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Das Richtige war nicht dabei

Vor einigen Monaten starteten die technischen Dienste der Gemeinde ein Beschaffungsverfahren für ein kommunales Multifunktionsfahrzeug, wie es korrekt heisst. Ohne Erfolg so weit.

Südostschweiz
30.11.24 - 13:00 Uhr
Politik
Die Gemeinde plant den Ersatz dieses in die Jahre gekommenen Kommunalfahrzeuges.

Konkret soll das Gerät im Sommer die Schwemmanlage für die Strassenreinigung und im Winter den Hobel zum Enteisen tragen. Diese beiden Aufbauten wurden vor über 25 Jahren, als das aktuelle Fahrzeug in Dienst gestellt wurde, speziell für dieses angefertigt. «Sie passen perfekt auf die Situation in Davos. Sei es bei der Breite, der Höhe – wegen der Unterführungen – oder beim Gewicht», beschreibt der Leiter der technischen Dienste, Marco Loher, die Situation. Um den nötigen Anpressdruck für das Abhobeln dicker Eispanzer zu erreichen, muss das Gefährt ausserdem sehr schwer sein. Doch das Bestehende hat nun ausgedient und soll ersetzt werden. «Das Fahrzeug ist inzwischen fast mehr in Reparatur als im Einsatz», drückt Loher es etwas überspitzt aus. «Auch Ersatzteile gibt es kaum mehr.» Nicht das Ende der Lebensdauer erreicht, hat hingegen ganz sicher der Eishobel und möglicherweise auch die Schwemmanlage. «Da in Davos eine eventuelle Schwarzräumung noch in ganz weiter Ferne liegt, bleibt der Eishobel unheimlich wichtig für uns.» Also sollten beide Aufbauten auf dem neuen Fahrzeug weiterverwendet werden können. «Das bedeutete ziemlich spezifische Anforderungen an Höhe, Breite und Gewicht des neuen Fahrzeuges.» Erschwerend für die Anbieter kam dazu, dass auch Pikettdienste verlangt werden, was deren Kreis zusätzlich geografisch stark einschränkt. Von einer überschaubaren Anzahl an Interessenten reichte schliesslich nur einer ein konkretes Angebot ein. «Das Angebot erfüllte dabei alle Muss-Kriterien. Bei der formalen Prüfung wurde jedoch festgestellt, dass das Preisblatt nicht vollständig ausgefüllt und nur zwei der vier geforderten Optionen offeriert wurden», erklärt Loher. «Der Anbieter musste deshalb trotz ansonsten überzeugendem Angebot vom Verfahren ausgeschlossen werden. Eine Nachbereinigung war indes nicht möglich, da die Vorgaben gemäss Artikel 39 der Inter­kantonalen Vereinbarung über das öffentliche Beschaffungswesens IVöB nicht erfüllt waren.» Also wurde das Beschaffungsverfahren abgebrochen.

Freihändiges Verfahren

Heisst das nun, dass es kein neues kommunales Multifunktionsfahrzeug geben wird? «Doch, doch», beruhigt Loher. «Gemäss Artikel 21, Absatz 2, Bestimmung a des IVöB kann ein Auftrag unabhängig vom Auftragswert im freihändigen Verfahren vergeben werden, wenn im offenen Verfahren kein Angebot den wesentlichen Anforderungen der Ausschreibung entspricht. Zudem begründet Artikel 21, Absatz 2, Bestimmung c eine freihändige Vergabe, wenn aufgrund der technischen Besonderheiten des Auftrags nur ein Anbieter infrage kommt und es keine angemessenen Alternativen gibt.» Im Klartext kann die Gemeinde Davos jetzt in direkte Verhandlungen mit dem einzigen Anbieter steigen. Das bisher vorliegende Angebot sei nicht zum Zug gekommen, weil eine Tragvorrichtung für den bestehenden Eishobel ohne Murren akzeptiert, die Schwemmanlage aber nur als Neuanschaffung offeriert worden sei, erklärt Loher die Ausgangslage. «Wir wollten aber alle Varianten inklusive der Weiterverwendung unserer Schwemmvorrichtung und des bestehenden Tanks durchgerechnet sehen.» Mit einem Verhandlungsmandat der Gemeinde im Rücken kann sich der Leiter der technischen Dienste nun mit dem Anbieter zusammensetzen und die Modalitäten aushandeln. Preisliche Über­raschungen sollten daraus nicht resultieren. «Das abgegebene Angebot erfüllte alle Muss-Kriterien und erbringt die geforderte Leistung in der geforderten Qualität zu einem marktüblichen Preis und ich rechne nicht mit grossen Änderungen.» Sonst müsste man halt noch einmal von vorne anfangen. Sicher ist indessen, dass auch das neue Multifunktionsfahrzeug dieselbetrieben sein wird. «Ein Angebot für alternative Antriebssysteme besteht hier schlicht nicht.» Doch der Markt entwickelt sich und Loher hofft, 2026 bei der Ausschreibung und Beschaffung eines Kehrichtfahrzeugs auf eine leises und abgasfreies E-Mobil wechseln zu können.

Der Hobel schneidet auch massiven Belag.
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