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Generationenprojekt: Gemeinde nimmt Inputs aus der Bevölkerung ernst

Es ist wohl noch immer eines der meistdiskutierten Themen an den Davoser Stammtischen: Die Verschiebung des Bahnhofs Dorf und die damit verbundene Aufwertung der Areale Seehofseeli und Parsennparkplatz.

Davoser
Zeitung
26.05.23 - 07:00 Uhr
Politik

Auf rund 88 Millionen Franken beziffert die Gemeinde – Stand November 2022 – ihren Anteil am Generationenprojekt. Rund einen Monat vorher war der Sieger eines Projektwettbewerbs erkoren worden. Es gewann die Einreichung «Davoser Schlitten» der Arbeitsgemeinschaft Bearth und Deplazes Architekten Chur und Marques Architekten Luzern. In einer Publireportage (DZ vom 25. November 2022) wurde genauer formuliert, welche Teile des Gemeinschaftsprojektes konkret von der Gemeinde getragen werden sollen: «Mit ihrem Anteil […] investiert die Gemeinde in eine neue Bahnhofstrasse mit Kreisel, einen Bushof sowie in die Neugestaltung des Parks mit dem Seehofseeli und beteiligt sich an den Erstellungskosten einer Tiefgarage.» Die Investitionen der Gemeinde würden den Weg frei machen für weitere 162 Millionen Franken, die von den anderen drei Projektpartnern und einer Aktiengesellschaft der Gemeinde investiert würden: «Die Rhätische Bahn investiert in die Verschiebung des Bahnhofs Davos und ein neues Bahnhofgebäude, die Bergbahnen erstellen touristische Nutzungen und warme Betten, und die Immobiliengesellschaft Konsum plant eine Überbauung mit rund 80 kostengünstigen Wohnungen für Einheimische.»

Die im Siegerprojekt vorgeschlagene Anordnung der Verkehrswege soll grundsätzlich beibehalten werden, jedoch wird nach Verbesserungen gesucht.
Die im Siegerprojekt vorgeschlagene Anordnung der Verkehrswege soll grundsätzlich beibehalten werden, jedoch wird nach Verbesserungen gesucht.
zvg

Generationenprojekt besser auf andere Planungen abstimmen

Am 28. April gaben die Gemeinde und die Projektpartner – wiederum in einer Publireportage in der DZ – bekannt, dass man den ursprünglich für November 2023 angesetzten Abstimmungstermin auf 2024 verschieben möchte. Im Gespräch mit der DZ nennt Landammann Philipp Wilhelm zwei Hauptgründe für diese Verschiebung: Zum einen sei es die bessere Abstimmung auf andere Planungsvorhaben der Gemeinde, zum anderen die Berücksichtigung von Inputs aus der Bevölkerung. Zum ersten Punkt erklärt er: «Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Grundlagen, die derzeit in Erarbeitung sind, einen Einfluss auf das Bahnhofsprojekt haben werden.» Als Beispiel nennt er das Parkierungskonzept, welches noch aus dem Jahr 2005 stamme. «Es macht natürlich keinen Sinn, aufbauend auf diesem Konzept die Anzahl Parkplätze im neuen Parkhaus zu ermitteln. Darum muss das auf ein neues Gesamtkonzept abgestimmt werden.» Zusammenfassend hält er fest: «Die Erkenntnisse aus dem Generationenprojekt und die Gesamtplanung von Davos sollen optimal aufeinander abgestimmt werden.»

Ein offenes Ohr für die Bevölkerung

Zum zweiten Punkt hält der Landammann fest, dass es in der Öffentlichkeit derzeit viele Diskussionen zum Generationenprojekt gebe. «Wir nehmen diese Inputs ernst und beurteilen jeweils, ob sie einen Beitrag dazu leisten könnten, das Wettbewerbsprojekt zu verbessern.» Man sei zwar «sehr happy» über die im Siegerprojekt vorgeschlagene Anordnung von Bahnhof, Bushof, Bahnhofstrasse et cetera und werde in den Grundzügen auch daran festhalten. «Das Projekt hat aber dennoch Potenzial für Verbesserungen», ergänzt Wilhelm. Derzeit würden noch verschiedene Abklärungen laufen, was im Zuge des Generationenprojekts alles realisiert werden könnte.

Doch lässt sich der Abstimmungstermin ohne Weiteres verschieben? Schliesslich steht das Projekt ja durchaus etwas unter Zeitdruck, denn die RhB ist angehalten, möglichst rasch in einen behinderten­gerechten Umbau des Bahnhofs Dorf zu investieren. «Diese Frage haben wir der RhB gestellt. Jedoch muss man nicht davon ausgehen, dass es in diesem Punkt Probleme gibt», erklärt der Land­ammann dazu.

Das Generationenprojekt biete viele Vorteile, so Philipp Wilhelm.
Das Generationenprojekt biete viele Vorteile, so Philipp Wilhelm.
SO (Livia Mauerhofer)

Bahnübergänge bleiben ein Thema

Ein Anliegen, das in den Diskussionen unter Einheimischen immer wieder zu hören ist, ist der Wunsch nach der Aufhebung der Bahnübergänge im Dorf. Ist dieser Wunsch auch bis zur Gemeinde durchgedrungen? «Ja, die Aufhebung der Bahnübergänge ist eines von vielen Themen, die wir ganz vertieft anschauen wollen», so Wilhelm. Er gibt jedoch zu bedenken, dass insbesondere die Situation beim Bahnübergang Dischmastrasse (siehe Foto Front) wegen der engen Platzverhältnisse nicht einfach zu lösen sei. Der Landammann betont aber: «Wenn wir die Abstimmungsvorlage fertig ausgearbeitet haben, wollen wir sichergestellt haben, dass wir alles Mögliche in Zusammenhang mit dem Projekt abgeklärt hatten.» Wilhelm fügt an, dass jedoch nicht alle «Zusatz-Vorhaben» gleichzeitig mit dem Generationenprojekt realisiert werden müssten. «Gewisse Massnahmen lassen sich sicher auch in einem nächsten Schritt realisieren», erklärt er. Das Generationenprojekt schaffe aber eine wichtige Grundlagen für diese weiteren Schritte.

Gemeinsamer Weg vs. Jeder für sich

Würde dies im Umkehrschluss also bedeuten, dass man mit einem Nein an der Urne zur Vorlage vielen Vorhaben den Weg versperren würde? Wilhelm bejaht dies. In seiner Begründung holt er etwas aus: «Das Generationenprojekt entstand ja, weil die RhB ohnehin in ihren Bahnhof investieren muss. So stellte sich die Frage, ob man dies zum Anlass nehmen will, den Bahnhof an den richtigen Ort zu verschieben und gleichzeitig mit vier Partnern in Verbesserungen der angrenzenden Areale zu investieren». Sprich: Mit dem Generationenprojekt könnten verschiedene Planungsvorhaben gemeinsam realisiert werden, was einerseits eine bessere Koordination erlaube und zweitens wohl auch günstiger käme. Würde das Stimmvolk dem Generationenprojekt eine Absage erteilen, so würde wohl jeder Partner seinen Teil für sich realisieren, sprich die RhB baut am bisherigen Standort ihren Bahnhof um. Aber auch die Bauvorhaben auf dem Parsennparkplatz und auf der benachbarten Konsum-Wiese würden wohl irgendwann realisiert werden. «Gebiete wie diese wird man früher oder später mit einer erhöhten Nutzung entwickeln müssen», ergänzt der studierte Architekt.

Der Parsennparkplatz und die Konsumwiese würden wohl auch ohne Generationenprojekt in den nächsten Jahrzehnten überbaut.
Der Parsennparkplatz und die Konsumwiese würden wohl auch ohne Generationenprojekt in den nächsten Jahrzehnten überbaut.
SO (Olivia Aebli-Item)

Finanzierung verteilen

Eine wichtige Frage beim Vorhaben ist auch die Verteilung der Kosten. Für den Anteil, den die Gemeinde zahlen muss, ist schon länger klar, dass diese zu einer Fremdfinanzierung greifen wird. «Das Generationenprojekt wird zwar vielen Generationen nach uns dienen, jedoch wird auch die Finanzierung infolge der Fremdfinanzierung auf mehrere Generationen verteilt», führt der Landammann aus. Doch die Gemeinde finanziert das Projekt bekanntlich ja nicht alleine. Wie aber sollen die Kosten unter den Partnern genau verteilt werden? Gehört beispielsweise das unter dem Seehofseeli geplante Parkhaus der Gemeinde oder den Bergbahnen? Das lasse sich zum heutigen Zeitpunkt noch nicht sagen, so Wilhelm. «Wir suchen hier gemeinsam nach klugen und fairen Finanzierungsmodellen.» So dürften also noch viele Fragen geklärt werden, bis der Davoser Souverän im nächsten Jahr über das Projekt befinden kann.

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