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Das Manko von Davos heisst «Wohnraum»

«Do bin i dahai» – dies ist der Titel einer kürzlich veröffentlichten Studie. . Im Auftrag der Denkwerkstatt wurden die Bündner Gemeinden auf ihre Wohnattraktivität hin analysiert. Für Davos liegen nun einige spannende Details vor.

Andri
Dürst
05.05.22 - 17:47 Uhr
Politik
Davos steht gut da –  wäre da nur nicht das Wohnungsproblem.
Davos steht gut da –  wäre da nur nicht das Wohnungsproblem.
ad / ad

Die letzten zwei Pandemiejahre hätten gezeigt: Flexiblere Arbeitsmodelle in ­Bezug auf Zeit und Ort werden gemäss verschiedenen Studien zunehmend geschätzt, denn Arbeits- und Wohnort müssten künftig nicht mehr zwingend nahe beieinanderliegen. Vor diesem Hintergrund sei der grosse Anteil von 47 Prozent Zweitwohnungen eine Chance, so der «Do bin i dahai»-Bericht. Das Segment der Zweitheimischen könnte künftig vermehrt für «Workation» oder sogar zum Verlegen des Erstwohnsitzes ge­wonnen werden. Dass solche neuartigen Konzepte notwendig sind, zeigt insbesondere das Beispiel Davos deutlich auf.

Der Ort hat viel zu bieten

Im Rahmen der Studie wurden die ­Stärken und Schwächen aller Bündner Gemeinden mehrdimensional analysiert. Davos erreicht dabei im Vergleich aller Bündner Gemeinden sehr gute Noten in Bezug auf die Wohnattraktivität. «Der Zweitwohnungsanteil von 57.4 Prozent ist geringer als in anderen grossen ­Tourismusgemeinden, jedoch absolut gesehen dennoch beachtlich und liegt deutlich über dem Bündner Durchschnitt». Allerdings liege der Jugendquotient mit 28.2 Prozent etwas tiefer als der Bündner Mittelwert von 29.6 Prozent und deutlich tiefer als der Schweizer Mittelwert von 32.4 Prozent», so die Studie.

Bei den einzelnen Themen stellen die Studienautoren dem Ort beispielsweise im Bereich «Schulen und Kitas» ein sehr gutes Zeugnis aus: «Davos ist für Einheimische und Neuzuzüger mit Kindern in diesem Bereich sehr attraktiv». Auch in den Bereichen Gesundheitsversorgung, Verkehrserschliessung, Co-Working-Angebote, Freizeit Sport, Freizeit Kultur und täglicher Bedarf schneidet die Gemeinde sehr gut ab. Im Mittelfeld hingegen ist man beim Arbeitsmarkt (Arbeiten ausserhalb der Gemeinde sind stets mit längeren Fahrten verbunden), bei den Steuern (Gemeindesteuerfuss 103 Prozent gegenüber Chur mit 88 respektive Laax mit 50 Prozent) sowie beim Internet (Download-Geschwindigkeit zwar sehr gut, aber Upload-Geschwindigkeit schlecht).

Die Qualität jedes Standortfaktors wird in jeder Gemeinde mit einer Note zwischen 1 (schlecht) und 10 (gut) beurteilt. Davos liegt mit 75 Punkten auf Platz zwei nach Chur mit 80 Punkten.
Die Qualität jedes Standortfaktors wird in jeder Gemeinde mit einer Note zwischen 1 (schlecht) und 10 (gut) beurteilt. Davos liegt mit 75 Punkten auf Platz zwei nach Chur mit 80 Punkten.
Grafik: Wirtschaftsforum GR

Schwierige Situation beim Wohnungsmarkt

Die grösste Herausforderung sei ganz klar der Bereich Wohnraum, so die Studie: «Während Davos bei vielen Standortfaktoren hervorragend aufgestellt ist, stellt der fehlende Wohnraum in einem bezahlbaren Preissegment ein echtes Hindernis zur Weiterentwicklung der ­Gemeinde dar». Mit durchschnittlichen Preisen von mehr als 1.6 Millionen Franken für Einfamilienhäuser beziehungsweise mit 10 000 bis 12 000 Franken pro Quadratmeter für Eigentumswohnungen gehöre Davos zu den Orten mit dem höchsten Immobilienpreisniveau in Grau­- bünden. Zudem bestünde wegen des Überbauungsgrades der Wohn-, Misch- und Zentrumszone von 87 Prozent auch nicht mehr viel Handlungsspielraum.

Weiter heisst es: «Die Gemeinde kann diese Schwäche nur mit einer aktiven Strategie und eigenen Anstrengungen verbessern. Gelingt dies nicht in einer substanziellen Art und Weise, so kann Davos das Segment der potenziellen Neuzuzüger kaum ansprechen und verliert zudem auch immer öfters einheimische Personen.» Als Empfehlung rät die Studie Folgendes: «Die naheliegendste Strategie besteht für Davos darin, den Freizeitwert weiterhin besonders attraktiv zu ge­stalten und damit Zweitheimische für häufigere oder längere Aufenthalte zu begeistern. Will die Gemeinde einen Schritt weitergehen und die Zweitheimischen zu einer Wohnsitzverlegung motivieren, dann kann sie sich punkto Steuerattraktivität noch verbessern.»

Welche Reaktionen die Studie bei der ­Regionalentwicklung Prättigau/Davos auslöste, wollte die DZ von deren Leiterin, Valérie Favre Accola, wissen. Sie ­erklärt dazu Folgendes: «Die Studie ­bestätigt die uns bekannten Trends und die damit verbundenen Herausforderungen (Handlungsfelder), die wir seitens Regionalentwicklung regelmässig thematisieren beziehungsweise mittels Projekten bereits anpacken».

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Personalwohnungen sind das grösste Mancò in Davos!
Um die grossen Touristischen Anströme abzudecken ist es unumgänglich Saisonarbeitenden eine Angemessene Unterkunft zu bieten!
Wir möchten Hochqualität im Tourismus bieten!
Wie soll dass gehen wenn wir den Saisonangestellten überteuerte Wohnmöglichkeiten bieten, welche dann noch bis zum letzten Moment festgehalten werden auf Hoffnung von Jahresmietern, oder dem WEF den Vorzug gegeben wird!
Oder es stehen Überteuerte Besenkammern zur Auswahl welche der Saisonangestellte dann nur bekommen kann, wenn er sich während den WEF Wochen vor die Tür stellen lässt.
Auf diese Art und Weise wird es immer schwieriger noch Motivierte, Qualifizierte Saisonstellen besetzen zu können!
In der Zukunft wird dass immer mehr zur Problematik und wenn wir uns als Top Destination weiterhin selbst loben möchten, wird es Zeit genau an dem Mancò schnellstens Lösungen zu bieten!
Gute Arbeitgeber können ohne gutes Personal das Qualitätsmerkmal von Davos nicht mehr bewältigen.
Zeit, schon lange Zeit zum umdenken!
Leider befürchte ich dass dieses Problem allen bekannt ist, aber aus kurzfristiger Gelegenheit immer noch Immobilien auf dem Maximalen Einnahmen an Kunden zu vermieten wird es schwierig hier etwas umzusetzen, leider!

Wer Weiss, vielleicht arbeiten irgendwann dann unsere Gäste für sich selbst?

Verstehe ich richtig: Eine Empfehlung der Studie = Freizeitangebot für Zweitheimische noch attraktiver gestalten? Ein Freizeitangebot welches sich viele Einheimische wie Saisoniers kaum leisten können, eben diese Personen welche das Angebot stellen!?

Ich glaube Davos muss wirklich aufpassen dass es sich nicht zu einem Zwei-Klassen Ort entwickelt.
Der Personalmangel war in diesem Winter deutlich zu spüren, die Qualität vieler Dienstleistungen hat darunter gelitten. Z.B. musste ich Gästen immer wieder erklären dass wir halt länger auf unser Essen warten müssen weil Personal fehlt und/oder überfordert ist. Aus vielen Hotels bekam ich unzufriedene Rückmeldungen, unqualifiziertes und unmotiviertes Personal hat den Aufenthalt getrübt.

Ich denke, die Tourismusdestination Davos lebt von jungen, leidenschaftlichen Menschen die von Natur und Freizeit Möglichkeiten angezogen werden, nicht von hohen Löhnen und tiefen Steuern. Aufgewachsen wie zugezogen. Wenn der Lohn aber kaum für anständigen Wohnraum reicht, was dann?
Ganz zu schweigen von den vielen Einheimischen, besonders Familien mit Kindern welche in Davos keine bezahlbare Wohnung finden. Siehe Inserate in Ihrer Zeitung.

Ich habe meinen Wohnsitz nach 10 Wintersaisons von Basel-Stadt nach Davos verlegt. BS ist/war eine Messe-Stadt, Mietwucher wie hier während des WEFs hat unter anderem zu Problematischen Entwicklungen geführt. Wann fängt in Davos der Sanierungswahnsinn an? Mieter die aus Wohnungen geworfen werden oder einfach vor angehobene Mieten gestellt, für zum völlig überflüssige ''Aufwertung'' von einwandfreien Wohnungen.
BS hat es vor gemacht, ein Mieter-/Wohnschutz scheint mir die einzige Möglichkeit zu sein um der Profitgier einiger Akteure einen Riegel zu schieben. Hören wir auf so zu tun als könnte man selber irgendwann von diesen Möglichkeiten profitieren.
Wohnraum ist für jeden Menschen eine Notwendigkeit.
Darf es sein dass er, besonders wo er knapp ist, zur Gewinnbringung missbraucht wird?

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