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Helikopterlärm verärgert Campinggäste

In Zernez wurde kürzlich Fallholz per Helikopter aus dem Wald geflogen und am Ufer des Inns für den Abtransport aufgestapelt. Dumm nur, wenn diese Arbeiten morgens um 8 Uhr neben einem voll ausgebuchten Campingplatz ausgeführt werden. Drei Stunden später hatten 200 Gäste bereits ausgecheckt.

27.07.19 - 12:51 Uhr
Tourismus
Eigentlich ruhig und idyllisch: Nicht so wenn morgens um 8 Uhr ein Helikopter den Camping weckt.
Eigentlich ruhig und idyllisch: Nicht so wenn morgens um 8 Uhr ein Helikopter den Camping weckt.
CAMPING CUL ZERNEZ

Idyllisch schlängelt sich der Inn den grünen Wiesen des Campings Cul in Zernez entlang. Campingsbesitzer Andris Filli schaut einem erfreulichen Wochenende entgegen, denn bereits am Donnerstag um 16 Uhr darf er ein Schild mit der Aufschrift «Ausgebucht» an den Eingang seines Campings hängen. Die Ernüchterung folgt dann am nächsten Morgen, als ein Helikopter morgens um 8 Uhr über den Zeltplatz donnert und Fallholz aus dem lokalen Wald abtransportiert und es rund 80 Meter neben dem Camping aufzustapeln beginnt.

«Die Gäste hatten Angst»

Viele Gäste waren ab dem Rotorenlärm verunsichert und wussten nicht, was der Helikopter da mache. Auch Campingplatzbesitzer Andris Filli wusste zuerst nicht, was Sache ist. «Erst als wir die ersten Bäume unten am Helikopter hängen sahen, war uns klar, dass das Rotorengetöse wohl länger dauern dürfte.» Und so war es dann auch. Immer wieder kommt der Helikopter mit Bäumen aus dem Wald und lässt sie am anderen Inn-Ufer fallen. «Ich bin der Meinung, für die Gäste bestand keine Gefahr, aber gewisse Gäste waren verängstigt, weil der Helikopter mit baumelnden Bäumen am Seil derart nahe über uns hinweg flog», sagt Andris Filli.

Geschäftsschädigend

Aber auch wenn die Sicherheit der Gäste nicht gefährdet war, ist ein solches Erwachen auf dem Camping in Zernez alles andere als imagefördernd. «Ich finde den gewählten Zeitpunkt der Arbeiten eine masslose Frechheit», ergänzt Campingbesitzer Filli. Dass die Arbeiten gemacht werden müssen, sei ihm klar, aber ohne Vorinformation mitten in der Hochsaison den Helikopter über dem Camping kreisen zu lassen, sei zuviel des Guten. Diesen Eindruck hatte wohl auch der ein oder andere Gast. Bereits um 11 Uhr hatten 200 Gäste ausgecheckt und gewisse äusserten ihren Unmut über den Lärm.

Dumm gelaufen

Der Zernzer Gemeindepräsident Emil Müller hätte als Feriengast ebenfalls keine Freude am Helikopter gehabt. «Der Zeitpunkt der Arbeiten ist in der Tat sehr unglücklich gewählt und ich kann den verärgerten Campingbesitzer gut verstehen.» Von Seiten der Gemeinde werde viel unternommen, um Feriengäste in die Region zu holen und da werde eine solche Aktion sicherlich nicht mutwillig eingeplant. Über die genauen Hintergründe wisse Müller noch nicht Bescheid aber «da hat einer einfach nicht daran gedacht und dann war es halt schon zu spät». 

Campingbesitzer Andris Filli erwartet von der Gemeinde keine Entschuldigung oder Gegenleistung. «Da kann man nichts mehr machen. Die Gäste sind nun mit einem negativen Gefühl von uns abgereist und das hat mich geärgert.»  

Gemeindepräsident Emil Müller, der den Campingbesitzer Filli gut kennt und schätzt, ist froh um die Rückmeldung und versucht die verantwortlichen Personen für die künftige Planung von Heliflügen zu sensibilisieren. (bae)

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Gibt's einen Unfall und ein Heli landet kann keiner nahe genug Ran um ein Foto oder Video zu machen. Aber wehe ein Heli fliegt an einem Werktag zu Zeiten von Borkenkäfer Problemen einen halben Tag Fallholz. An einem schönen Tag im Engadin hätte ich so oder so den Tag durch etwas besseres zu tun als auf dem Camping zu sitzen, Biken, Wander usw. bis man zurück ist, ist die Arbeit erledigt.
Was würden wir nur ohne «First World Problems» machen, wäre ja schlicht langweilig.

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