ZSC gegen Kloten ist kein gewöhnlicher Viertelfinal
Das Zürcher Derby in den Eishockey-Playoffs verspricht Spektakel. Obwohl in der Rolle des Favoriten, stellt sich ZSC-Trainer Marco Bayer gegen den Kantonsrivalen Kloten «auf eine strenge Serie» ein.
Das Zürcher Derby in den Eishockey-Playoffs verspricht Spektakel. Obwohl in der Rolle des Favoriten, stellt sich ZSC-Trainer Marco Bayer gegen den Kantonsrivalen Kloten «auf eine strenge Serie» ein.
Playoffs haben ihren besonderen Reiz - Derbys sowieso. Gepaart entfalten sie ein explosives Potenzial. Es wird sich nichts gegönnt, auf und neben dem Eis. Die Rivalität ist von gegenseitiger Abneigung geprägt. Jeder Check kracht lauter, jede Strafe wiegt schwerer. Die Fans peitschen ihre Mannschaft nach vorne, als ginge es um mehr als nur den Einzug in die nächste Runde - es geht um Stolz, um die Ehre, um die Vorherrschaft im Kanton, und in den Playoffs natürlich um alles oder nichts. Die einen siegen, die anderen fliegen. Vorzeitig in die Ferien möchte niemand freiwillig.
Nimmt man die vier Zürcher Derbys der abgelaufenen Qualifikation zum Massstab, dürfen sich die Fans beider Lager auf einiges gefasst machen. Kloten und die ZSC Lions, beide offensiv ausgerichtet, boten viel Spektakel - und immer gewann das Heimteam.
Das zeigt: Obwohl Underdog, muss sich Kloten im Duell mit dem mächtigen Nachbar nicht verstecken. Aus den letzten sieben Duellen gingen die Zürcher Unterländer sogar fünf Mal als Sieger vom Eis. Der ZSC ist also gewarnt.
ZSC-Coach Bayer: «Die Jungs sind hungrig»
«Es wird eine strenge, harte Serie für uns», prophezeit ZSC-Trainer Marco Bayer. Als Marc Crawford aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat, ist der Dübendorfer nach Weihnachten quasi in einer Nacht-und-Nebel-Aktion vom Headcoach des Farmteams GCK Lions zum Cheftrainer des grossen ZSC befördert worden.
Bayer war von Beginn an gefordert. Der eng getaktete Spielplan, eine Grippewelle und Verletzungen stellten ihn und seinen Coachingstaff immer wieder vor neue Herausforderungen. So kamen die elf spielfreien Tage vor den Playoffs dem ZSC gerade gelegen. «Die Pause hat uns sehr gutgetan. Wir waren mental und körperlich nicht mehr so frisch. Nun konnten wir endlich mal richtig trainieren. Das war zuvor nie möglich, seit ich hier bin», sagte Bayer am Dienstagmittag in einer Runde mit Journalisten.
Dass es dem Team nach dem Gewinn der Champions Hockey League im Februar am nötigen Biss fehlt, glaubt Bayer nicht. «Die Jungs sind hungrig. Ich habe in den letzten zwei, drei Tagen gemerkt, wie frisch, wie fokussiert sie wieder sind. Wir haben noch ein Ziel, das wir erreichen wollen. »
Für Marco Bayer geht es im Playoff auch um seine persönliche Zukunft. Der frühere Nationalverteidiger, als Aktiver zweifacher Meister mit Kloten, wird der ZSC-Organisation zwar zwei weitere Saisons erhalten bleiben. Ein entsprechender Vertrag wurde im Januar abgeschlossen. Noch ist aber unklar, ob in seiner aktuellen Funktion als Headcoach der ZSC Lions oder wieder als Cheftrainer der GCK Lions. Zumindest gegen aussen gibt sich der 52-Jährige gelassen: «Es geht hier nicht um mich, sondern um den Klub und die Spieler. Meine Situation können wir dann nach der Saison diskutieren.»
Schäppis Wiedersehen
Ganz besonders ist das Zürcher Derby für Reto Schäppi, der fast seine ganze Karriere beim ZSC gespielt hat und mit ihm vier Mal Schweizer Meister geworden ist. Im Zuge einer Verjüngungskur erhielt der 34-jährige Center von den Lions für diese Saison keinen Vertrag mehr. Nach seinem Wechsel zum Kantonsrivalen EHC Kloten trifft er mit diesem nun ausgerechnet auf seinen Ex-Klub. «Ich freue mich riesig, gegen meine alten Teamkollegen eine Playoff-Serie spielen zu dürfen. Das wird sicher speziell», sagte Schäppi am späten Montagabend, als die Playoff-Qualifikation nach dem spektakulären 5:4-Heimsieg gegen Ambri-Piotta feststand.
Die Ausgangslage im Duell zwischen dem Zweiten und Siebten der Qualifikation beschreibt er wie folgt: «Wir wissen, dass wir der Aussenseiter sind. Trotzdem können wir mit Selbstvertrauen auftreten, das haben wir uns über diese Saison erarbeitet. Wir wissen, dass wir eine Chance haben.»
Dass dem Team wegen der zusätzlichen vier Play-in-Spiele die nötige Frische fehlt, glaubt der Routinier nicht. «Natürlich wäre es schön gewesen, wenn wir uns gleich gegen Langnau qualifiziert hätten. Doch wir wollen den Schwung mitnehmen und es positiv sehen.»
Um den grossen Rivalen aus dem Weg zu räumen, muss der EHC Kloten etwas schaffen, was vor einem Jahr keinem gelungen ist: Auf ihrem Weg zu ihrem zehnten Meistertitel haben die Lions alle ihre acht Playoff-Heimspiele gewonnen. ZSC-Coach Bayer glaubt: «Wir sind frisch, über eine längere Serie kann das der Vorteil sein.»