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«Ich versuche, nicht an die NHL zu denken»

Dominik Kubalik feiert seine Rückkehr zu Ambri-Piotta mit einem Tor und ärgert sich über eine Niederlage. Ansonsten zeigt sich der Tscheche hoch erfreut, auch wenn er jeden Tag wieder abreisen könnte.

Agentur
sda
19.09.24 - 04:30 Uhr
Eishockey
Ein Lachen im Gesicht, nicht nur wegen seines Tores im Saison-Eröffnungsspiel: Ambri-Piottas Dominik Kubalik
Ein Lachen im Gesicht, nicht nur wegen seines Tores im Saison-Eröffnungsspiel: Ambri-Piottas Dominik Kubalik
KEYSTONE/TI-PRESS/Alessandro Crinari

In der Gottardo Arena läuft die 36. Minute, als die Halle förmlich explodiert. Dominik Kubalik bricht vor dem Tor der Rapperswiler der Stock. Blitzschnell fährt der Tscheche zur Bank, schnappt sich ein neues Spielgerät und steht kaum zwei Sekunden später wieder am richtigen Ort, um einen Pass von Dominic Zwerger zum 2:3 in die Maschen zu hauen.

In Ambri kommen Euphorie und ein bisschen Wehmut auf, Erinnerungen an die Saison 2018/19, als man in der Qualifikation den 5. Platz und letztmals die Playoffs erreichte. Hauptverantwortlich dafür: Dominik Kubalik mit 25 Toren und 57 Skorerpunkten in 50 Spielen der Qualifikation. Der damals 23-jährige Tscheche empfahl sich damit für einen Millionenvertrag in der NHL und wechselte nach Chicago. Nun ist er zurück, zumindest bis auf Weiteres. Bis zum 15. Dezember kann Kubalik jederzeit aus seinem Vertrag bei den Tessinern aussteigen, wenn ein passendes Angebot aus Nordamerika kommt.

Einer, der gerne lacht

Zu spüren ist davon nichts. Kubalik ist engagiert, kommt zu Torchancen, erzielt das eine Tor und vor allem huscht ihm immer wieder ein Lächeln übers Gesicht, wenn er von einem Einsatz zur Bank zurückfährt. «So bin ich eben», sagt er nach dem Spiel mit einem bubenhaften Lächeln gegenüber Keystone-SDA. «Ich bin ein positiver Mensch, ich lache gerne.» Dann wird der Tscheche kurz ernst. «Im Moment gibts allerdings keinen Grund zu lachen.»

Er meint damit die 3:4-Niederlage zum Saisonauftakt gegen die Rapperswil-Jona Lakers, nicht seine persönliche Situation, die auf den ersten Blick nicht einfach ist. 66 Tore erzielte Kubalik in drei Saisons mit den Chicago Blackhawks, anschliessend deren 20 in einem Jahr mit den Detroit Red Wings, in der letzten Saison aber nur 11 für die Ottawa Senators. Anschliessend erhielt er keinen passenden Vertrag mehr.

Wie es heisst, gelangte Kubalik anschliessend von sich aus an Ambri-Piotta mit der Bitte, trainieren und mitspielen zu dürfen. Obwohl der Verein aus der Leventina nun mit acht Ausländern ein nicht ganz unproblematisches Überangebot navigieren muss, konnte Sportchef Paolo Duca da nicht ablehnen. Seine unbestritten grosse Klasse bewies der Tscheche auch bei der Heim-WM, wo er fünf Tore zum tschechischen Titel beitrug. «Danach hab ich ganz normal trainiert, wie immer», versichert der Flügelstürmer. «Ich bin zu 100 Prozent fit.»

Mit dem Herz in Ambri

Und mit ganzem Herzen dabei. «Ich versuche, nicht an die NHL zu denken», sagt er. «Ich bin voll auf die Gegenwart fokussiert. Was die Zukunft bringen wird, werden wir sehen, aber jetzt bin ich hier und werde alles tun, um dem Team zu helfen.» Immerhin hat nicht nur Ambri Kubalik viel zu verdanken, das gilt auch umgekehrt. Der Provinzklub aus den Bergen war sein Sprungbrett in die grosse, lukrative Welt der NHL.

Für Trainer Luca Cereda, der schon vor sechs Jahren sein Trainer war, ist Kubaliks Präsenz jedenfalls ein grosser Gewinn. «Er hat sich nicht sehr verändert», stellt der Tessiner fest und meint lachend: «Er sieht ja nur schon physisch noch sehr jung aus.» Auf dem Eis habe er bereits im ersten Spiel wieder die bekannten Stärken gesehen. «Er ist offensiv enorm gefährlich, macht viel Druck aufs Tor und schiesst gut. Und er hat sicher etwas an Erfahrung und Ausstrahlung dazu gewonnen.»

Er sei froh, dass Kubalik zurück sei, sagt Cereda, auch wenn er weiss, dass dies vielleicht nicht von Dauer ist. «Er hat sicher noch grosse Ziele vor sich, und er hat hier die Chance, wieder einen nächsten Schritt zu machen. Es zeigt auch, dass ihm in Ambri wohl war.»

Freude an der neuen Halle

Und das, obwohl der Klub damals noch in der baufälligen, kalten Valascia spielte. «Die Halle ist schon ein bisschen besser», meint Kubalik mit einem Schmunzeln und blickt den Gang der neuen Gottardo Arena entlang. «Das war aber nicht meine erste Überlegung. Ich bin einfach froh, dass wir einen Weg gefunden haben, wieder hier zu spielen.»

Froh sollten auch die Schweizer Eishockeyfans sein. Ein Spieler von Kubaliks Qualität und mit seinen NHL-Meriten landet selten im besten Hockeyalter in der National League. Wie lange das zweite Gastspiel auch immer dauern wird.

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