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Lenny Rubin in den Fussstapfen von Vater Martin

26 Jahre nach der letzten WM-Teilnahme von Martin Rubin spielt nun Lenny Rubin auf der WM-Bühne. Dabei wollte er zunächst Fussballer werden.

Agentur
sda
21.01.21 - 22:42 Uhr
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Lenny Rubin im Zweikampf mit dem Isländer Viggo Kristjansson
Lenny Rubin im Zweikampf mit dem Isländer Viggo Kristjansson
KEYSTONE/URS FLUEELER

Martin Rubin hat eine grossartige Karriere im Handball hingelegt. Er war an den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles sowie an vier Weltmeisterschaften dabei. Insgesamt bestritt er 239 Länderspiele, in denen er 878 Tore erzielte. An der WM 1993 erreichte er mit der Schweiz den hervorragenden 4. Platz, zwei Jahre später schaute der ebenfalls beachtliche 7. Rang heraus. Es war bis 2021 die letzte WM-Teilnahme für die SHV-Auswahl gewesen.

Nun, 26 Jahre später, gehört wieder ein Rubin zum WM-Team: Sohn Lenny. Martin Rubin, was sind die grössten Unterschiede zu Ihrer Zeit? «Die Dynamik. Diesbezüglich ist es heute eine andere Sportart. Es geht alles viel schneller, die Spieler sind kräftiger und wendiger. Was das Technische betrifft, ist die Differenz nicht so gross.»

Trotz der Erfolge des Vaters ist es aber nicht so, dass Lenny Rubin gleich von Anfang an mit dem Handball-Virus infiziert war. Vielmehr spielte er bis im Alter von 13 Jahren Fussball. Weil er jedoch mit dem Trainer nicht zu Schlag kam, versuchte er es mal mit Handball. Er wurde also quasi zum Glück gezwungen.

Lenny Rubin besitzt Gardemasse für einen Rückraum-Shooter: Er ist 2,04 m gross und 103 kg schwer. Er gehörte zwar immer zu den Grössten, so richtig in die Höhe schoss er aber erst spät. Das führte zu Problemen, er hatte Schmerzen an den Knochen. Weil er damals ein «Spargeltarzan» war, wurde ihm vom Auswahltrainer nahegelegt, an Muskeln zuzulegen, zusammen mit den Verantwortlichen ging er das Ganze aber behutsam an. Dadurch erhielt der Körper die notwendige Zeit zur Entwicklung, was sich ausbezahlt hat. «Das ganze Aufbautraining war super», so Lenny Rubin.

Einfach war es für ihn auch deshalb nicht, weil der Vater langjähriger Trainer von Wacker Thun war und immer noch ist (Ende Saison wechselt er zum BSV Bern), und Lenny Rubin dort selber bis 2018 gespielt hat. Dadurch musste er sich immer wieder Sprüche anhören. Martin Rubin war es allerdings wichtig, Handball und Privates so gut wie möglich zu trennen. War ein Gespräch nötig, beispielsweise weil er mit seinem Sohn nicht zufrieden war, fand dieses im Restaurant statt.

Nun ist Lenny Rubin in der Bundesliga bei Wetzlar tätig. Verlief die Adaption an das deutlich höhere Niveau problemlos? «Das würde ich so nicht sagen. Ein junger Spieler braucht Zeit, in einer solchen Liga anzukommen.» Zudem wohnte er zum ersten Mal alleine. Lenny Rubin schlug beim aktuellen Tabellen-Siebten zwar gleich ein, dann warfen ihn aber zwei Verletzungen zurück. Im Sommer 2019 verstarb kurz vor Saisonbeginn seine Grossmutter, was ihm zusetzte. Mittlerweile nimmt er bei Wetzlar eine gute Rolle ein, in der Verteidigung ist er gesetzt, und auch im Angriff spielt er nun öfters.

Die erzielten Fortschritte in der Abwehr sind auch an der WM in Ägypten zu sehen. Lenny Rubin ist für seine Grösse erstaunlich beweglich. Sein Ziel ist es nun, noch explosiver zu werden, «dann bin ich auf einem sehr, sehr guten Weg.» Martin Rubin ergänzt: «Körperlich bringt er alle Voraussetzungen mit. Er hat ein gutes Auge und eine gute Entscheidungsfähigkeit.»

Wie Lenny Rubin selber sieht auch er das grösste Steigerungspotenzial bei seinem Sohn im mentalen Bereich, den Umgang mit Druck, mit schwachen Phasen während einer Partie, mit Niederlagen. «Er ist ein sensibler Spieler», sagt Martin Rubin. Lenny brauche noch mehr die Überzeugung, gut zu sein. «Vielleicht wäre eine Möglichkeit, einen Sportpsychologen zur Hilfe zu holen.»

Hat sich Lenny Rubin vor dem Abflug nach Ägypten Tipps von seinem Vater geholt? «Es blieb nicht gross Zeit. Er sagte, dass ich das Feeling geniessen und stolz sein solle, an der WM spielen zu dürfen.» Wenn die beiden miteinander telefonieren, geht es oft nicht um Handball. Martin Rubin ist auch keiner, der seinen Sohn speziell gefördert hat. «Ich habe alles von mir aus gemacht, wurde nie zu etwas gezwungen», erzählt Lenny Rubin. Nun will er in Ägypten mit dem Schweizer Team weiter für Furore sorgen.

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