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Was zeigen Bissegger, Hirschi, Küng und Co. bei der Heimrundfahrt?

Am Sonntag beginnt in Frauenfeld die 84. Tour de Suisse. Die Schweizer Profis um Stefan Bissegger, Marc Hirschi und Stefan Küng könnten die Heimrundfahrt so stark wie schon lange nicht mehr zu prägen.

Agentur
sda
06.06.21 - 05:00 Uhr
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Als direkte Konsequenz der diversen Erfolge auf World-Tour-Ebene sind die Erwartungen an die Schweizer Fahrer in den vergangenen Wochen und Monaten gestiegen. «Die Hoffnung ist sehr gross», sagt Tour-Direktor Olivier Senn, «dass nach dem Zeitfahren und auch der ersten Etappe ein Schweizer das Maillot jaune trägt. Die Chancen stehen nicht schlecht.»

Das flache Auftaktzeitfahren in Frauenfeld spielt vor allem den zwei Thurgauer Stefans, also Bissegger und Küng, in die Karten. Bissegger gewann heuer auf Stufe World Tour gar schon eine Prüfung gegen die Uhr. Anfang März war es, als sich der 22-Jährige bei Paris-Nizza vor starken Zeitfahrern wie Rémi Cavagna, Primoz Roglic und Rohan Dennis durchsetzte.

Bissegger fokussiert aufs Auftaktzeitfahren

Die 14 km im französischen Gien sind vergleichbar mit der 10,9 km langen Strecke am Sonntag in der engeren Heimat, wo Bissegger jeden Meter kennt. Der Fahrer des Teams EF Education kehrte am 24. Mai aus dem Höhentrainingslager auf dem Säntis ins Unterland zurück.

Die Tour de Suisse ist klar als wichtiges Ziel in seinem Rennprogramm definiert. «Mein Fokus liegt zu hundert Prozent auf diesem Zeitfahren. Wenn es zu Gelb reicht, dann möchte ich das Trikot möglichst lange halten», so Bissegger.

Der letztjährige Zeitfahr-Europameister und -WM-Dritte Küng reist hingegen fast direkt vom Säntis nach Frauenfeld an. Die Landesrundfahrt ist ihm klar auch wichtig, doch die ganz grossen Saisonziele folgen für den 27-Jährigen von Groupama-FDJ erst danach mit der Tour de France (ab 26. Juni) und dem Olympia-Zeitfahren Ende Juli in Japan.

Küng, der heuer die fünftägige Valencia-Rundfahrt für sich entschied, hat beste Erinnerungen an das Auftaktzeitfahren in Frauenfeld. Vor drei Jahren holte sich der Thurgauer aus Wilen bei Wil am ersten Tag das Maillot jaune - im Mannschaftszeitfahren mit BMC.

Auch Hirschi war vor kurzem im Höhentraining

Marc Hirschi scheint von den 19 in Frauenfeld am Start stehenden Schweizer Fahrern am ehesten infrage zu kommen für den Gesamtsieg. Der 22-jährige Berner hat in der Vergangenheit schon mehrmals die Absicht kundgetan, zumindest in kürzeren Rundfahrten aufs Gesamtklassement zu fahren.

Er habe die Tour de Suisse im Vorjahr vermisst, sagt Hirschi. «Es ist immer ein Privileg, auf heimischen Strassen unterwegs zu sein. Heuer wird jede Etappe extrem spannend», ist der Leader des Teams UAE Emirates überzeugt. Auch der letztjährige Sieger der Flèche Wallonne befand sich bis vor Kurzem im Höhentraining.

Bei der Beantwortung der Frage, zu was er bei der Heimrundfahrt fähig ist, gibt sich Hirschi vorsichtig: «Wir haben ein starkes Team mit ganz vielen Optionen und streben den Erfolg an.» Für sich selber sieht er in der 2. und 3. Etappe Möglichkeiten. Da liege ihm die Charakteristik der Strecke, so Hirschi.

Fakten zur 84. Tour de Suisse

DER PARCOURS. Insgesamt haben die 161 Fahrer, unter ihnen fast 20 Schweizer, die am Sonntag in Frauenfeld zur 84. Tour de Suisse starten, an den acht Renntagen 1030 Kilometer und über 17'500 Höhenmeter zurückzulegen. Die Entscheidung im Kampf um den Gesamtsieg wird erst ganz zuletzt in Andermatt fallen, wenn am Samstag das 23,2 km lange Zeitfahren über den Oberalppass und am Sonntag die Königsetappe über 159,5 km mit Oberalp, Lukmanier und Gotthard anstehen.

DIE TOPFAVORITEN. Wie oft in Rundfahrten stellt Ineos Grenadiers das auf dem Papier stärkste Team. Der Captain der britischen Formation ist Richard Carapaz, der Giro-Sieger 2019 und Vuelta-Zweite 2020 aus Ecuador. Auch am Start befindet sich für Ineos Grenadiers der Australier Rohan Dennis, vor zwei Jahren bei der letzten Tour de Suisse Gesamt-Zweiter.

WEITERE PROMINENZ. Neben dem französischen Weltmeister Julian Alaphilippe ist Mathieu van der Poel der prominenteste Fahrer am Start der Tour de Suisse. Der Niederländer bereitet sich in der Schweiz auf seine erste Grand Tour vor, die am 26. Juni beginnende Tour de France. Zudem gibt sein Landsmann, der ehemalige Giro-Sieger Tom Dumoulin, nach seiner halbjährigen Auszeit das Renncomeback.

DIE ABWESENDEN. Peter Sagan lässt für einmal die Tour de Suisse links liegen. Der Slowake, mit 17 Tageserfolgen der Rekordsieger der Rundfahrt, legt nach dem Giro d'Italia ebenso eine Pause ein wie Egan Bernal. Der Kolumbianer, 2019 Sieger der letzten Tour de Suisse, gewann die am Sonntag zu Ende gegangene Italien-Rundfahrt.

DAS DRUMHERUM. Der Radsport ist normalerweise sehr volksnah. Heuer jedoch sind Corona-bedingt grosse Einschränkungen nötig. Um von den 14 Kantonen, welche der Tour-Tross in acht Tagen passiert, das Okay zu erhalten, mussten die Organisatoren ein umfassendes Schutzkonzept vorlegen. Darin unter anderem ist festgehalten: Keine grösseren Ansammlungen von Zuschauern, schon gar nicht im (sowieso abgesperrten) Start- und Zielbereich, auch eine Werbekolonne oder ein Tour-Village wird es nicht geben.

DER SLOGAN. «Sofa statt Streckenrand», so lautet der Slogan gemäss Olivier Senn, der als Co-Direktor der neuen Trägerschaft Cycling Unlimited wieder die Verantwortung über die Tour de Suisse trägt.

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