«Tennis ist für Belinda wie eine Muttersprache»
Die Rückkehrerin Belinda Bencic und ihre Tochter Bella sind diese Woche in Biel die Stars. Vor dem Playoff des Billie Jean King Cups gegen Serbien beeindruckt die junge Mutter ihre Teamkolleginnen.
Die Rückkehrerin Belinda Bencic und ihre Tochter Bella sind diese Woche in Biel die Stars. Vor dem Playoff des Billie Jean King Cups gegen Serbien beeindruckt die junge Mutter ihre Teamkolleginnen.
Céline Naef formuliert es so: «Der Gedanke, dass Belinda jetzt Mutter ist, ist schon speziell. Man muss sich fast ein wenig kneifen.» In Biel freuen sich alle, dass Bencic wieder im Tenniszirkus und vor allem im Schweizer Team am Billie Jean King Cup zurück ist. «Jetzt ist unser Weltmeisterteam wieder komplett», sagt Captain Heinz Günthardt.
Die im April erstmals Mutter gewordene Bencic gab ihr Comeback überraschend schon in den letzten zwei Wochen bei kleineren ITF-Turnieren in Hamburg sowie Luxemburg und tat dies mit drei Siegen in vier Matches durchaus viel versprechend. In Luxemburg trat sie nach einem Marathonspiel am Vorabend nicht zum Viertelfinal an, gibt nun aber in Biel Entwarnung. «Ich habe da die Muskeln etwas gespürt und wollte einfach kein Risiko eingehen», erklärt die 27-jährige Ostschweizerin. Am Montag und Dienstag habe sie in Biel gut trainiert.
Akzentfreie Muttersprache
So gut, dass Heinz Günthardt zwar nicht überrascht, aber tief beeindruckt war. «Wenn ich ihr zuschaue, muss ich sagen: Tennis ist für sie wie eine Muttersprache», schwärmt der ehemalige Coach von Spielerinnen wie Steffi Graf oder Ana Ivanovic. «Und die spricht sie akzentfrei.» Zu Bencics neuer Rolle als Mutter sagt er: «Sie wirkt extrem relaxed. Sie hat natürlich auch Hilfe (in Biel diese Woche von ihrer Mutter), aber ich habe das Gefühl, sie hat das super im Griff.»
Das war auch eine der Überlegungen von Bencic, noch in diesem Jahr wieder mit Turnieren anzufangen. Sie wollte testen, wie das mit der Familie und dem Turnierrhythmus funktioniert, ehe es dann Ende Dezember auf die lange Reise nach Australien geht. Die ersten Erfahrungen stimmen sie sehr zuversichtlich. «Wir sind als Eltern unkompliziert», sagt die Olympiasiegerin von Tokio lachend. «Das geben wir dem Kind weiter.»
Tochter hat oberste Priorität
Bei Turnieren müsse man ja immer flexibel bleiben, mal spiele man am Vormittag, mal am Abend, mal müsse man lange warten. «Bella ist immer die Priorität Nummer 1, aber ich glaube, wir haben das wirklich gut gemacht und fühlten uns beide wohl.» Noch sei sie vor allem physisch «weit weg von 100 Prozent». Die letzte Partie in Luxemburg, in der sie nach fast zweieinhalb Stunden in drei Sätzen siegte, sei aber sehr wertvoll gewesen.
Allzu sehr muss sich Bencic vor dem Playoff gegen Serbien am Freitag und Samstag nicht unter Druck setzen. Viktorija Golubic (WTA in Jiangxi), Jil Teichmann (Challenger in Linz), Céline Naef (ITF in Luxemburg) und Simona Waltert (ITF in Glasgow) gewannen allesamt in den letzten Wochen Turniere und sind in guter Form nach Biel gekommen.
Qual der Wahl
«Wir geben Heinz die Qual der Wahl», sagt Bencic lachend. Das freut diesen natürlich. «Das ist viel besser, als wenn es Verletzungen gibt oder keine in Form ist und man deshalb die Qual der Wahl hat», sagt Günthardt. Bencic versichert: «Ich bin sicher bereit, erwarte aber nicht, dass ich unbedingt spielen muss.» Sie freut sich nur schon, wieder dabei zu sein, während ihre Teamkolleginnen «die Lockerheit und gute Energie» loben, die Mutter und Baby mitbringen.
Bis zur Auslosung am Donnerstag hat Günthardt Zeit für seinen Entscheid. Favorit sind die Schweizerinnen gegen ein junges und kaum bekanntes serbisches Team in jeder Aufstellung.