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Das Schicksal meint es nicht gut mit den tropischen Nebelwäldern

Die artenreichen tropischen Nebelwälder bedecken nur einen winzigen Teil der Erde - und ihre Fläche schrumpfte seit der Jahrtausendwende um bis zu acht Prozent. Das berichtet ein internationales Team unter Leitung der WSL im Fachmagazin «Nature Ecology and Evolution».

Agentur
sda
29.04.21 - 17:00 Uhr
Wirtschaft
Tropische Bergnebelwälder wie der Manusela-Nationalpark auf der indonesischen Insel Seram zählen zu den artenreichsten Lebensräumen der Welt. Doch die Fläche dieser Ökosysteme verkleinerte sich in den letzten zwei Jahrzehnten.
Tropische Bergnebelwälder wie der Manusela-Nationalpark auf der indonesischen Insel Seram zählen zu den artenreichsten Lebensräumen der Welt. Doch die Fläche dieser Ökosysteme verkleinerte sich in den letzten zwei Jahrzehnten.
Dirk Karger / WSL

Die Forschenden um den Biologen Dirk Karger von der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) nutzten Satellitendaten, um die Veränderung der Fläche von tropischen Bergnebelwäldern zwischen den Jahren 2001 und 2018 zu erfassen.

Sie stellten fest, dass diese oft von Nebel und Wolken umgebenen Ökosysteme im Jahr 2001 gerade einmal 0,4 Prozent der Landoberfläche bedeckten. Und während des untersuchten Zeitraums gingen etwa 2,4 Prozent der Nebelwald-Fläche weltweit verloren, in einigen Regionen betrug der Verlust sogar mehr als acht Prozent.

Verlust auch in Schutzgebieten

Obwohl tropische Nebelwälder noch nicht ausreichend dokumentiert seien, beherbergten sie vermutlich die weltweit grösste Vielfalt an Epiphyten, Moosen, Farnen, Flechten, Bromelien und Orchideen, schreiben die Autoren in ihrer Studie. Eine Vielzahl von Tieren wiederum ernährten sich von diesen Organismen oder nutzten die Wälder als Lebensraum.

Diese aussergewöhnlichen Ökosysteme zu schützen, ist deshalb für die Biodiversität wichtig. Zwar zeigen Schutzgebiete Wirkung - doch nur, wenn sie nicht zugänglich sind und weit weg von menschlichen Siedlungen liegen, wie die WSL am Donnerstag mitteilte. So gingen vierzig Prozent des in der Studie berechneten Verlusts auf das Konto von geschützten Gebieten.

Denn den Naturschutzbehörden fehlen in vielen Ländern die finanziellen Mittel, um die Gebiete ausreichend vor menschlichen Aktivitäten wie Abholzung zu schützen. Solche «Papier Parks», also Schutzgebiete, die nur auf dem Papier bestehen, seien keine Seltenheit, sagte Karger. Dass der Schutz so wenig bringe, habe ihn trotzdem überrascht.

Auch Klimawandel bedroht Wälder

Nicht nur der Mensch, sondern auch der Klimawandel macht den Wäldern zu schaffen. Denn verschiebt sich die Wolkengrenze, gerät der Wasserhaushalt der Ökosysteme durcheinander. Auch Extremereignisse wie Feuer, Stürme oder Dürren werden im Zuge des globalen Klimawandels verstärkt.

«Um die Nebelwälder als einen Hort unvergleichlicher Biodiversität zu erhalten, braucht es daher neue, globale Initiativen, die all diesen Aspekten gerecht werden», so Karger.

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