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English first, dann Einheimisches

Für künftige Kaufleute EFZ im Kanton ist neu Englisch erste Fremdsprache. Die Minderheitensprachen kommen trotzdem nicht zu kurz.

Südostschweiz
01.07.22 - 04:30 Uhr
Politik
Gefragt: Englisch wird in Graubünden erste Fremdsprache an den kaufmännischen Berufsfachschulen.
Gefragt: Englisch wird in Graubünden erste Fremdsprache an den kaufmännischen Berufsfachschulen.
Bild Gaetan Bally / Keystone

Wenn nach den Sommerferien in Graubünden rund 200 Schulabgängerinnen und Schulabgänger ihre Ausbildung zur Kauffrau oder zum Kaufmann beginnen, sind sie die Letzten, die dies noch nach dem heute gültigen Konzept tun. Auf den Lehrbeginn 2023 hin wurde die Ausbildung grundlegend revidiert. Im Rahmen der Revision wurde auch über die Sprachenfrage diskutiert. Wie die Regierung in einer Mitteilung schreibt, sollten die angehenden Kaufleute ursprünglich nur eine Fremdsprache lernen: eine Landessprache oder Englisch. Später einigte man sich auf ein Konzept mit sowohl Englisch wie einer zweiten Landessprache.

Regionale Besonderheiten

Welche Sprachen wo unterrichtet werden, entscheiden die Kantone. Die Bündner Regierung hat sich nun für Englisch als erste Fremdsprache für alle angehenden Kaufleute EFZ  im Kanton entschieden. Zweite Fremdsprache ist grundsätzlich Italienisch. Man habe sich aber «auf regionalspezifische Regelungen» geeinigt, schreibt die Regierung. Konkret heisst das, dass an der KV Wirtschaftsschule Chur Lernenden Französisch angeboten wird, wenn sie die Volksschule mit Französischunterricht absolviert haben. Dies gilt beispielsweise für angehende Kaufleute, welche die Volksschulzeit in einem Kanton verbracht haben, wo Französisch als erste Fremdsprache unterrichtet wird.

Sonderregelungen gibt es auch an den kaufmännischen Berufsschulen Surselva und Oberengadin. In Ilanz können Lernende, welche die Volksschule mit Romanisch absolviert haben, dieses auf dem Niveau Erstsprache als zweite Fremdsprache wählen. Dies gilt auch für die Berufsmatura. In Samedan absolvieren Lernende, welche italienischer Muttersprache sind, den Unterricht auf dem Niveau Erstsprache und können zusätzlich eine Zusatzlektion Stützunterricht in Deutsch besuchen. Lernenden, welche in der Volksschule Romanisch gelernt haben, wird eine Zusatzlektion Romanisch pro Woche angeboten.

Deutsch werde weiterhin bei allen Lernenden gefördert, da Deutsch als regionale Landessprache festgelegt worden sei, so die Regierung. Darüber hinaus wird bei Lernenden mit identischer Erst- sowie zweiter Fremdsprache Unterricht auf einem höheren Zielniveau angeboten.

Grundsätzlich zufrieden

In die Erarbeitung des Bündner Sprachenkonzepts seien vom zuständigen Amt für Berufsbildung neben den Berufsfachschulen auch verschiedene Interessengruppen einbezogen worden, so die Regierung. Dazu zählten auch die Sprachenorganisationen Lia Rumantscha (LR) und Pro Grigioni Italiano (PGI). Die Interessengruppen äussern sich laut der Mitteilung grundsätzlich positiv zur neuen Regelung. «Romanisch wird im Rahmen der Reform der Kaufleute stärker gefördert – das freut uns», wird LR-Generalsekretär Diego Deplazes zitiert. PGI-Präsident Franco Milani bedauert zwar, dass Italienisch nicht als erste Fremdsprache festgelegt wurde. «Positiv ist, dass für Italienisch als Zweitsprache mehr Unterrichtslektionen als Englisch vorgesehen sind», wird er aber zitiert.

Auch Regierungsrat Jon Domenic Parolini ist überzeugt, dass das Sprachenkonzept verschiedenen Bündner Eigenheiten Rechnung trägt. Mit der Lösung blieben «sowohl die Durchlässigkeit wie auch die Arbeitsmarkt-fähigkeit erhalten», so der Bündner Bildungsdirektor. (red)

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