle Bahnverkehrsinfos sowie wissenswerte Informationen über den öffentlichen Verkehr und über die Geschichte und Entwicklung des Eisenbahnwesens, wie das Bahnunternehmen auf der Plattform X mitteilte. Gemäss einer Umfrage tragen viele Fahrgäste während ihrer Zugreise für Musik Kopfhörer und verpassen so teils wichtige Zugdurchsagen. Der SBB-Radiosender will da Abhilfe schaffen. Falls sich das Konzept bewähre, überlegen sich die SBB, das Programm um streckenbezogene Spezialinhalte zu ergänzen.

SELBST-BOARDING: Der Flughafen Genf hat für Passagiere einen neuen Service zum Einsteigen ins Flugzeug angekündigt. Mit einem elektrischen Gokart können diese ab sofort ihr Flugzeug selbstständig über eine signalisierte Strecke erreichen, ohne an der Sicherheitskontrolle lange warten zu müssen, wie der Flughafen auf X in einem Video mitteilte. Zudem können die Passagiere einen Blick hinter die Kulissen etwa bei der Gepäckabfertigung des Flughafens werfen. Benutzen darf den Service, wer über einen Fahrausweis verfügt sowie Helm und Sicherheitsgurte anlegt. Fussgänger auf dem Rollfeld und auch Flugzeuge haben Vortritt.

OSTERHASEN-VERBOT: Die Website «20 minutes» berichtete, dass eine antispeziesistische Vereinigung erreicht hat, dass man künftig zu Ostern keine Schokoladenhasen mehr essen darf. Ab 2025 sollen diese Süssigkeiten andere Formen - etwa von Autos - haben. Der Bundesrat habe die Forderungen eines Schweizer Tierschutzvereins erhört. Er stehe kurz davor, den Verkauf von Schokoladenfiguren, die lebende Kreaturen imitierten, ab dem nächsten Jahr landesweit zu verbieten.

WANDERN: Das in der Schweiz beliebte Wandern soll eine olympische Disziplin werden. Im Sommer 2024 werde Wandern vom Organisationskomitee der Olympischen Sommerspiele offiziell als neue Disziplin vorgestellt, berichtete die Dachorganisation Schweizer Wanderwege. Die beliebte Sportart werde an einem Demonstrationswettbewerb für die langfristige Aufnahme in den Wettkampfkatalog getestet. Auf Schweizer Wanderwegen sind jährlich über vier Millionen Wanderinnen und Wanderer unterwegs.

BUZZWORDS: Die Partei für Rationale Politik, Allgemeine Menschenrechte und Teilhabe Parat hat die Idee für die Einführung einer Lenkungsabgabe auf den Gebrauch von Trendwörtern - sogenannten Buzzwords - lanciert. Die Abgabe soll Anreize schaffen, den «inflationären Gebrauch» von Schlagwörtern wie «Digitalisierung», «Nachhaltigkeit», «Resilienz» und «Inklusion» zu minimieren, wie die Partei mitteilte. Die Massnahme ziele darauf ab, die Qualität in politischen Debatten zu erhöhen und gleichzeitig den nachhaltigen Einsatz von Sprache zu fördern. Die Abgabe soll durch KI-Technologien (Künstliche Intelligenz) erhoben werden und Parteien zugute kommen, die sich für einen «Buzzword-freien» Diskurs einsetzen.

STIMMRECHT: In der Schweiz sollen die Menschen ab 62 Jahren ihr Stimmrecht verlieren. Die Jungen Grünen kündigten zum 1. April in einer Mitteilung Vorstösse «auf allen Ebenen» für das maximale Stimmrechtsalter 62 an. Solange Jugendliche in den ersten 18 Lebensjahren kein Stimmrecht hätten, solle man auch in den letzten 18 Lebensjahren nicht mehr an die Urne dürfen, so die Jungpartei. Die Lebenserwartung in der Schweiz betrage etwa 80 Jahre, wenn davon 18 Jahre abgezogen würden, komme man auf ein maximales Stimmrechtsalter von 62 Jahren. Weil Frauen im Durchschnitt älter werden, sollen sie entsprechend länger abstimmen und wählen dürfen.

ROBOTERAUTOS: Der Auto-Abo-Anbieter Carvolution hat mit dem Bundesamt für Strassen (Astra) die schweizweit grösste Pilotphase für autonomes Fahren auf öffentlichen Strassen angekündigt. Bis Ende 2024 sollen laut einer Mitteilung des Unternehmens tausende Fahrzeuge mit modernsten Automatisierungssystemen auf Schweizer Strassen zum Einsatz kommen, um wichtige Erkenntnisse zur Sicherheit und Effizienz des autonomen Fahrens zu gewinnen. Untersucht würden drei Aspekte: Die Sicherheit, die Kommunikation der Fahrzeuge untereinander und mit der Infrastruktur für einen besseren Verkehrsfluss sowie die Akzeptanz in der Bevölkerung. Ein erster Testbericht soll im November 2024 vorliegen.

WOLKENNAMEN: SRF Meteo hat zum 1. April einen Aufruf gestartet, neue Namen für spezielle Wolken zu finden. Gesucht wurden Namen für Wolken, die einem Gegenstand oder einem Tier ähneln. Aufgrund grosser Lücken im internationalen Wolkenatlas habe die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) seit Anfang des Jahres einen geeigneten Wetterdienst für das Projekt gesucht, teilte SRF Meteo mit. Am Ostermontag sei man mit der Aufgabe betraut worden. Man habe sich gegen namhafte Bewerber wie den Deutschen Wetterdienst (DWD), BBC Weather oder Meteo France durchgesetzt. Leserinnen und Leser wurden aufgerufen Fotos von Wolken etwa in Elefanten-, Drachen-, Herz- oder Hutform inklusive Namensvorschlägen einzureichen.

POLIZEIVELOS: Die Stadtpolizei Winterthur ersetzt laut eigenen Angaben per sofort über 20 Jahre alte Kleinwagen der Quartierpolizei in einem Pilotversuch durch klimafreundliche Leichtmotorfahrräder. Mit den Gefährten, die aussehen wie Kindervelos, wollen die Beamtinnen und Beamten noch bürgernäher in den Winterthurer Quartieren unterwegs sein. Tempoexzesse müssen sie nicht fürchten: Die mit Strom betriebenen Zweiräder haben eine Maximalgeschwindigkeit von 20 km/h. Die Zweiräder könnten innert weniger Sekunden zusammengeklappt und wie ein Koffer gezogen werden, hiess es. Dies ermögliche den Polizistinnen und Polizisten auch spontane Fusspatrouillen in ihren Quartieren. -«Wir haben uns einen Scherz erlaubt», stellte die Polizei am Abend klar. Richtig sei aber, dass die smarts tatsächlich demnächst ausgemustert werden müssten und voraussichtlich durch Elektrofahrzeuge, allerdings auf vier Rädern, ersetzt würden.

SOLARDACH: Die «Südostschweiz» schickte ihre Onlineleser mit einer Solarprojekt-Idee in den April. Im Kanton Graubünden stiessen einige hochalpine Grosssolarprojekte auf Widerstand, zuletzt jenes im Skigebiet Splügen-Tambo. Nun sollen grössere Bauten ins Visier genommen werden. So plane die Stadt Chur vorerst, das Dach des historischen Schlosses Haldenstein mit Solarpanels zu bedecken. Die Dachfläche des Baudenkmals sei ausreichend gross und die alten Ziegel würden den Stadtpräsidenten von Chur optisch schon länger stören.

DENKMAL: Im Zuge der neuen Bahnhofgestaltung in Bern soll die überlebensgrosse Statue des Berner Schultheissen und Feldherrn Adrian von Bubenberg (1434-1479) ins Schloss nach Spiez verfrachtet werden - einstiger Hauptwohnsitz der von Bubenberg. Die Gemeinde Spiez habe der Stadt Bern ein entsprechendes Angebot gemacht, berichteten «Berner Zeitung» und «Bund» online. «Das stattliche Denkmal würde sehr gut in den Innenhof unseres Schlosses passen», wurde die Spiezer Gemeindepräsidentin Jolanda Brunner zitiert. Im Gegenzug zur grossen Statue soll Bern das sehr viel kleinere Denkmal von Bubenberg auf der Schlossterrasse erhalten.

WAPPENVOGEL: Die Zürcher Flughafengemeinde Rümlang hat sich zum 1100-jährigen Bestehen ein neues Wappen geschenkt. Dabei soll das bisher abgebildete Einhorn wegfallen und durch einen Waldrapp ersetzt werden, wie der «Tagesanzeiger» online berichtete. Grund für den Relaunch sei, dass sich im vergangenen Frühjahr zwei Waldrappe auf einem Fenstersims in Rümlang niedergelassen hätten, um zu brüten. Zwei Küken gingen dabei hervor. Der Vogel galt zuvor hierzulande während 400 Jahren als ausgestorben.

SCHERZWERKSTATT: Das Nachrichtenportal Ajour.ch verriet, was viele Menschen nicht wüssten: Ein grosser Teil der 1.-April-Scherze stammt demnach aus dem Seeland. Genauer: aus der Justizvollzugsanstalt (JVA) Witzwil BE. Dort könnten die Insassen an einem jeweils dreimonatigen Sonderprogramm teilnehmen und sich unter kundiger Anleitung im Verfassen von Aprilscherzen üben. Diese jährlich über hundert Scherze würden dann in der ganzen Schweiz zum Verkauf angeboten. «Seit Bestehen dieses Programms konnten wir unseren Anteil am Schweizer Aprilscherz-Markt auf über 50 Prozent steigern», verriet Anstaltsdirektor Balz Bütikofer dem Portal.

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