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Würdiger Schlusspunkt einer beeindruckenden Politkarriere

Am 15. Mai wollen 28 Kandidierende für den Wahlkreis Davos in den Grossen Rat einziehen. Für einen von ihnen ist diese Wahl aber etwas ganz Besonderes. Tarzisius Caviezel könnte nämlich im Sommer zum höchsten Bündner gewählt werden.

Andri
Dürst
09.05.22 - 12:00 Uhr
Politik
Falls Tarzisius Caviezel wieder in den Grossen Rat gewählt wird, darf er im August aller Voraussicht nach den Sessel der amtierenden Standespräsidentin Aita Zanetti übernehmen.
Falls Tarzisius Caviezel wieder in den Grossen Rat gewählt wird, darf er im August aller Voraussicht nach den Sessel der amtierenden Standespräsidentin Aita Zanetti übernehmen.
Bild: SO (Livia Mauerhofer)

Der FDP-Politiker hat bereits viel erlebt. So war er vor seiner Zeit als Landammann bereits einmal Nationalrat. Seit 2014 ist er zudem Grossrat – und möchte dies gerne auch bleiben. Denn im vergangenen August wurde er zum Standesvizepräsidenten gewählt. Üblicherweise darf die Person, die dieses Amt innehat, im darauffolgenden Jahr das Präsidium übernehmen. Im Interview spricht Caviezel über die Beweggründe für seine erneute Grossratskandidatur und seine Zukunftspläne.

DZ: Ende 2020 gaben Sie das Amt des Landammanns ab. Nun wollen Sie Standespräsident werden. Wurde Ihnen inzwischen langweilig?

Tarzisius Caviezel: Nein, mir ist es überhaupt nicht langweilig. Ich habe das Amt des Landammanns auch nicht abgegeben, weil ich keine Lust mehr hatte. Die Aufgabe bedingt jedoch, dass man sie mit Elan und voller Kraft ausübt. Da ich nun 67 Jahre alt bin, konnte ich nicht garantieren, dass ich das Amt bis zum Ende der Legislatur entsprechend wahrnehmen kann. Nun bietet sich aber die Chance, mit dem Standespräsidium einen Schlusspunkt hinter meine politische Karriere zu setzen. Übrigens habe ich dieses Amt auch nicht gesucht. Ich bin da «reingerutscht», aber dennoch mit einem Glanzresultat – 107 von 120 Stimmen – zum Vizepräsidenten des Grossen Rates gewählt worden.

Was beinhaltet das Amt des Standespräsidiums konkret? Mit wie viel Aufwand ist das verbunden?

Der Aufwand ist sicher gross. Als höchster Bündner darf man an vielen Veranstaltungen teilnehmen und Gastreferent sein. Es sind repräsentative Auf-gaben, im Rahmen derer man den Kanton in seiner ganzen Vielfalt vertreten darf. Im Wohnort des frisch gewählten Standespräsidenten wird zudem meist eine grosse Feier veranstaltet. Ansonsten beinhaltet das Amt natürlich das Vorbereiten der Sessionen. Zusammen mit der Präsidentenkonferenz, zu der alle Fraktionspräsidenten gehören, erstellt man die Arbeitspläne. Während der Sessionen leitet der Präsident die Verhandlungen und sorgt im Nachgang für eine Nachbearbeitung.

Wie gross ist nun die Vorfreude auf dieses Amt?

Ich würde mich sehr, sehr darüber freuen, wenn mich die Davoser Bevölkerung wieder in den Grossen Rat wählt. Habe ich diese Hürde genommen, sind die Chancen sehr intakt, als Standespräsident gewählt zu werden. Ich denke auch, dass ich mir als Landammann nichts zu Schulden kommen liess und meinem Nachfolger eine intakte Gemeinde mit sauberen Finanzen übergeben konnte. Aber sicher ist man bei Wahlen nie.

Das mussten Sie bei den Nationalratswahlen 2011 am eigenen Leib erfahren, als die FDP aufgrund von Listenverbindungen im linken Lager ihren Sitz verlor. Neu wird auch in Graubünden nach dem Proporz gewählt. Wie blicken Sie diesbezüglich auf den 15. Mai?

Das neuen Bündner Wahlsystem ist per se weniger nachvollziehbar als das alte. Das System des Doppelten Pukelsheim macht es auch nicht einfacher. Ich bin aber froh, haben wir beim neuen Wahlsystem auf das Element der Listenverbindungen verzichtet. Es hätte nur alles komplizierter gemacht und den Wählerwillen verwässert.

Dank des neuen Proporzsystems könnte im Falle eines Rücktritts eines Grossrats jemand von der gleichen Liste nachrutschen. Es braucht somit keine Ersatzwahl. Machen Sie nach Ihrer Präsidiumszeit je mand neuem Platz?

Das ist eine Variante, die durchaus denkbar ist. Es ist aber zu früh, sich bereits jetzt festzulegen, bevor die Wahlergebnisse feststehen und die Legislatur ­begonnen hat.

Noch kurz zu einem anderen Thema. Sie sind als Verwaltungsratspräsident der Spital Davos AG tätig. Wie schaut dort die Situation aus?

Wir sind mit unserer Zielsetzung gut unterwegs, sprich mit der Strategie 65 (Personalaufwand)– 25 (Sachaufwand) – 10 (EBITDA). Als 2017 der neue Verwaltungsrat die Zügel beim Spital in die Hand genommen hat, lag das EBITDA, also der Gewinn vor Abschreibungen, bei minus 2,7 Millionen Franken. Nun bewegen wir uns im Plusbereich in der gleichen Grössenordnung. Wir konnten zudem die Professionalität erhöhen – und dies trotz schwieriger Corona-Jahre. Aber es hat sich gezeigt, welche Bedeutung das Spital Davos als verlässlicher medizinischer und pflegerischer Grundversorger für die Einheimischen und unsere Gäste hat. Wir sind nun wirklich auf gutem Weg.

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