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Die fünffache Ironman-Weltmeisterin zurück auf «ihrem Terrain»

Daniela Ryf kann in der Nacht auf Freitag zum sechsten Mal Ironman-Weltmeisterin werden. Damit würde sie mit der Schweizer Triathlon-Legende Natascha Badmann gleichziehen.

Agentur
sda
06.10.22 - 05:30 Uhr
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Nur die gebürtige Zimbabwerin Paula Newby-Fraser befände sich im Falle von Ryfs Triumph in der ewigen Bestenliste mit acht Titeln noch vor dem Schweizer Duo. Bei den Männern sind die Amerikaner Mark Allen und Dave Scott mit sechs Ironman-WM-Titeln die Rekordgewinner.

Die Ironman-WM feiert nach einem coronabedingten Unterbruch von drei Jahren die Rückkehr auf Hawaii. Und sie wird erstmals an zwei verschiedenen Tagen und geschlechtergetrennt ausgetragen. Weder 2020 noch 2021 konnten Weltmeisterschaften über 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,195 km Laufen ausgetragen werden.

Zweifel beseitigt

Im letzten Mai wurde wenigstens eine WM über die komplette Ironman-Distanz und erstmals ausserhalb von Hawaii nachgeholt. Daniela Ryf gewann in St. George im US-Bundesstaat Utah auf einer stark coupierten Rad- und Laufstrecke in überzeugender Manier. Die 35-jährige Solothurnerin beseitigte mit jenem Triumph die aufgekommenen Zweifel, ob sie nochmals zu einem grossen Titelgewinn fähig ist. Auf Hawaii hatte Ryf von 2015 bis 2018 der Konkurrenz das Nachsehen gegeben.

Zweifel an ihrer «Unantastbarkeit» waren aufgekommen, seit sich Ryf 2019 bei der letzten Austragung auf Hawaii mit dem 13. Rang begnügen musste. Damals hatte sie sich allerdings im Vorfeld einen Magen-Darm-Infekt eingefangen, der sie im Rennen beträchtlich schwächte.

Im Kampf um den Sieg dürften Ryf die englische 70.3-Ironman-Weltmeisterin Lucy Charles-Barclay nach überstandener Verletzungspause sowie die Deutsche Anne Haug, die Siegerin von 2019, am gefährlichsten werden. Mit Joanna Ryter steht eine zweite qualifizierte Schweizer Profi-Frau am Start. Die 28-jährige Neuenburgerin war 2018 gleichenorts Altersklassen-Weltmeisterin der jüngsten Kategorie (18 bis 24) geworden.

Van Berkel als «Schweizer Mohikaner»

Der 36-jährige Zürcher Unterländer Jan van Berkel wird zwei Tage nach dem Wettkampf der Frauen ein ungewohntes Gefühl erleben: «Ich bin nun zum sechsten Mal in Hawaii dabei, aber erstmals der einzige Schweizer Mann im Profi-Feld», sagt die Nummer 2 der ewigen Schweizer Ironman-Bestzeiten-Liste gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Ronnie Schildknecht, Ruedi Wild oder Philipp Koutny sind mittlerweile zurückgetreten. Einen Generationenwechsel stellt Van Berkel auch international fest. Es gebe jetzt neben den schnellen Norwegern um Olympiasieger und Ironman-Weltmeister Kristian Blummenfelt weitere starke Nordländer, die neue Massstäbe setzen.

125'000 Dollar Siegprämie

Van Berkel erzielte bei seinem letzten Hawaii-Auftritt vor drei Jahren sein Bestresultat. Mit Rang 11 schrammte der dreifache Gewinner des Ironman Switzerland nur knapp an den Top Ten vorbei. Bis zum 15. Rang wird heuer Preisgeld ausbezahlt. Für den 11. Rang sind dies aktuell 8000 Dollar, die indes kaum die Reise-Spesen decken. Die Sieger kassieren je 125'000 Dollar.

Van Berkel fühlt sich zwar gut. Doch er hatte sich schon vor der Ironman-WM im Mai in St. George top vorbereitet gefühlt - und dennoch lief das Rennen buchstäblich am zweifachen Familienvater und Ehemann der ehemaligen Eiskunstlauf-Europameisterin Sarah Meier vorbei (23. Rang). «Ich habe Anpassungen vorgenommen und bin nun gespannt, wie sich diese auswirken.»

Van Berkel sieht sich selbst nicht in einer Rolle, um es mit den Top-Anwärtern aufnehmen zu können. Doch an einem guten Tag kann er mit seiner Laufstärke hinten raus auch Hochkaräter hinter sich lassen. Am letztjährigen Ironman Switzerland in Thun beeindruckte er bei Hitze mit einem Marathon in 2:37 Stunden und verwies dadurch den Briten Joe Skipper auf den 2. Platz. Jenen Skipper, der vor wenigen Monaten beim Ironman-«Weltbestzeit»-Experiment Kristian Blummenfelt hart gefordert hat und auch auf Big Island zu den Podest-Kandidaten zählt.

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