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Kanton befindet wirtschaftliche Lage in Glarus für gut

Die Task Force Wirtschaft schätzt die wirtschaftliche Lage im Kanton Glarus insgesamt positiv ein, auch wenn sich die Situation in einigen Branchen zuspitzt. Zusätzliche Hilfen werden ausgerichtet.

Südostschweiz
01.04.21 - 15:51 Uhr
Wirtschaft
Glarner Betriebe werden mit zusätzlichen Härtefallgeldern unterstützt.
Glarner Betriebe werden mit zusätzlichen Härtefallgeldern unterstützt.
PRESSEBILD

An ihrer jüngsten Sitzung beurteilte die Glarner Task Force Wirtschaft die aktuelle wirtschaftliche Situation im Kanton. Dies teilt die Regierung mit.

Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit stabil

Mit 2,5 Prozent sei die Arbeitslosigkeit im Kanton auf einem stabilen Niveau. Die Fluktuation hingegen sei hoch. Am meisten Stellensuchende kommen aus dem Baugewerbe (15 Prozent), gefolgt von dem Gastgewerbe (11 Prozent), dem Detailhandel (10 Prozent), dem Sozial- und Gesundheitswesen (9 Prozent) und den Reparaturen (9 Prozent). Zwischen März 2020 und März 2021 seien rund 1800 Gesuche für Kurzarbeitsentschädigungen für 16'000 Personen bewilligt worden. 

Seit einem Jahr läuft das vereinfachte Verfahren für Kurzarbeitentschädigung  Im laufenden Jahr habe es bis anhin 460 Gesuche mit 3800 Mitarbeitenden gegeben, die potenziell betroffen seien. Die Task Force Wirtschaft geht davon aus, dass die Kurzarbeit noch länger andauern wird, wie es weiter heisst. 

Nur wenige Gesuche bei Sport und Kultur

Die komplizierten Umsetzungsmodalitäten, welche das Bundesamt für Kultur beziehungsweise Swiss Olympic festgelegt hätten, führten gemäss der Task Force zu Verzögerungen bei den Hilfeleistungen, schreibt die Regierung. Der Bund hat diese Regelung am 31. März angepasst und ausgeweitet. Sie gibt den Kantonen neu die Möglichkeit, Vorschüsse auszubezahlen. Im Bereich Kultur und Sport habe es im Kanton allerdings nur wenige Unterstützungsgesuche gegeben.

Härtefallmassnahmen schnell umgesetzt

Bisher seien im Kanton 168 Anträge für eine Härtefallunterstützung eingereicht worden. Diese seien bis auf elf Gesuche bearbeitet und abgeschlossen. Damit ist Glarus einer der schnellsten Kantone bei der Umsetzung, so die Regierung des Kantons. 22 Anträge hätten bislang wegen teils unwahrer Angaben, namentlich zu den Umsätzen, abgelehnt werden müssen.

Zusätzliche Zahlungen

Bisher seien im Kanton Glarus von 21,5 insgesamt 6,7 Millionen Franken gesprochen worden. Eine Nachzahlung sei für besonders betroffene Firmen geplant. Die Nachzahlung basiere auf den Verlusten, die nach Auszahlung der Entschädigungen noch bestünden. Sie soll gemäss Vorschlag der Task Force Wirtschaft zwischen zusätzlichen zwei und zehn Prozent des ausgewiesenen Umsatzes betragen. Damit würden sich die Entschädigungen für einen Grossteil der Betroffenen verdoppeln, wie es weiter heisst.

Bundesverordnung angepasst 

Der Bund hat per 31. März seine Härtefallgelder auf 10 Milliarden Franken verdoppelt. Damit wird der Landrat an seiner Sitzung vom 23. Juni über eine Erhöhung des kantonalen Härtefallfonds von 21,5 auf 43 Millionen Franken beraten können. Weil der Kanton bei Firmen mit weniger als 5 Millionen Franken Umsatz 30 Prozent des Unterstützungsbeitrages übernehmen müsse, erhöhe sich die Nettobelastung für den Kanton von 4,9 auf maximal 7,74 Millionen Franken. Dabei gehe es um A-fonds-perdu-Beträge, nicht um Kredite.

Die wirtschaftlichen Härtefallregelungen des Bundes seien wie angekündigt angepasst worden: Für die Firmen mit einem Umsatz von mehr als 5 Millionen Franken übernehme der Bund neu die volle Unterstützung. Allerdings verschärfe er dafür die Bedingungen, verlange mehr Unterlagen und eine Beteiligung am Gewinn des Jahres 2021. Ausgeweitet wurde zudem das Dividendenverbot auf vier Jahre, wie der Kanton schreibt.

Neu sollen für die Ausrichtung von Härtefallgeldern auch Firmen berücksichtigt werden, die zwischen dem 1. März und dem 30. September 2020 gegründet wurden.

Wie hoch muss der Umsatz sein?

Die Umsatzuntergrenze von 50'000 Franken werde von vielen kleineren Unternehmen im Kanton als unfair empfunden. Dieser Wert sei jedoch vom Bund übernommen worden. Er geht davon aus, dass Umsätze unter 50'000 Franken eher Hobbytätigkeiten und kein Erwerbseinkommen sind. Der Kanton habe keine Abweichung davon geplant.

Keine Konkurswelle erwartet

Im Jahr 2020 gab es im Kanton Glarus gleich viele Konkurse wie 2019 (33), im ersten Quartal 2021 waren es fünf. Es habe im ersten Pandemiejahr keine Konkurswelle stattgefunden. Allerdings dürften Betriebe, welche schon vor der Pandemie Probleme hatten, aus dem Markt ausscheiden, wie der Kanton Glarus schreibt.

Wie geht es den einzelnen Branchen?

  • Banken: gut, Ausblick positiv.
  • Reisbürobranche: kritisch, Ausblick düster. Trotz Wettbewerbsverzerrung sollen Unterstützungsleistungen erhöht werden.
  • Industrie: gut, Ausblick positiv.
  • Baugewerbe: gut, Ausblick positiv.
  • Handel: Einzelne Betriebe leiden sehr, andere haben sich schneller erholt als erwartet. Es besteht die Gefahr, dass Konsumenten beim Online-Shopping bleiben und weniger lokal einkaufen.
  • Gewerbe: Branchen sehr unterschiedlich betroffen. Dominoeffekt, weil Gewerbebetriebe oft voneinander abhängig sind.

Pandemie: Ruhe vor dem nächsten Sturm? 

Die gesundheitspolitische Situation werde momentan als sehr ruhig eingeschätzt, allerdings deute einiges auf das Anrollen einer dritten Infektionswelle hin, heisst es weiter. Das Interesse der Wirtschaft an den vom Kanton geförderten regelmässigen präventiven Flächentests sei noch gering, weil mit der Testung keine Privilegien mit bei der Lockerung von Massnahmen verbunden seien.

Task Force Wirtschaft

Zur Bekämpfung der Pandemiefolgen im Bereich Wirtschaft ist im Kanton eine Task Force Wirtschaft im Einsatz. Sie setzt sich zusammen aus: Marianne Lienhard (Vorsitz, Departement Volkswirtschaft und Inneres), Stefan Elmer (Tourismus, Leiter Standortentwicklung), Thomas Kistler (Gemeindepräsident Glarus Nord), Sepp Kubli (Gewerbe, Präsident Gewerbeverband Kanton Glarus), Christian Marti (Gemeindepräsident Glarus), Heinz Martinelli (Vollzug, Leiter Amt für Wirtschaft und Arbeit), Benjamin Mühlemann (Auszubildende, Departement Bildung und Kultur), Peter Rufibach (Industrie, Präsident Glarner Handelskammer), Hannes Schiesser (Bauwirtschaft, Präsident Glarner Baumeisterverband), Walter Schifferle (Arbeitnehmervertreter), This Vögeli (Gemeindepräsident Glarus Süd), Rolf Widmer (Finanzen, Departement Finanzen und Gesundheit), Sven Wiederkehr (Banken, Glarner Kantonalbank), Christian Zehnder (Sekretariat Task Force, Leiter Standortpromotion) und Renzo Davatz (Industrie, CEO Kraussmaffei Highperformance).

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