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Gestutzte Flügel in Samedan

Der Flugverkehr ist aufgrund der Coronakrise mehr oder weniger komplett gegroundet. Auch für den Flugplatz Samedan keine einfache Situation. Immerhin: der Lockdown findet in der Zwischensaison statt. Dennoch sind die Mitarbeitenden in Kurzarbeit.

29.04.20 - 06:57 Uhr
Wirtschaft
Flugplatz Samedan
Im Moment läuft relativ wenig auf dem Flugplatz Samedan.
Yanik Buerkli / ARCHIVBILD

Vom Flugplatz in Samedan aus starten im Moment mehrheitlich nur Such- und Rettungsflüge sowie Material-Transportflüge, wie Christian Gorfer vom Engadin Airport auf Anfrage erklärt: «Wir haben die Rega-Basis hier, für die natürlich keine Flugbeschränkungen bestehen. Auch die lokalen Helikopterunternehmen, die beispielsweise beim Holzschlag in den Bündner Wäldern Transportflüge machen, können noch fliegen.»

Flugfenster am Mittwoch-Nachmittag

Am Mittwoch-Nachmittag ist der Flugplatz in Samedan zwischen 13.30 und 17.00 Uhr für den Schweizer Flugverkehr geöffnet. «Dabei geht es vor allem darum, dass die Piloten ihre Flugpraxis nicht verlieren, was in erster Linie für einen weiterhin sicheren Flugbetrieb sorgt.» Das Flugfenster sei entsprechend auch mit dem lokalen Motorflugklub abgesprochen und koordiniert.

Bereit – auf Abruf

Kommerzielle Passagierflüge sind auch noch möglich: «Dafür müssen wir aber vier Stunden im Voraus informiert werden, damit wir das nötige Personal rechtzeitig aufbieten können – auch um die Sicherheits- und Rettungsvorkehrungen im Falle eines Brandes oder eines Unfalles sicherzustellen.» Dies betreffe jedoch nur Flüge innerhalb der Schweiz. Internationale Flüge mit Passagieren dürfen den Flugplatz Samedan im Moment nicht anfliegen. «Während des Flugfensters am vergangenen Mittwoch ist ein einziger Flieger von Ausserhalb bei uns gelandet. In erster Linie war der lokale Motorflugklub mit einem Flugzeug unterwegs und hat die Praxiszeit genutzt, um beispielsweise Landeanflüge zu trainieren.» Andreas Bodmer, Präsident des Aeroclubs Engadin kann die momentanen Einschränkungen nachvollziehen: «Es geht wohl insbesondere auch darum, den Ausflugs-Flugverkehr im Moment auf ein Minimum zu reduzieren und damit die Corona-Schutzmassnahmen umsetzen zu können». Er selbst ist davon im Moment unmittelbar betroffen: «Ich sitze seit sechs Wochen auf Mallorca fest und warte darauf, dass ich wieder nach Hause fliegen kann.»

Kurzarbeit für das Engadiner Flughafenpersonal

«Wir bemerken den Einfluss der Coronakrise auf unseren Betrieb natürlich auch. Andere Flugplätze in der Schweiz sind ebenfalls geschlossen oder nur sehr eingeschränkt in Betrieb und so kommen auch weniger Privatflüge ins Engadin», erklärt Gorfer. Die rund 30 Mitarbeitenden des Flugplatz Samedan seien in Kurzarbeit. Die aktuelle Situation habe natürlich auch einen grossen finanziellen Einfluss. «Wobei wir noch froh sein können, dass der Lockdown in der Zwischensaison stattfindet und nicht während der Hauptsaison im Winter». Wie die Situation in der Sommersaison aussehen wird, sei im Moment aber noch unklar.

Rega: weniger Unfälle, mehr Patiententransporte

Auch die Rega bemerkt den Lockdown, wie sie in einer Mitteilung vom 11. April schreibt: «Seit der Bundesrat Mitte März die Massnahmen gegen das Coronavirus verschärfte, verzeichnet die Rega durch das eingeschränkte und veränderte Freizeitverhalten einen Rückgang der Einsatzzahlen bei den sogenannten Primäreinsätzen nach Unfällen.» 2019 war die Rega zwischen dem 16. März und dem 11. April für rund 250 verunfallte Wintersportler im Einsatz. Dieses Jahr waren es im selben Zeitraum weniger als zehn. Gemäss Mitteilung liege dies daran, dass sich die Bevölkerung an die Empfehlungen des Bundesrates halte.

Warten auf Bundesrat

Wann sich die Lage für den Flugplatz Samedan wieder normalisiert, ist vom Bundesrat abhängig. «Solange Passagierflüge mit einreiseberechtigten Personen (Schweizer Bürger, Aufenhalts- oder Arbeitsbewilligung) aus dem Ausland nur in Zürich, Genf und Basel landen dürfen, respektive die Grenzen für Touristen immer noch geschlossen bleiben, ist bei uns nicht mit viel mehr Flugverkehr zu rechnen», sagt Gorfer. Im Moment müsste ein Privatflieger an einem der drei grossen Flugplätze landen, die ganze Zollabwicklung durchlaufen und könnte dann, als Inlandflug, weiter nach Samedan fliegen. «Dieser Aufwand schreckt im Moment wohl viele Privatpiloten noch ab», schätzt Gorfer die Situation ein.

Mehr Betrieb am Mittwoch?

Diese Woche sollen erste Motorfluggruppen – unter Einhaltung der Schutzmassnahmen – langsam damit beginnen, wieder mehr Flüge durchzuführen. Damit könne man in Samedan vielleicht mit ein paar wenigen Flugbewegungen mehr rechnen: «Das wird aber wohl nicht eine grosse Menge sein. Insbesondere auch, wenn die Wetterprognose für kommenden Mittwoch so schlecht bleibt», erklärt Gorfer.

David Eichler arbeitet als redaktioneller Mitarbeiter bei der gemeinsamen Redaktion von Online/Zeitung. Er ist in Laax aufgewachsen, hat in Winterthur Journalismus und Organisationskommunikation studiert, und lebt in Haldenstein. Seit 2019 schreibt er für «suedostschweiz.ch.»

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