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Lebensnerv für die Schneesportschule

Apere Wiesen anstatt Schneehänge. So präsentieren sich die Talflanken zunehmend. Von der frühen Schneeschmelze beeinträchtigt ist auch der Skischulbetrieb. Der Skilift Bünda musste zwei Wochen früher schliessen als sonst.

Barbara
Gassler
22.03.23 - 06:45 Uhr
Wirtschaft
Saisonende: Auf Bünda werden in diesem Winter keine Novizen mehr in den Schneesport eingeführt.
Saisonende: Auf Bünda werden in diesem Winter keine Novizen mehr in den Schneesport eingeführt.
bg

«Unsere Vorväter schufen die Tallifte in weiser Voraussicht», sagt Daniel Ammann, Geschäftsführer der Schneesportschule Davos (SSSD). Bünda und Bolgen – dort befindet sich der Geissloch-Lift im Besitz der Schule – sind geradezu ideal für Schneesporteinsteiger. «Ganz am Anfang brauchen sowohl Erwachsene als auch Kinder flaches Gelände.» Dieses finden sie auf den beiden Übungsgeländen, die Ammann als Lebensnerv der SSSD bezeichnet. «Bolgen und Bünda bieten alle Schwierigkeitsgrade, um sich die technischen Fertigkeiten anzueignen, damit man sich am Berg sicher fühlen kann.» Denn dorthin gehörten Anfänger definitiv nicht, und er mache ihnen auch Angst. «Es ist wie beim Schwimmen. Da braucht man zuerst auch Boden unter den Füssen.» Dazu komme, dass man sich wohl kein teures Ticket kaufen wolle, wenn man noch gar nicht wisse, wie lange man es auf dem Schnee überhaupt aushalte.

Entsprechend wurde auch in diesem Winter alles unternommen, um die Übungsgelände solange als möglich offen zu halten. Doch am 4. März musste der Skilift Geissloch für den Schulbetrieb geschlossen werden. «Abends wird er noch von verschiedenen Rennteams für Trainings genutzt.» Dank der beschneiten Pisten des Bolgenareals – dort ist die Pistenpräperation Sache der Davos Klosters Bergbahnen – kann der Schulbetrieb dennoch sichergestellt werden. Ammann: «Unsere Einheimischen-Kurse von vergangener Woche zogen wir daher auf Bolgen zusammen.»

Mal so, mal so

Die Bünda hingegen wird von der SSSD als eigenes kleines Skigebiet selbst betrieben. «Um den Schulbetrieb da aufrecht zu erhalten, führten wir zuletzt mit Fahrzeugen Schnee von der Weltcuploipe her und verteilten ihn», berichtet der Schulleiter. Das habe man noch nie zuvor machen müssen. Überhaupt habe der schneearme Winter zu Mehrarbeiten geführt. Um die Pisten beim «Zauberteppich», den beiden Seilliften und dem Bügellift im Schuss zu halten, habe das Personal viel mehr schaufeln müssen als andere Jahre. Doch schliesslich musste man sich angesichts des Schneemangels und der frühlingshaften Temperaturen geschlagen geben und am 10. März schliessen. Für Ammann ist das jedoch kein Weltuntergang. «Eine Offenhaltung bis Ostern ist ohnehin utopisch.» Wenn das Skigebiet von Mitte Dezember bis etwa Ende März betrieben werden könne, sei das für sie genügend. Hochbetrieb herrsche nämlich vor allem an Weihnachten/Neujahr und während der Sportferien. Ausnahmen seien die beiden letzten Jahre gewesen. Die Corona-Pandemie, und da speziell die geschlossenen Restaurants, hätten nämlich dazu geführt, dass viele Leute für zwei Stunden auf den Schnee gekommen und am Mittag wieder nach Hause gegangen seien. «Gerade hatten wir also zwei sehr gute und mit der aktuellen eine schwierige Saison.»

Keine Beschneiung beabsichtigt

Die Klimaprognosen stellen zunehmend wärmer werdende Winter in Aussicht. Wäre es da nicht verlockend, auch den Bündahang mit technischem Schnee ausrüsten zu können? Sie hätten sich diese Fragen durchaus auch schon gestellt, erklärt Ammann. «Die Projekte wurden aber alle wieder verworfen.» Neben der Schwierigkeit, eine Beschneiung in dieser Umgebung überhaupt zu realisieren – Lärmbeschwerden lassen grüssen – stelle sich auch die Frage nach der Wirtschaftlichkeit. «Es sind nicht nur die Investitionen, die getätigt werden müssen. Es müssen auch die laufenden Betriebskosten im Auge behalten werden.» Das rechne sich nur, wenn damit mehr Leute ins Skigebiet kommen würden. Denn zur Zeit des grössten Ansturms um Weihnachten und im Februar könnten sie den Betrieb gut aufrecht erhalten. Ausserdem würden sie dank dem ebenen Untergrund, einem kleineren Pistenfahrzeug und einem sehr erfahrenden Fahrer auch mit einer dünnen Schneedecke gut klarkommen. «Er ist schon seit 30 Jahren auf der Bünda unterwegs und hat ein sehr feines Händchen.»

Ein Selbstläufer ist die Bünda dennoch nicht. «Wir unterliegen der gleichen strengen Aufsicht wie alle Seilbahnen und müssen ständig investieren.» Gerade letztes Jahr hätten sie nach zwanzig Jahren ihren «Ratrac» ersetzten müssen, und eine Getriebesanierung habe mit rund 70 000 Franken zu Buche geschlagen. «Ausserdem mussten wir nach einem Blitzeinschlag eines der Seile neu spleissen.»

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