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Internationale Studie mit Berner Beteiligung zu Impf-Komplikation

Die Verstopfung von Hirnvenen ist eine sehr seltene, aber hochgefährliche Komplikation nach Gabe der Impfstoffe von Oxford-AstraZeneca und Janssen/Johnson&Johnson. Eine internationale Studie unter Berner Leitung zeigt Massnahmen auf, die die hohe Sterblichkeit senken.

Agentur
sda
28.09.21 - 17:00 Uhr
Wirtschaft
Die Hirnvenenthrombose ist eine seltene, höchst gefährliche Impf-Komplikation, die weltweit 116 Menschen auf die Covid-Intensivstation gebracht hat; die Hälfte starb. Das Inselspital Bern hat sich an einer Studie beteiligt, welche Massnahmen gegen diese…
Die Hirnvenenthrombose ist eine seltene, höchst gefährliche Impf-Komplikation, die weltweit 116 Menschen auf die Covid-Intensivstation gebracht hat; die Hälfte starb. Das Inselspital Bern hat sich an einer Studie beteiligt, welche Massnahmen gegen diese…
Keystone/GAETAN BALLY

In die Studie einbezogen wurden 116 Patientinnen und Patienten. 78 von ihnen wiesen Hirnvenenthrombosen mit Blutplättchenmangel auf. Nur in zwei Fällen trat die Komplikation nach Impfung mit dem Wirkstoff von Janssen/Johnson&Johnson auf, bei 76 Geimpften war AstraZeneca der Auslöser. Die Studienresultate sind für die Schweiz von Interesse, da hier Impfungen mit dem Produkt von Janssen/Johnson&Johnson bald zur Verfügung stehen werden.

Von den Patientinnen und Patienten, bei denen sich nach der Impfung diese spezielle Nebenwirkung zeigte, lagen bei Zuweisung ins Spital ein knappes Viertel im Koma, 68 Prozent wiesen Hirnblutungen und begleitende Thrombosen auf. Fast die Hälfte starb im Spital, wie das Berner Inselspital am Dienstag mitteilte. Das Stroke Center am Inselspital, Universitätsspital Bern, leitete zusammen mit dem University Medical Center (UMC) Amsterdam die Studie und rekrutierte einen Teil der Kontrollgruppe.

Die Studie zeigt, dass diejenigen Patientinnen und Patienten, die nach der Impfung einen Abfall der Konzentration von Blutplättchen aufwiesen, häufig einen schweren Verlauf der Komplikation hatten. Damit unterschieden sich Patienten mit einer Thrombozytopenie (Blutplättchenarmut) deutlich von den übrigen Patientinnen und Patienten mit einer Hirnvenenthrombose nach der Impfung.

Antikörper gegen den Blutplättchenfaktor PF4 wurden bereits früh als wichtiger Faktor bei der Verklumpung von Thrombozyten mit der Folge einer Thrombozytopenie erkannt. Seither kamen gezielte Therapien zum Einsatz wie Immunglobuline und Plasmaaustausch.

Erkenntnisse führen zu besseren Therapien

Die aktuelle Studie stellte fest, dass seit dieser Erkenntnis und aufgrund entsprechend angepasster Therapien, die Sterblichkeit nach Hirnvenenthrombose bei Blutplättchenarmut von 61 auf 42 Prozent gefallen ist. Neuere noch unveröffentlichte Daten und eine bereits publizierte britische Studie weisen in die gleiche Richtung und zeigen eine nochmals deutlich reduzierte Sterblichkeit.

Die Leitung der Studie, welche das Inselspital mit innehatte, war wegen der Seltenheit der Komplikation sehr anspruchsvoll. Viele der an der Untersuchung beteiligten Spitäler hatten nur einen einzigen Fall. Es wurden Daten aus 81 Spitälern in 19 Ländern in einem prospektiven webbasierten Register zusammengetragen. Aus der Schweiz wurde kein einziger Fall gemeldet.

Das laufend weiter ergänzte Register mit den detaillierten Profilen derjenigen Patientinnen und Patienten, die nach einer Impfung mit einem der beiden genannten Impfstoffe eine Sinusvenenthrombose erlitten, soll helfen, die Sterblichkeit durch eine gezielte Therapie weiter zu senken.

*Fachpublikationsnummer DOI : 10.1001/jamaneurol.2021.3619

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