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Schweizer Schachmeisterschaften in Flims: Ein Bündner fordert die Schweizer Elite heraus

Zum vierten Mal nach 2012, 2016 und 2021 finden vom 13. bis 21. Juli in der Waldhaus Arena in Flims die Schweizer Schachmeisterschaften statt. Im Titelturnier der Männer ist mit Jonas Wyss auch ein Bündner am Start.

Südostschweiz
10.07.24 - 09:57 Uhr
Regionalsport
Herausforderer: Als Bündner ist Jonas Wyss Lokalmatador an den Schweizer Schachmeisterschaften.
Herausforderer: Als Bündner ist Jonas Wyss Lokalmatador an den Schweizer Schachmeisterschaften.
Bild Markus Angst

von Markus Angst 

Der aus dem Schachklub Chur stammende, in Winterthur wohnhafte und in der Schweizerischen Mannschaftsmeisterschaft (SMM) für den Nationalliga-A-Klub Réti Zürich spielende Fide-Meister Jonas Wyss sicherte sich seinen Platz im Elitefeld im vergangenen Jahr in Leukerbad als bester Schweizer des Meisterturniers. Als einziger Spieler, der nicht den Titel eines Grossmeisters oder internationalen Meisters trägt, ist der Lokalmatador, der am fünften Wettkampftag in Flims seinen 37. Geburtstag feiert, die Startnummer 10 und damit klarer Aussenseiter.

Er will das Turnier geniessen

«Es war schon immer mein Traum, einmal im Titelturnier der Männer mitzuspielen», sagt der Bundesmeister von 2009. «In den Jahren um 2010 herum war ich zwar nahe dran, aber es hat leider nie in die Top 10 gereicht. Umso glücklicher bin ich nun, dass es über das Meisterturnier 2023 endlich geklappt hat.»

Eine eigentliche Zielsetzung hat Wyss nicht. «Ich schaue von Partie zu Partie und möchte das Turnier und die Chance, gegen neun starke Gegner zu spielen, einfach geniessen. Auch wenn ich in jeder Partie der Aussenseiter sein werde, weiss ich, dass ich gegen alle Spieler eine Chance habe und werde versuchen, so viele wie möglich zu nutzen.»

Als Turniervorbereitung versucht er, in seinem Eröffnungsrepertoire einige Lücken zu schliessen. In dieser Woche macht Wyss in den Bündner Bergen eine Woche Ferien. «So kann ich von der Arbeitswelt abschalten und mich voll aufs Schach konzentrieren», sagt der als Hardware-Entwickler beschäftigte Elektroingenieur.

Auch im Senioren-Titelturnier spielt ein Churer mit. Als Startnummer 9 unter zehn Teilnehmern gehört FM Slobodan Adzic ebenso wie Wyss zu den Aussenseitern.

Acht verschiedene Turniere

In Flims gibt es drei geschlossene Titelturniere für die Männer, Frauen und Senioren (je neun Runden). Zudem stehen das Meisterturnier (neun Runden), das Hauptturnier I, das Hauptturnier II, das Hauptturnier III und das Hauptturnier IV (jeweils sieben Runden) auf dem Programm. Die drei Titelturniere und das Meisterturnier beginnen am Samstag, die vier Hauptturniere am Sonntag. 

Für das Meisterturnier und die vier Hauptturniere kann man sich vor Ort bis eine Stunde vor Beginn der ersten Runde noch anmelden. Zuschauerinnen und Zuschauer sind bei Gratiseintritt herzlich willkommen. Spielbeginn ist jeweils um 13.30 Uhr mit Ausnahme der Schlussrunde um 9 Uhr.

Schach und Ferien kombinieren

Turnierleiter Peter Erismann rechnet mit 250 bis 280 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Die Titelkämpfe in attraktiven Ferienorten sind bei den Schweizer Schachspielerinnen und Schachspielern deshalb besonders beliebt, weil sie und ihre Familienangehörigen das königliche Spiel optimal mit Ferien kombinieren können. 

«Die Schweizer Schachmeisterschaften sind eine hervorragende Plattform, die Ganzjahresdestination Flims Laax als vielseitige und erlebnisreiche Feriendestination zu präsentieren», sagt denn auch Patric Berg, designierter Geschäftsführer von Flims Laax. «Vor der Kulisse der spektakulären Bergwelt treffen nicht nur die Schachfiguren aufeinander, sondern auch Action auf Erholung. Im Flimserwald an den naturbelassenen Cauma- und Crestasee lässt es sich vor und nach den Partien besonders gut entspannen. Der Anlass mit Ausstrahlungskraft ist eine Chance, Flims Laax als internationaler Veranstaltungsort in den Bergen zu etablieren.»

Drei attraktive Titelturniere

Der erstmals teilnehmende GM Li Min Peng (Adliswil), Titelverteidigerin WIM Sofiia Hryzlova (Taverne-Torricella) und IM Andreas Huss (Lausanne) sind im Männer-, Frauen- und Senioren-Titelturnier topgesetzt. Weil mit Sebastian Bogner (Einsiedeln) und Nico Georgiadis (Zürich) zwei weitere Grossmeister mitspielen, können die auf den nächsten Startplätzen des Männer-Titelturniers liegenden Internationalen Meister Ioannis Georgiadis (Zürich/auch er spielt seine erste SEM), Oliver Kurmann (Luzern), Titelverteidiger Fabian Bänziger (Pfäffikon/SZ), Daniel Fischer (Einsiedeln), Markus Klauser (Belp) und Theo Stijve (Villars-sur-Glâne) eine Grossmeister-Norm erzielen. Allerdings liegt die Hürde mit sieben Punkten aus neun Runden recht hoch.

Hochkaräter in Flims: Die aus der Ukraine stammenden und für das Schweizer Nationalteam spielenden GM Li Min Peng (Männer-Titelturnier) und WIM Sofiia Hryzlova (Frauen-Titelturnier) sowie IM Andreas Huss (Senioren-Titelturnier) sind topgesetzt.
Hochkaräter in Flims: Die aus der Ukraine stammenden und für das Schweizer Nationalteam spielenden GM Li Min Peng (Männer-Titelturnier) und WIM Sofiia Hryzlova (Frauen-Titelturnier) sowie IM Andreas Huss (Senioren-Titelturnier) sind topgesetzt.
Bild Markus Angst

Im Frauen-Titelturnier, in dem neben Titelverteidigerin Sofiia Hryzlova mit WGM/IM Yelena Sedina (Chiasso/2019) und WIM Gundula Heinatz (Thun/2014+2018) zwei weitere ehemalige Schweizer Meisterinnen am Start sind, spielen mit den beiden Deutschen Marharyta Khrapko und Dora Peglau sowie der Französin WFM Cyrielle Monpeurt drei starke, aber nicht titelberechtigte Ausländerinnen mit. Das ermöglicht es WFM Mariia Manko, Olga Kurapova, Nathalie Pellicoro und Gilda Thode, auf eine WIM-Norm zu spielen. Dafür sind jedoch 6,5 Punkte erforderlich.

Das von Titelverteidiger IM Andreas Huss vor FM Patrik Hugentobler (Volketswil/Schweizer Seniorenmeister 2016) und dem erstmals teilnehmenden Marcel Marentini (Bottighofen) angeführte Senioren-Titelturnier wurde gegenüber dem Vorjahr von acht auf zehn Spieler aufgestockt.

25 Partien werden aus Flims live in die (Schach-)Welt hinausgetragen: die 15 Bretter der drei Titelturniere sowie die zehn Top-Bretter des Meisterturniers.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der drei Titelturniere

Männer

1 GM Li Min Peng (Adliswil) FIDE-ELO 2551

2 GM Sebastian Bogner (Einsiedeln) 2542

3 GM Nico Georgiadis (Zürich) 2514

4 IM Ioannis Georgiadis (Zürich) 2486

5 IM Oliver Kurmann (Luzern) 2436

6 IM Fabian Bänziger (Pfäffikon/SZ) 2404

7 IM Daniel Fischer (Einsiedeln) 2274

8 IM Markus Klauser (Belp) 2355

9 IM Theo Stijve (Villars-sur-Glâne) 2324

10 FM Jonas Wyss (Winterthur) 2289

Frauen

1 WIM Sofiia Hryzlova (Taverne-Torricella) 2232

2 WGM/IM Yelena Sedina (Chiasso) 2198

3 Marharyta Khrapko (D/nicht titelberechtigt) 2185

4 WIM Gundula Heinatz (Thun) 2112

5 WFM Cyrielle Monpeurt (Fr/nicht titelberechtigt) 2106

6 Dora Peglau (D/nicht titelberechtigt) 2079

7 WFM Mariia Manko (Granges-Paccot) 2034

8 Olga Kurapova (Walenstadt) 1985

9 Nathalie Pellicoro (Zollikofen) 1954

10 Gilda Thode (Grafstal) 1922

Senioren

1 IM Andreas Huss (Lausanne) 2220

2 FM Patrik Hugentobler (Volketswil) 2208

3 Marcel Marentini (Bottighofen) 2101

4 Heinz Wirz (Therwil) 2078

5 Bruno Zülle (Frauenfeld) 2058

6 Jaspaul Bagri (Genève) 2039

7 Ruedi Staechelin (Basel) 2025

8 Robert Luginbühl (Riehen) 2017

9 FM Slobodan Adzic (Chur) 2008

10 Martin Dürst (Glarus) 1972

Die Schweizer Meisterinnen und Meister der letzten 10 Jahre

2023 (Leukerbad): Fabian Bänziger/Sofiia Hryzlova

2022 (Samnaun): Fabian Bänziger/Lena Georgescu

2021 (Flims): Joe Gallagher/Lena Georgescu

2020: wegen der Corona-Pandemie nicht ausgetragen

2019 (Leukerbad): Noël Studer/Elena Sedina

2018 (Lenzerheide): Sebastian Bogner/Gundula Heinatz

2017 (Grächen): Yannick Pelletier/Lena Georgescu

2016 (Flims): Noël Studer/Laura Stoeri

2015 (Leukerbad): Vadim Milov/Alexandra Kosteniuk

2014 (Bern): Yannick Pelletier/Gundula Heinatz

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