Krönung einer langen Schützenkarriere
Gleich mit einem Meister- und einem Vizemeister-Titel kam der Davoser Sportschütze Andrea Stiffler vergangene Woche von den Schweizer Meisterschaften in Thun zurück.
Gleich mit einem Meister- und einem Vizemeister-Titel kam der Davoser Sportschütze Andrea Stiffler vergangene Woche von den Schweizer Meisterschaften in Thun zurück.
Rangierungen unter den Besten sind für Stiffler nichts Neues. Immerhin stammt er aus einer schiessbegeisterten Familie. «Als Kind schoss ich schon mit dem Luft- und dem Kleinkalibergewehr auf 10 und 50 Meter», erzählt er. «Beide meine Eltern waren begeisterte Schützen und wir fuhren regelmässig zu Schiesswettbewerben.» Im Keller des Elternhauses habe es einen Schiessstand für Luftgewehr gegeben, für das Kleinkaliberschiessen auf 50 Meter seien sie jeweils nach Thusis gefahren. An den Bezirksschiessen seien die Stiffler-Geschwister gelegentlich auch an Gruppenwettkämpfen angetreten. Mit 17 Jahren erhielt Stiffler von einem älteren Bruder sein erstes Gewehr und war fortan ein stolzer Jungschütze.
Nicht mit meinem Gewehr
Sein Gewehr war ihm auch im Militärdienst der liebste Begleiter. «Unterwegs lag es jeweils vor mir im Schlafsack.» Das Abschiessen von Panzerabwehrgranaten mit diesem Gewehr war ihm jedoch ein Gräuel. «Es war in solchen Momenten oft gerade nicht auffindbar», berichtet der Schützenveteran mit einem Augenzwinkern. Nicht die Granate selbst hielt ihn ab – für seine Kameraden übernahm er diese Aufgabe ohne Murren. Ihn störte viel mehr, was der gewaltige Rückstoss mit seinem Gewehr anrichtete. «Schliesslich will ich als Sportschütze ein Ziel von 10 Zentimetern treffen», sagt er. Sein Sturmgewehr 90 bestellte er übrigens bei dessen Vorstellung 1985 und erhielt es auch geliefert. Allerdings sollte es noch drei Jahre dauern, bis auch die Munition dazu erhältlich war.
Wieder als Familie unterwegs
In der Zwischenzeit schoss Stiffler halt weiterhin mit seinem Gewehr aus dem Militärdienst. Dieses Sturmgewehr 57 setzt er noch heute im Wettkampf ein. Nach einer Pause, in der er sich mehr mit dem Schwingsport beschäftigt hatte, übernahm er als Familienvater nun das Vorbild seiner Eltern. «Meine verstorbene Frau Menga hatte vorher nie geschossen, nahm sich aber ein Vorbild an meiner Mutter und wurde bald zu einer ausgezeichneten Schützin.» So zog eine neue Generation Stifflers von Schiessfest zu Schiesswettkampf und brachte regelmässig gute Rangierungen heim.
Das erste Mentaltraining
Persönlichen Ehrgeiz zu entwickeln, begann Stiffler, als er vor gut 25 Jahren mit seinem Sturmgewehr 90 in die sogenannte Matchgruppe «hineinrutschte», wie er sagt. «Damals absolvierte ich meinen ersten Kurs in Mentaltraining.» Doch obwohl er regelmässig im Schiessstand anzutreffen ist, einen Trainer hat Stiffler nicht. «Das Schiessen ist für mich Abbau von Stress. Ich werde ruhig dabei und konzentriere mich.» Wenn er dann trifft, ist die Freude darüber umso grösser. «Das wird fast zur Sucht.» So war Stiffler in den vergangenen Jahrzehnten regelmässig bei ganz unterschiedlichen Wettkämpfen anzutreffen. «Beim Feldschiessen 2013 erzielte ich die maximale Punktzahl und 2019 sowie 2021 erneut».
Ein Traum erfüllt sich
Mit diesem Rucksack machte sich Stiffler denn auch am Dienstag, dem zweiten Wettkampftag auf nach Thun. Sein Start war auf 10.30 Uhr angesetzt, so durfte er bis 6 Uhr liegen bleiben. Auch für diesen Wettkampf hatte er sich erst qualifizieren müssen und nun galt es, sich gegen 58 andere Veteranen durchzusetzen. «Für ältere Schützen wie mich ist das Sturmgewehr 57 wegen seiner längeren Visierlinie das einfachere.» Erneut hatte er liegend 60 Schuss auf die Zielscheibe abzugeben. «Die ersten Schüsse gelangen nicht, doch dann steigerte ich mich», erzählt er. 576 Punkte und 17 Mouchen waren es zum Schluss. «Meinen Sieg und den Schweizer Meister-Titel realisierte ich erst, als ein Schiesskamerad freudestrahlend auf mich zukam.» Die Schützen seien eine grosse Familie und einer gönne dem anderen den Erfolg. «Richtig gefeiert wird aber erst zusammen mit meinen Kameraden vom Schiesssport Davos.» An diesem Tag habe er das Glück auf seiner Seite gehabt, sagt Stiffler bescheiden. Es sei aber auch, das gibt er zu, die Erfüllung eines lang gehegten Traumes gewesen.
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