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Von Siegern, Verlierern und einem gestärkten Captain

Dank dem 1:0 gegen Portugal verabschiedet sich das Schweizer Nationalteam versöhnlich in die Sommerpause. Der erste Sieg im Jahr 2022 schönt die Bilanz und stimmt im Hinblick auf die WM optimistisch.

Agentur
sda
13.06.22 - 15:36 Uhr
Fussball
Die Schweizer Nati-Spieler verabschieden sich mit einem Sieg in die Sommerpause
Die Schweizer Nati-Spieler verabschieden sich mit einem Sieg in die Sommerpause
KEYSTONE/MICHAEL BUHOLZER

Mit drei Punkten liegt die Schweiz nach vier von sechs Runden in der Gruppe 2 der Liga A der Nations League zwar einen Punkt hinter Tschechien am Tabellenende, sie kann sich aber im Herbst den neuerlichen Klassenerhalt aus eigener Kraft sichern. Angeführt wird die Tabelle von Spanien (8 Punkte) vor Portugal (7).

Wie sieht das Fazit nach der ersten Tranche der Nations League aus? Sechs Fragen und Antworten zu den vier Spielen in elf Tagen.

Wie fällt die Gesamtbilanz aus?

Die Bilanz ist durchzogen, allerdings waren die Umstände mit einem Trainingscamp und vier Länderspielen in zweieinhalb Wochen im Anschluss an eine lange Saison nicht einfach; viele angeschlagene Spieler, solche, die zuletzt in ihren Klubs kaum gespielt haben, und einige, deren Zukunft ungewiss ist und die mit einem Klubwechsel liebäugeln. Optimistisch stimmt, dass sich die Schweizer nach dem Fehlstart deutlich zu steigern wussten. In den Heimspielen gegen Spanien (0:1) und Portugal stimmten Einsatz, Leidenschaft und die defensive Organisation wieder, wofür die Spieler mit dem ersten Sieg 2022 belohnt wurden. Grund für die 1:2-Niederlage in Tschechien waren krasse individuelle Abwehrfehler und mangelnde Effizienz im Abschluss, das 0:4 in Portugal war ein kollektiver Aussetzer.

Wer sind die Gewinner?

Manuel Akanji ist der Abwehrchef. Mit der Rückkehr des Verteidigers von Borussia Dortmund erlangte die Defensive wieder ihre Stabilität, die an der Basis für die erfolgreiche WM-Qualifikation stand. Haris Seferovic punktete trotz einer schwierigen Saison und körperlicher Defizite mit seinem Siegtor gegen Portugal. Silvan Widmer ist inzwischen die klare Nummer 1 auf der rechten Seite, und im Mittelfeld deutete Djibril Sow an, dass er eine valable Option ist. Im Kampf um die Nummer 2 im Tor landete Jonas Omlin, der Matchwinner gegen Portugal, einen Punktsieg im Duell mit Gregor Kobel. Renato Steffen zeigte sich als sehr vielseitige Alternative in den Couloirs.

Wer sind die Verlierer?

Kevin Mbabu war an der EM vor einem Jahr zu Beginn noch Stammspieler. Gegen Portugal in seiner Heimatstadt schaffte es der Aussenverteidiger wie Jordan Lotomba noch nicht einmal ins Aufgebot. Fabian Schär zog sowohl in Prag als auch in Lissabon einen schwarzen Tag ein. Der Verteidiger von Newcastle ist in der Hierarchie im Abwehrzentrum die klare Nummer 3. Von denjenigen Spielern, die ihren WM-Platz noch nicht auf sicher haben, konnte mit Ausnahme von Michel Aebischer niemand punkten. Auch Debütant Mattia Bottani zerriss keine Stricke und reiste vorzeitig verletzt ab.

Hat Yakin sein System und seine Stammelf gefunden?

Sofern alle gesund bleiben und in ihren Klubs zum Einsatz kommen, steht die Viererkette mit Widmer, Akanji, Elvedi und Rodriguez. Im Mittelfeld setzt Yakin auf drei zentrale Spieler aus dem Quartett Xhaka, Freuler, Zakaria und Sow. Im Angriff sind Shaqiri und Embolo gesetzt, Seferovic im Sturmzentrum und die schnellen Vargas und Okafor auf den Seiten mögliche Optionen. Ob es sich bei der taktischen Aufstellung um ein 4-3-3-, ein 4-2-3-1- oder ein 4-4-1-1-System handelt, ist nicht entscheidend. Die Schweizer sind in ihren Positionen variabel. Zudem wird sich der smarte Taktiker Yakin die Option offenhalten, je nach Gegner mit einem Kniff für eine Überraschung zu sorgen.

Wie ist das Verhältnis von Xhaka und Yakin?

Die Rolle von Granit Xhaka, der im erfolgreichen Herbst gefehlt hatte, war eines der grossen Themen, nachdem man eine Aussage des Captains nach dem 1:2 in Tschechien als Kritik am Nationaltrainer hatte verstehen können. Bereits beim Zusammenzug im März war aus den Worten und Gesten der beiden zu spüren gewesen, dass sie sich noch nicht gefunden hatten. Spätestens nach den Spielen gegen Spanien und Portugal ist aber klar: Xhaka ist auch unter Yakin der unbestrittene Chef und Denker und Lenker im Mittelfeld. «Es ist fantastisch, wie er die Mannschaft als Captain geführt hat», lobte Yakin am Sonntag den Arsenal-Professional explizit. Dieser wiederum hatte zuvor klargemacht, dass Yakin der Chef sei und es die Vorstellungen des Trainers umzusetzen gelte - auch für ihn.

Wie geht es weiter?

Nach der verlängerten Saison reisen die Spieler nun in die Ferien auf die Malediven, nach Griechenland, Italien oder ins Tessin. Die Super League beginnt bereits in knapp fünf Wochen, die ausländischen Top-Ligen starten erst im August. Der nächste Zusammenzug mit der Nationalmannschaft ist am 19. September für die Nations-League-Spiele in Spanien und zuhause gegen Tschechien. Dann entscheidet sich, ob die Schweiz - wohl im Direktduell mit Tschechien - sich erneut den Ligaerhalt in der höchsten Klasse sichern kann. Es ist der letzte Zusammenzug vor der unmittelbaren Vorbereitung für die WM im November in Katar.

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