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Niederlage trotz Startfurioso

Die Schweizer Handballer verpassen an der WM in Ägypten eine Sensation nur knapp. Das Team von Trainer Michael Suter unterliegt dem sechsfachen Weltmeister Frankreich 24:25.

Agentur
sda
18.01.21 - 22:29 Uhr
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Gegen Alen Milosevic (in weiss) hatte in dieser Szene Frankreichs Luka Karabatic (Nr. 22) das Nachsehen
Gegen Alen Milosevic (in weiss) hatte in dieser Szene Frankreichs Luka Karabatic (Nr. 22) das Nachsehen
KEYSTONE/URS FLUEELER

Trotz der Niederlage stehen die Schweizer in der Hauptrunde, da Österreich gegen Norwegen mit 29:38 die erwartete Niederlage kassierte. Sie bekommen es nun mit Portugal, Island und Algerien zu tun.

Suter war nach dem Krimi gegen Frankreich erstaunlich ruhig, wie er das schon während des gesamten Spiels gewesen war. Vor der Partie hatte er der Mannschaft zu vermitteln versucht, dass sie eine Chance hat, zu gewinnen und die Worte verhalten nicht ungehört. Das zeigt, wie weit das Team bereits in seiner Entwicklung ist.

Klar befinden sich die Franzosen in einem Umbruch, klar fehlte ihnen Superstar Nikola Karabatic (Kreuzbandriss), nichtsdestotrotz ist die «Equipe Tricolore» bestückt mit klingenden Namen. Im Auftaktspiel am Donnerstag gegen die Norweger, für die nach WM-Silber 2017 und 2019 nur der Titel zählt, bewiesen die Franzosen mit einem 28:24-Sieg, über welches Potenzial sie verfügen.

Die Schweizer waren mit dem Rekord-Weltmeister während des gesamten Spiels auf Augenhöhe. Sie begannen äusserst stark und lagen in der 14. Minute 8:5 vorne. Zwar gerieten sie nach einem Zwischentief 9:11 in Rückstand (20.), mehr als mit zwei Toren befanden sie sich aber nie hinten. In der 53. Minute gingen sie mit 23:22 nochmals in Führung, worauf sie jedoch vier Angriffe hintereinander erfolglos blieben.

Trotz des 23:25 (59.) erhielten die Schweizer noch die Chance zum Ausgleich. Nachdem Roman Sidorowicz auf 24:25 verkürzt und Goalie Nikola Portner einen Schuss von Melvyn Richardson zehn Sekunden vor dem Ende abgewehrt hatte, scheiterte der erst 19-jährige Medhi Ben Romdhane praktisch mit der Schlusssirene am französischen Keeper Vincent Gérard, der mit einer Abwehrquote von 42 Prozent entscheidend zum Sieg des Favoriten beitrug. So setzte es für die Schweizer die 14. Niederlage in Folge gegen die Franzosen ab. Der letzte Sieg datiert vom 10. März 1993, als sie an der WM-Endrunde in Schweden 26:24 gewannen.

Der in Frankreich geborene und für Chambéry tätige Portner zeigte mit zwölf Paraden wie sein Gegenüber eine starke Leistung. Er profitierte von einer hervorragenden Arbeit seiner Vorderleute um Abwehrchef Samuel Röthlisberger. Viel besser können die Schweizer nicht verteidigen, und dies, obwohl mit dem verletzten Lucas Meister eine wichtige Stütze in der Defensive nicht zur Verfügung steht. Umso schader war es, dass die Schweizer in der Offensive die eine oder andere gute Chance nicht nutzten. Die Erfolgsquote im Angriff in der zweiten Halbzeit betrug lediglich 38 Prozent, obwohl es nicht an der Geduld fehlte.

Auch Andy Schmid konnte nach der Pause nicht mehr an seine herausragende Darbietung in der ersten Hälfte mit sieben Toren aus neun Versuchen anknüpfen. Er verzeichnete in den zweiten 30 Minuten fünf Fehlwürfe und war noch dreimal erfolgreich. Dennoch ist die Leistung des fünffachen MVP der Bundesliga hoch einzuschätzen. Nicht auf Touren kamen Lenny Rubin (kein Treffer) und Nicolas Raemy (1), der einzige Linkshänder im Rückraum. Dafür überzeugte im Aufbau Roman Sidorowicz (5), obwohl er oft auf der falschen Seite spielen musste.

«Diejenigen die sich im Handball auskennen, sahen, was wir heute für unser Land geleistet haben. Einzig das Sahnehäubchen auf dem Kuchen fehlte», führte Suter aus. «Die Franzosen wurden, je länger das Spiel dauerte, desto hilfloser.» Portner sagte: «Für mich persönlich ist diese Niederlage eine grosse Enttäuschung. Die Franzosen wären heute zu knacken gewesen, wir hätten von mir aus gesehen zumindest einen Punkt verdient. Ich bin stolz auf die Jungs, es war eine wahnsinnig 'geile' Teamleistung. Wir haben bewiesen, dass egal wer uns gegenübersteht, wir mithalten und sogar gewinnen können.»

Telegramm:

Frankreich - Schweiz 25:24 (14:14)

Madinat Sittah Uktubar. - keine Zuschauer. - SR Lopez Grillo/Lenci (ARG). - Torfolge: 0:1, 2:1, 2:3, 5:5, 5:8 (14.), 7:8, 7:9 (17.), 11:9 (20.), 14:12, 14:14; 15:15, 17:15, 17:17, 19:17, 21:19, 21:21, 22:21, 22:23 (53.), 25:23 (59.), 25:24. - Strafen: 3mal 2 Minuten gegen Frankreich, 5mal 2 Minuten gegen die Schweiz.

Frankreich: Pardin (2 Paraden)/Gérard (ab 21./10); Remili (1 Tor), Lagarde (1), Richardson (2), Mem (4), Mahé (7/2), Abalo (3), Guigou, Luka Karabatic (2), Fabregas (1), Descat (3), Dipanda, Porte (1), Acquevillo.

Schweiz: Portner (12 Paraden)/Bringolf (für 1 Penalty); Schmid (10/1), Rubin, Tynowski (2), Svajlen, Lier (2), Sidorowicz (5), Raemy (1), Röthlisberger, Milosevic (4), Ben Romdhane.

Bemerkungen: Schweiz ohne Meister (verletzt), Küttel (krank), Maros (positiv auf Corona getestet), Schelker, Grazioli (beide überzählig), Tominec, Zehnder, Gerbl und Novak (alle nicht eingesetzt).

Resultate/Rangliste:

Gruppe E. Montag: Frankreich - Schweiz 25:24 (14:14). Norwegen - Österreich 38:29 (20:17). - Rangliste: 1. Frankreich 3/6 (88:76). 2. Norwegen 3/4 (93:82). 3. Schweiz 3/2 (77:81). 4. Österreich 3/0 (82:101).

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