Virtuelle Veranstaltungen als Ergänzung klassischer Kongresse
Mit dem Ärtzeforum, das erstmal digital durchgeführt wurde, betritt die Destination Neuland. Im Interview erklären Reto Branschi und Jean-Pierry Galey wie sie die Zukunft sehen.
Mit dem Ärtzeforum, das erstmal digital durchgeführt wurde, betritt die Destination Neuland. Im Interview erklären Reto Branschi und Jean-Pierry Galey wie sie die Zukunft sehen.
Die Covid-19 Pandemie prägte das diesjährige Davoser Ärzteforum nicht inhaltlich, aber organisatorisch: Teilnehmende und Referierende lobten die technisch und organisatorisch einwandfreie Durchführung, dennoch vermissten sie das Zusammensein und den informellen Austausch.
144 Hausärzte und Allgemeinpraktizierende aus dem deutschen Sprachraum besuchten vom 8. bis 12. März das 28. Davoser Ärzteforum virtuell. Im Rahmen ihrer regelmässigen Fachfortbildung folgten sie zahlreichen Fachreferaten und nahmen an Workshops teil. Da wegen der Covid-19-Pandemie ein klassischer Kongress in Davos nicht stattfinden konnte, ermöglichte Davos Congress die erste virtuelle Durchführung des Traditionsanlasses.
Technisch verantwortlich für die digitale Abwicklung des diesjährigen Ärzteforums war die Luzerner Auviso AG, welche sich einen Namen für digitale und hybride Veranstaltungslösungen gemacht hat. Die Kongressteilnehmer und -teilnehmerinnen verfolgten die Beiträge von ihren jeweiligen Arbeitsorten oder von zu Hause aus, während die Referenten ebenfalls von extern ihre Vorträge hielten. Nach fünf Tagen mit fast dreissig Referaten und Workshops zieht Davos Congress ein positives Fazit und hat vor, die Zusammenarbeit mit Auviso fortzuführen.
Für den Kongressort Davos stellen rein digitale Kongresse und hybride Formen ein neues Geschäftsmodell dar. Dieses soll den herkömmlichen Kongress vor Ort aber nicht ablösen, sondern ergänzen. Dass die Verantwortlichen mit dieser Strategie wohl richtig liegen, zeigen die zahlreichen Rückmeldungen auf das erste virtuelle Ärzteforum: Die teilnehmenden Ärzte und Ärztinnen sowie Referenten und Referentinnen lobten die neue Konferenzform, vermissten aber den persönlichen Austausch und die Davoser Gastfreundschaft im Kongresszentrum und den beteiligten Hotels. (ddo)
Mehr dazu in den nachfolgenden beiden Interviews.
«Die Kongresse werden zurückkehren»
Frage: Wird Davos Congress künftig nur noch hybride und digitale Veranstaltungen durchführen?
Reto Branschi: Nein. Die Digitalisierung hat durch die Pandemie einen gewaltigen Schub erhalten, und der betrifft auch das Kongressgeschäft. Virtuelle Veranstaltungen können herkömmliche Kongresse zwar ergänzen, aber den Aufenthalt in Davos nicht ersetzen. Anders als viele anonyme Kongresszentren in Städten lebt der Kongressstandort Davos auch von der Landschaft und der Gastfreundschaft. Nirgendwo sonst kann man das Networking und den individuellen Austausch so pflegen wie in Davos.
Wann glauben Sie, dass wieder Kongresse im alten Stil gebucht und durchgeführt werden?
Das hängt ganz von der weiteren Entwicklung der Pandemie ab. Je rascher die Bevölkerung gesamthaft geimpft ist und sich in grösseren Menschenmengen wieder sicher fühlt, desto schneller werden wieder Kongresse organisiert und gebucht. Wir gehen davon aus, dass das Geschäft bereits im 3. Quartal 2021 wieder anziehen wird – natürlich unter den bekannten und nach wie vor notwendigen Schutzkonzepten. Ob die Kongresse dann wieder genauso aussehen wie vor der Pandemie, muss sich erst zeigen. Es wird wohl ein «neues Normal» geben – mit Elementen der früheren und Teilen der neuen Kongressformen.
Glauben Sie, Davos Congress kann in Bezug auf Anzahl Kongresse, Teilnehmer und Auslastung wieder an die Zeiten vor Corona anschliessen?
Absolut! Unsere Veranstalter sagen, dass sie so rasch wie möglich nach Davos zurückkehren wollen. Die Pandemie ist aktuell für das MICE-Geschäft zwar verheerend, sie unterstreicht aber auch die Bedeutung qualitativ hochstehender Destinationen, in denen die Teilnehmenden nicht nur eine sterile Halle, sondern auch eine ansprechende Umgebung erleben. Unsere vielen medizinischen Kongresse sind diesbezüglich ein Vorteil. Die regelmässige Fortbildung und der berufliche Austausch sind zentrale Elemente der modernen Medizin – und genau das bieten diese Veranstaltungen. Trotz – oder gerade wegen – der Pandemie zeichnen sich sogar neue Veranstaltungen ab. Zur Zeit sind wir in sehr engem Austausch mit bisherigen, aber auch neuen Veranstaltern.
«Das Kongressgeschäft liegt in der Werft»
Frage: Was sagen Sie zur neuen digitalen Veranstaltungsform?
Jean-Pierre Galey: Der Digitalisierungsschub stellt uns vor neue Herausforderungen. Traditionelles und Modernes finden in neuen Formaten zusammen. Das ist für alle Beteiligten äusserst anspruchsvoll, aber auch spannend und bereichernd. Als Dienstleister sind wir uns gewohnt, für die Veranstaltungspartner und -teilnehmer das Unmögliche möglich zu machen. Sie können auch in der Digitalisierung auf uns und unser Netzwerk zählen.
Bei aller Begeisterung für die Digitalisierung darf man aber auch nicht vergessen, dass wir alle Zielgruppen abholen müssen. Digitale Formate sollten möglichst niemanden ausschliessen.
Was ist bei Davos Congress in der Pipeline?
Die Pandemie verlangt von allen Branchen, dass sie ihre Geschäftsmodelle und Produkte überdenken. So arbeiten auch wir an neuen Strategien und Strukturen, um auch das digitale Kongressgeschäft in der gewohnten Qualität anbieten zu können. Dazu sind wir eine Partnerschaft mit Auviso eingegangen, deren Fachleute uns dabei helfen, digitale und hybride Veranstaltungsformen professionell durchzuführen. Davos wird auch nach der Pandemie ein weltweit führender Kongressort sein.
Wie steht Davos Congress aktuell da?
Das Davoser Kongressgeschäft ist ein seit Jahrzehnten erfolgreicher Dampfer. Während der Pandemie liegt er nun in der Werft und wird einer Renovation unterzogen. Wir nutzen die erzwungene Baisse, um uns für die Zeit nach der Pandemie zu rüsten und die Stärken von Davos noch besser präsentieren zu können. Veranstaltungen im Davoser Kongresszentrum sind barrierefrei, klimaneutral und bei den Teilnehmenden und Referenten äusserst beliebt. Zusammen mit den Veranstaltern freuen wir uns schon auf die nächsten Kongresse im Landwassertal.
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