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Matthäus Huber traut den Nordwestschweizern etwas zu

Die Nordwestschweiz ist der zweitkleinste der fünf Teilverbände des Schwingsports. Was ist dem gastgebenden Verband am Eidgenössischen in Pratteln zuzutrauen? Matthäus Huber schätzt die Lage ein.

Agentur
sda
21.08.22 - 09:40 Uhr
Schwingen

Der heute 54-jährige Matthäus Huber aus dem solothurnischen Dörfchen Eppenberg bei Aarau ist mit fünf eidgenössischen Kränzen, errungen zwischen 1986 und 2001, der erfolgreichste Nordwestschweizer Zwilchhosen-Künstler nach dem legendären Muttenzer Schwingerkönig und siebenfachen Eidgenossen Peter Vogt.

Zwilchhosen-Künstler ist hier kein abwertender Ausdruck. Denn in den Zwilchhosen kämpfte Huber tatsächlich, und ein Künstler im Sägemehl war er auch. Seine Gänge waren Feuerwerke der Offensive, wie sie in den letzten 40 Jahren wohl nur der Freiburger Hans-Peter Pellet zündete. Pellet wie Huber waren Publikumslieblinge. Die angriffige Schwingweise und der kunstvoll gezwirbelte Schnauz waren Hubers Alleinstellungsmerkmale.

Zu einem weiteren eidgenössischen Kranz fehlte Huber in Stans 1989 nur ein Viertelpunkt. Heute ist er ein aufmerksamer Beobachter mit kompetenter Meinung.

«Es war insgesamt eine durchzogene Saison, das Nordwestschweizer Fest war eher ernüchternd. Aber ein paar unserer Schwinger waren trotzdem auf dem aufsteigenden Ast», bilanziert Huber die heurigen Leistungen seiner Leute. Er kommt auch auf den guten letzten Eindruck zu sprechen: Am Schwägalp-Schwinget, dem letzten Kranzfest vor dem Eidgenössischen, gewannen die Nordwestschweizer im Feld mit dem starken Nordostschweizer Team drei Kränze, einen davon durch den Nichteidgenossen Kaj Hügli.

Alpiger wieder grösste Hoffnung

Nick Alpiger ist und bleibt der Leader in der Nordwestschweiz. Wer weiss, was der junge Aargauer am Eidgenössischen in Zug 2019 noch alles hätte erreichen können. Er begann damals mit einem sensationellen, umjubelten Sieg über den Topfavoriten Samuel Giger, der vorher zwei Jahre lang keinen Gang verloren hatte. Aber dann verletzte er sich erneut. Er konnte nur mit halber Kraft weiterschwingen. Nach dem ersten Tag, nach vier Gängen, gab er auf.

Und Alpiger heute? Matthäus Huber: «Bei Nick kommt es darauf an, wie leistungsfähig er nach seinen diversen Verletzungen heute ist. Ja, er könnte zum Favoritenkreis zählen, es ist ihm einiges zuzutrauen. Der Leader in der Mannschaft ist er auf jeden Fall.»

Den Nordwestschweizern wird in Pratteln der verletzte Eidgenosse Andreas Döbeli fehlen. Nebst Alpiger stellen sie Patrick Räbmatter, Joel Strebel und den von seinem Rücktritt zurückgetretenen David Schmid als Eidgenossen. Bei Strebel hat Huber einen Formanstieg ausgemacht, der sich mit einer Spitzenleistung in Pratteln auswirken könnte.

Von den Nordwestschweizer Kantonalverbänden stellt der Aargau das Gros an Spitzenkräften, während die Solothurner derzeit ungewöhnlich wenig beitragen. «Aber gerade die Solothurner haben ein paar sehr Junge, von denen wir uns in den nächsten Jahren einiges versprechen können», sagt Huber. Die Youngsters, denen Huber am nächsten Wochenende den eidgenössischen Kranz zutraut, kommen indessen vom Baselbiet: Adrian Odermatt und Lars Voggensberger.

Die goldene Generation

Noch vor den Zeiten der Spitzenschwinger Matthäus Huber, Rolf Klarer und Jörg Schneider gab es ein Nordwestschweizer Wunder, eine unvergleichliche goldene Generation. Zwischen 1948 und 1958 kamen drei von vier Schwingerkönigen aus dem Verband NWS: Peter Vogt, Eugen Holzherr und Max Widmer. Das allein sind schon dreimal so viele Schwingerkönige, wie sie die Innerschweizer als fast dreimal so grosser Verband bis heute stellen.

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