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Aufräumen und Angreifen beim FC Basel

Der FC Basel will nach einer unbefriedigenden Vorrunde mindestens den 2. Platz erobern. Neben dem Platz treibt Verwaltungsratspräsident und Mitbesitzer David Degen Umstrukturierungen voran.

Agentur
sda
18.01.23 - 05:00 Uhr
Fussball
Haben viel Arbeit vor sich: FCB-Präsident David Degen und Trainer Alex Frei
Haben viel Arbeit vor sich: FCB-Präsident David Degen und Trainer Alex Frei
KEYSTONE/PATRICK STRAUB

Januar ist für Fussballklubs meist die Zeit für eine Flucht, ein Entfliehen in wärmere Gefilde. Auch der FC Basel war auf Reisen. Elf Tage verbrachten die Basler im Süden Spaniens und bereiteten sich im Marbella Football Center auf die Rückrunde in der Super League vor, die für sie am Sonntag auswärts in St. Gallen starten wird.

Es ist eine Rückrunde, die für den FCB im Zeichen einer Aufholjagd steht. Platz 5 und 14 Punkte Rückstand auf Leader YB entsprechen nicht dem, was man sich in Basel unter einer erfolgreichen Saison vorstellt. Verwaltungsratspräsident und Mitbesitzer David Degen rief vor Weihnachten unmissverständlich den zweiten Platz als Ziel aus, den momentan Servette vier Punkte vor dem FCB innehat. Die Chance, die Qualifikation für die Champions League bestreiten zu können, will Degen unbedingt packen, zumal Erfolge im Europacup finanziell für Entlastung sorgen könnten für einen Verein, der seit 2016 immer ein Defizit zu verzeichnen hatte und laut Degen fürs Jahr 2022 «haarscharf» eine ausgeglichene Bilanz wird präsentieren können.

Dass dies stark mit den Transfererlösen aus den Verkäufen von Arthur Cabral zu Fiorentina und Edon Zhegrova zu Lille zusammenhängt, die zusammen rund 25 Millionen Franken eingebracht haben dürften, zeigt, dass der Verein, der einst über 77 Millionen Eigenkapital verfügte, finanziell auf wackligen Beinen steht.

Überall wird gespart

Seit anderthalb Jahren ist Degen nun der starke Mann im FC Basel. Der 39-Jährige hat immer wieder betont, in welch schwierigem Zustand er den Klub von Bernhard Burgener übernommen hat. Anpassungen im Lohngefüge der ersten Mannschaft waren nur eine von zahlreichen Massnahmen. Anfang Dezember erhielten rund ein Dutzend Mitarbeitende in verschiedenen Bereichen der Geschäftsstelle die Kündigung. Degen sagt: «Wir müssen finanziell gesund werden, deshalb müssen wir jede Abteilung genau durchleuchten und auch harte Entscheide treffen.» Im Bereich des Stadion-Caterings erfolgte zuletzt ebenso eine Neuausrichtung wie beim Sicherheitspersonal. Und an der Basler Schifflände wurde der Fanshop geschlossen, da die dadurch gewonnene Präsenz nicht in gesundem Verhältnis stehe zu den Kosten, auch wenn der Shop nicht defizitär gewesen sei, wie der Klub betont.

Zudem strebt Degen Massnahmen an, um die Stadionmiete für den St. Jakob Park von rund 3,8 Millionen Franken pro Jahr zu senken. «Wir räumen auf», sagt Degen. «Wir müssen zum Wohl des FCB eine Struktur schaffen, damit der Verein in den nächsten Jahrzehnten nicht mehr im Fundament Probleme bekommt.» Er glaubt jedoch, dass erst mit Beginn des Geschäftsjahres 2025 alle Altlasten aus der Ära Burgener aus der Welt geschaffen sein werden.

Rechtsstreit mit Szalai

Das Motto «Aufräumen» lässt sich auch auf den sportlichen Bereich anwenden. Das Kader, dem phasenweise 32 Spieler angehörten, soll kleiner werden. Zwischen 23 und 26 Spieler exklusiv der Goalies stellt sich Trainer Alex Frei in seinem Team vor. Entsprechend ist es nicht überraschend, dass der neue Sportdirektor Heiko Vogel, der als Bindeglied zwischen Verwaltungsrat und dem sportlichen Bereich fungieren soll, zu Beginn vor allem darin gefordert ist, Abnehmer für Spieler zu finden, die in Basel keine Zukunft mehr haben.

Im Trainingslager fehlten Adam Szalai, Kaly Sène, Tician Tushi, Yannick Marchand und Liam Chipperfield. Sie alle werden sich einer neuen sportlichen Herausforderung stellen müssen, wobei sich gerade bei Szalai das Geschehen auf eine juristische Bühne verlagert hat. Der Ungar, einst als Hoffnungsträger im Sturm geholt, hat über seinen Anwalt offiziell Klage eingereicht und will sich so das Recht erstreiten, am Trainingsbetrieb teilnehmen zu dürfen. David Degen hat es indes längst ausgeschlossen, dass Szalai trotz Vertrag bis Saisonende noch einmal für den FCB spielen wird.

Aussenverteidiger Noah Katterbach schloss sich nach frühzeitiger Beendigung seines Leihgeschäfts in Basel dem Hamburger SV an. Andy Pelmard und Dan Ndoye weckten zudem das Interesse ausländischer Klubs. Es ist also nicht auszuschliessen, dass es zu weiteren Abgängen kommt, bis das Transferfenster in den europäischen Topligen am 31. Januar schliesst. Einziger Neuer in den Reihen der Rot-Blauen ist bisher Hugo Novoa, ein 19-jähriger Flügelspieler, der für anderthalb Jahre von Leipzig ausgeliehen ist.

Freis neues System

In Marbella bestritten die Basler zwei Testspiele und verloren sowohl gegen Freiburg (2:3) als auch gegen Dortmund (0:6). Personell lief es ebenso unerfreulich: Innenverteidiger Arnau Comas und Stürmer Jean-Kévin Augustin verletzten sich, sodass sie den Rückrundenauftakt in St. Gallen verpassen dürften.

Wie so oft in derlei Partien ging es Trainer Frei aber vor allem darum, Dinge auszuprobieren. Der 43-Jährige liess jeweils in einem 4-4-2-System agieren und wich damit davon ab, nur mit einem nominellen Stürmer spielen zu lassen. Es ist eine Massnahme, die helfen soll, die Effizienz vor dem gegnerischen Tor zu erhöhen, was in dieser Saison bisher ein grosses Manko im Basler Spiel gewesen ist. Denn ohne Tore wird es schwierig mit der Aufholjagd.

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