×

Es ist (fast) vollbracht

Ein Fest der besonderen Art fand letzten Samstag auf dem Rinerhorn statt: Die Gemeinde lud nämlich zur Einweihung des Entflechtungsprojektes Wandern und Biken Sertig.

Andri
Dürst
22.07.23 - 07:00 Uhr
Politik
So sieht friedliche Koexistenz aus: Biker links, Wanderer rechts.
So sieht friedliche Koexistenz aus: Biker links, Wanderer rechts.
ad

Denn dank diesem Vorhaben konnten nun die beliebten Wege vom Jakobshorn respektive vom Rinerhorn ins Sertig voneinander getrennt werden, sodass eine friedliche Koexistenz zwischen den Zweiradfahrern und den Wanderern auch in Zukunft möglich ist. Anwesend waren am Fest neben Vertretern der Politik auch zahlreiche Landeigentümer, die mit ihrer Zustimmung für das Anlegen eines neuen Weges das Projekt überhaupt erst möglich gemacht hatten.

Rinerhorn-Geschäftsführer Reto Gamper verwöhnte die Gäste mit Würsten vom Grill.
Rinerhorn-Geschäftsführer Reto Gamper verwöhnte die Gäste mit Würsten vom Grill.
ad

Gemeinde liess sich nicht unterkriegen

Bei einem gemütlichen Beisammensein auf dem Grillplatz Äbirügg informierte Statthalter Stefan Walser aus erster Hand über den langen Weg zur Umsetzung und zum aktuellen Stand des Projektes. «Den Anfang nahm alles mit dem Einsatz der Trail Crew, und unter Federführung von Tourismusdirektor Reto Branschi wurde bereits das erste Projekt aufgegleist», blickte der Vorsteher des Departements Tiefbau und öffentliche Betriebe zurück. 2019 hätten bereits erste Gespräche zum Projekt stattgefunden, und im Rahmen einer Infoveranstaltung habe sich gezeigt, dass es zwar gewisse Bedenken gegen das Vorhaben gebe, der Handlungsbedarf aber unumstritten sei. In diesem Zeitraum sei auch Walser selbst ins Projekt involviert worden. Gut erinnern mochte er sich noch an ein Gespräch mit dem Kanton, an dem viele Vertreter aus verschiedenen Ämtern teilgenommen hätten. «Bei diesem Treffen haben wir fürchterlich eins auf die Kappe gekriegt», blickte er zurück. Der Kanton sei dem Vorhaben kritisch gegenüber gestanden.

«Mister Wegentflechtung» Stefan Walser blickte auf die Entstehungsgeschichte des Projektes zurück.
«Mister Wegentflechtung» Stefan Walser blickte auf die Entstehungsgeschichte des Projektes zurück.
ad

Die Gemeinde liess sich jedoch nicht unterkriegen und organisierte 2020 eine Begehung. «Im selben Jahr fanden dann auch bereits die ersten Gespräche mit den Landbesitzern statt.» Denn – und das gilt es zu betonen – anders als in anderen Gemeinden ist ein grosser Teil des Davoser Waldes in Privatbesitz. So wurden beim Entflechtungsprojekt Sertig nicht weniger als 40 Grundeigentümer miteinbezogen. In den Verhandlungen mit ihnen habe er viel gelernt, blickte Walser zurück. «Wir hatten auch meist ein gutes Einvernehmen.» Nachdem die Gemeinde dann das Gesuch für Bauen ausserhalb der Bauzone und die Baubewilligung ausarbeitete und einreichte, sei am 7. April 2022 die lange ersehnte Bewilligung des Kantons eingetroffen. «Damals habe ich ein Kreuz an die Decke gemacht», scherzte der Statthalter. So ging es also im letzten Jahr los mit den Bauarbeiten für die 10.3 Kilometer neu anzulegenden Wege. «Ich denke, dass das Ganze nun gut herausgekommen ist, und ich freue mich sehr, dass wir das Projekt realisieren konnten.» Noch sei das Werk zwar nicht ganz vollendet – an einem Teilstück werde derzeit noch gebaut. «Auch einige Dienstbarkeitsverträge müssen noch abgeschlossen werden.» Dann kann die Gemeinde das Projekt Sertig aber abhaken und sich dem nächsten Ziel widmen: dem Masterplan Bike. Dieser solle behördenverbindlich sein und ein Konzept für die ganze Gemeinde darstellen. «Dazu gehören auch eine klare Signalisation sowie eine saubere Kartierung der Wege», ergänzte Walser.

Beim Äbirügg beginnt nicht nur die Entflechtung der Wege, sondern es wird auch mittels einer Infotafel auf die Bedeutung des Wegkonzepts aufmerksam gemacht.
Beim Äbirügg beginnt nicht nur die Entflechtung der Wege, sondern es wird auch mittels einer Infotafel auf die Bedeutung des Wegkonzepts aufmerksam gemacht.
ad

Kaum Bäume gefällt

Im Anschluss an das Fest ging jeder wieder seinen Weg – wer mit dem Bike unterwegs war, den linken , und wer zu Fuss unterwegs war, den rechten. Denn bereits beim Äbirügg verzweigen sich die Wege, ehe sie ein Stück unterhalb wieder zusammenlaufen. An drei Stellen benutzen die beiden Anspruchsgruppen nämlich weiterhin den Weg gemeinsam – sei es, weil ein paralleler Weg wegen fehlender Zustimmung eines Grundeigentümers oder aus umwelttechnischen Gründen nicht gebaut werden konnte. Über weite Teile aber geht man sich aus dem Weg.

Wo Bike- und Wanderweg zusammenkommen – wie hier beim Zick-Zack-Stück vor dem Grabatobel – wurde eine entsprechende Signalisation aufgestellt.
Wo Bike- und Wanderweg zusammenkommen – wie hier beim Zick-Zack-Stück vor dem Grabatobel – wurde eine entsprechende Signalisation aufgestellt.
ad

Einer, der an den neuen Pfaden mitgearbeitet hat, ist der einheimische Unternehmer Scott Rüesch. Wie er im Gespräch mit der DZ erzählt, seien die Arbeiten keineswegs immer einfach gewesen. «Wir hatten oft mit Wurzeln und Felsen zu kämpfen», erklärt er. Die schwierigste Stelle sei wohl diejenige im Witibachtobel gewesen – dort sei es sehr steil. Man habe stets versucht, den Weg möglichst gut dem Gelände anzupassen. «Deshalb haben wir auch kaum Bäume gefällt», so Rüesch. Die Wegmacher hätten während ihrer Tätigkeit auch immer wieder Reaktionen der Passanten gekriegt. «Viele freuten sich über die neuen Pfade, denn so kann jede Anspruchsgruppe in Ruhe ihren Weg nutzen.» Eine weitere positive Rückmeldung macht der Baggerfahrer gleich selber: «Die Zusammenarbeit mit der Trail Crew läuft hervorragend». Entsprechend gut kämen auch die Bauarbeiten vorwärts, und man sei optimistisch, Mitte August fertig werden zu können.

Fazit: Dank des Einsatzes der Lokalpolitiker, dem Entgegenkommen der Landbesitzer und der tatkräftigen Arbeit der Wegmacher entstand ein Projekt, das zumindest in Graubünden seinesgleichen sucht.

An einigen Stellen musste der neue Weg mithilfe von Treppen oder Brücken dem Gelände angepasst werden.
An einigen Stellen musste der neue Weg mithilfe von Treppen oder Brücken dem Gelände angepasst werden.
ad
Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zum Thema
Mehr zu Politik MEHR