Politischer Vorstoss als Höhepunkt
Unter anderem bleibende Kenntnisse in Englisch, Programmieren, Staatskunde und ganz viel Selbstvertrauen nehmen die beiden 3. Realklassen aus dem Projekt «Davos Codes» mit. Und ihre Reise ist noch nicht zu Ende.
Unter anderem bleibende Kenntnisse in Englisch, Programmieren, Staatskunde und ganz viel Selbstvertrauen nehmen die beiden 3. Realklassen aus dem Projekt «Davos Codes» mit. Und ihre Reise ist noch nicht zu Ende.

Als der Projekt-Coach Su vor drei Jahren ihre Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern begann, sprach sie langsam und wählte ihre Worte sorgfältig. Inzwischen redet sie frei von der Leber weg: Sie weiss, dass die Englischkenntnisse ihrer Ansprechpartner dies inzwischen erlauben. Während drei Jahren hatten die Klassen jeweils bis zur fünf Wochen im Jahr am Projekt «Davos Codes» gearbeitet und sich dabei neue Fähigkeiten nicht nur in Englisch angeeignet. Mit der Idee war die Firma Salesforce vor Jahren an die Schule herangetreten und seither wird jedes Jahr etwas Neues umgesetzt. Damit solle dem Gastgeber-Ort des WEF-Jahrestreffens etwas zurückgegeben werden, begründet der WEF-Partner sein andauerndes Engagement. Was 2016 mit einer Spende von Computern begann, ist inzwischen zu einem wichtigen Austausch zwischen Schule und Firma geworden. «Was hier geleistet wird, könnten wir als Schule gar nicht anbieten», stellt Klassenlehrer Enrico Buchli fest. «Mal abgesehen davon, dass ich Projektunterricht sowieso als die Schulform der Zukunft ansehe, bringt Salesforce nicht nur Wissen, sondern auch das ganze Material mit.» Gemeint sind damit unter anderem die vielen kleinen und grösseren Sensoren, Motoren und Computerbestandteile, die die Klassen brauchen, um die Projektvorgaben erfüllen zu können. Daraus entstanden jedes Jahr aufs Neue kleine Objekte, die mit der Umwelt reagieren. Dieses Jahr bauten die Teenager Kartonhäuser, die auf äussere Reize reagieren, «Smart Homes».
Arbeit von drei Jahren
Im ersten Jahr der aktuellen Zusammenarbeit hatten die beiden Realklassen mithilfe von Mikrofonen und Fotofallen die Tierwelt ihrer Umgebung erkundet. Im Jahr darauf entnahmen sie Wasser aus dem Davosersee und stellten dabei fest, dass auch dieser Mikroplastik enthält. Dieses Jahr gingen sie einen Schritt weiter und beschlossen, sich des Davoser Abfallproblems anzunehmen. Es wurde eine App entwickelt, die es erlaubt, Littering zu dokumentieren. Seit Dezember sind die Teenager damit nun unterwegs und wollen die Verwendung der App auch anderen nahebringen. Zum Beispiel tourten sie mit einer Präsentation durch die anderen Klassenzimmer des Oberstufenschulhauses und informierten ihre Altersgenossen über ihre Arbeit und Erkenntnisse. Ausserdem soll an der Quelle angesetzt werden und zum Beispiel Gäste darüber informiert werden, kein Wasser in PET-Flaschen zu kaufen, da das Davoser Hahnenwasser hervorragend ist. Wie diese Erkenntnis später an den Mann respektive die Frau gebracht werden soll, ist noch offen.
Praktische Staatskunde
Besonders stolz ist man jedoch auf die Eingabe an die Gemeinde, die aufgegleist wurde. Im Grossen Landrat Lukas Kistler fanden sie einen Mitstreiter. Zusammen mit seiner Ratskollegin Andrea Ambühl formulierte er das Schreiben, die Klassen postierten sich anlässlich der Landratssitzung vor dem Eingang zum Sitzungszimmer und rangen den eintreten-den Parlamentariern ihre Unterschriften ab. So kam es, dass am 9. Januar eine Interpellation übergeben werden konnte, die die Unterschriften von zwölf von total siebzehn Ratsmitgliedern trägt. Sie informiert die Davoser Regierung über das Mikroplastik im See und über die Resultate der Müll-App. Mit dieser werden zahlreiche Hinterlassenschaften dokumentieren, vor allem Zigarettenstummel. Dies trotz vorhandener Entsorgungsmöglichkeiten. Entsprechend definierten die Teenager die Handlungsfelder Recycling im Haushalt wie im öffentlichen Raum sowie die Prävention von Littering und Mikroplastik, bei denen sie Antworten erwarten. «Das ist Staatskundeunterricht, den sie nie vergessen werden», lobt Klassenlehrerin Iris Bernath. Besonders, da er noch weitergehen wird. Denn in spätestens drei Monaten sollen die Antworten vorliegen.
Auftritt am WEF
Zu diesem Zeitpunkt werden die Schülerinnen und Schüler sicher wieder im Saal des Grossen Landrats zugegen sein. Gestärkt von den Erlebnissen von ihrem erneuten Auftritt im Rahmen des WEF-Jahrestreffens. Wie schon in den vergangenen Jahren gehört ihnen am Montag eine der Salesforce-Lounges, wo sie ihren Eltern und einem interessierten Publikum ihre Arbeiten zeigen können. Dieses Jahr haben sie Treffen einerseits mit einer Vizepräsidentin von Salesforce zum Thema KI und andererseits mit einem «YouTuber» über Karrieremöglichkeiten in der Technologie. Ausserdem können sie mit einem Professor der Cornell Universität über Klimawandel und dessen Auswirkungen auf kommende Generationen diskutieren.
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