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Deutlich mehr Geflüchtete im Kanton Graubünden

Seit Mitte März wurden in Graubünden rund 850 Schutzsuchende aus der Ukraine aufgenommen. Der Kanton prüft deshalb laufend, die Kapazitäten in Kollektivunterkünften auszubauen.

Jasmin
Schnider
28.04.22 - 10:00 Uhr
Politik
Neue Dimensionen im Asylwesen: Im März nahm Graubünden deutlich mehr Schutzsuchende auf als in der Kosovokriese 1998/99 oder in der Flüchtlingswelle im Jahr 2015.
Neue Dimensionen im Asylwesen: Im März nahm Graubünden deutlich mehr Schutzsuchende auf als in der Kosovokriese 1998/99 oder in der Flüchtlingswelle im Jahr 2015.
Bild Keystone / Michael Buholzer

Seit dem 12. März hat der Kanton Graubünden 854 Schutzsuchende aus der Ukraine aufgenommen. Zudem registriert das Amt für Migration und Zivilrecht (AFM) weitere 150 Asylsuchende seit Anfang Jahr. Sollten die Auseinandersetzungen in der Ukraine weiter andauern, könnten bis Ende 2022 dem Kanton Graubünden bis zu 7500 Personen aus der Ukraine als Schutzbedürftige mit Aufenthaltsstatus «S» zugewiesen werden. Wie der Kanton am Donnerstag mitteilte, sind das deutlich mehr als in der Kosovokrise (1998/99) oder in der Flüchtlingswelle im Jahr 2015. Damals nahm der Kanton pro Jahr rund 1100 Asylsuchende auf.

Hilfe von Gemeinden ist gefragt

Von den Schutzsuchenden aus der Ukraine sind derzeit 712 Personen bei Privaten oder bei Gastfamilien untergebracht und 142 Personen finden Zuflucht in den kantonalen Kollektivstrukturen. Diese würden aktuell noch 186 freie Betten aufweisen. Aus diesem Grund will das AFM die Kapazitäten erhöhen. So sollen im Sommer 1700 Betten in Kollektivunterkünften und rund 500 Wohneinheiten für die Individualunterbringung zur Verfügung stehen. Um dies zu ermöglichen, werden die Gemeinden gebeten, dem Kanton verfügbare Mietwohnungen und geeignete Unterkünfte mit Platz für mindestens 35 Personen zu melden.

Regionale Sozialdienste unterstützen Schutzbedürftige mit Status «S»

Um mehr Platz für Schutzsuchende aus der Ukraine zu schaffen, hat die Bündner Regierung Anfang April beschlossen, dass Schutzbedürftige mit Aufenthaltsstatus «S» nebst den kantonalen Kollektivunterkünften auch in Mietwohnungen oder bei Gastfamilien untergebracht werden können. Diese Personen werden nun durch die regionalen Sozialdienste beraten und unterstützt. Im Grundsatz gilt: 

  • Personen mit Schutzstatus «S» werden, wenn nötig, finanziell durch Asylsozialhilfe des Kantons unterstützt. Die Asylsozialhilfe sichert die Existenz der Betroffenen. Die Höhe liegt unter den Sozialhilfeleistungen für die einheimische Bevölkerung.
  • Die finanzielle Unterstützung orientiert sich an den Skos-Richtlinien, das sind Empfehlungen zur Ausgestaltung der Sozialhilfe zuhanden der Kantone, und setzt sich aus einem Grundbedarf, der Miete, der Krankenkasse sowie situationsbedingten Leistungen zusammen. Der Grundbedarf wird für Personen aus dem Asylbereich um 20 Prozent reduziert.
  • Die an Personen mit Aufenthaltsstatus «S» bei Gastfamilien ausgerichtete Miete ist auf 200 Franken pro Person, maximal aber 200 Franken pro abschliessbarem Zimmer beschränkt.

Spracherwerb im Vordergrund

Noch sei nicht klar, wie lange ukrainische Geflüchtete in der Schweiz bleiben werden. Personen mit Schutzstatus «S» sollen in Graubünden deshalb rasch und unkompliziert Unterstützungsmassnahmen zur Alltagsbewältigung angeboten werden. In erster Linie stehe dabei der Deutschunterricht im Vordergrund. Wie der Kanton mitteilte, können Personen mit Schutzstatus «S» einen finanzierten Deutschkurs besuchen. Die zuständigen Stellen werden in den nächsten Tagen registrierte Schutzsuchende persönlich darüber informieren. Nach einem sprachlichen Einstufungstest seien erste Angebote zur Förderung des Spracherwerbs für erwachsene Personen ab Mitte Mai 2022 geplant. Weitere Informationen sowie häufige Fragen und Antworten werden laufend auf der Webseite www.gr.ch/ukraine publiziert. 

Jasmin Schnider produziert als Redaktorin Beiträge und Interviews für Radio Südostschweiz. Sie kommt aus Obersaxen und ist seit August 2020 Teil der Medienfamilie Südostschweiz.

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