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Kritik an dänischem Vorgehen bei vorübergehendem Astrazeneca-Stopp

Nach dem vorübergehend gestoppten Einsatz des Corona-Impfstoffs von Astrazeneca in Dänemark und anderen Staaten mehrt sich die Kritik am Vorgehen der Länder.

Agentur
sda
12.03.21 - 17:02 Uhr
Politik
Jens Spahn (CDU), Bundesminister für Gesundheit, gibt eine Pressekonferenz zur Corona-Lage. Foto: Kay Nietfeld/dpa
Jens Spahn (CDU), Bundesminister für Gesundheit, gibt eine Pressekonferenz zur Corona-Lage. Foto: Kay Nietfeld/dpa
Keystone/dpa/Kay Nietfeld

Dänemark hatte am Donnerstag bekanntgegeben, die Impfungen mit dem in der EU zugelassenen Präparat des britisch-schwedischen Unternehmens Astrazeneca für 14 Tage auszusetzen. Als Grund nannte die dänische Gesundheitsverwaltung Berichte über schwere Fälle von Blutgerinnseln, nachdem Menschen mit dem Präparat geimpft worden seien, darunter auch ein Todesfall in Dänemark. Zugleich machten die Dänen klar, dass man noch nicht feststellen könne, ob ein Zusammenhang zwischen dem Impfstoff und den Blutgerinnseln bestehe.

In der Folge hatten auch andere Staaten wie Norwegen, Island, Thailand und Bulgarien die Impfungen mit dem Astrazeneca-Mittel ausgesetzt. Einige EU-Länder wie Schweden, Polen und Deutschland erklärten dagegen, an dem Impfstoff festzuhalten. Der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn verwies am Freitag auf die Europäische Arzneimittelbehörde EMA, die nach Beratung der Experten erklärt habe, dass es keine auffällige Häufung von Thrombosen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung gebe.

Wegen eines Todesfalls und drei Erkrankten hatte zuvor Österreich vorsorglich die Verwendung einer bestimmten Charge des Impfstoffs ausgesetzt. Auch andere damit belieferte Länder wie Estland und Litauen legten die Charge vorsorglich auf Eis. Nach Angaben der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau handelt es sich bei dem Todesfall in Dänemark um eine 60-Jährige, auch ihre Impfung stamme aus dieser Charge.

Astrazeneca wies Sorgen vor schweren Nebenwirkungen seines Präparats am Freitag zurück. «Eine Analyse unserer Sicherheitsdaten von mehr als 10 Millionen Datensätzen hat keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Lungenembolien oder tiefe Venenthrombosen gezeigt», teilte ein Konzernsprecher am Freitag mit. Das gelte für alle Altersgruppen, Geschlechter, Länder oder Chargen des Astrazeneca-Impfstoffs. «Tatsächlich kommen diese Ereignisse unter Geimpften sogar seltener vor als in der Allgemeinbevölkerung», hiess es weiter.

Rückendeckung bekam Astrazeneca auch von der EMA. Diese kam zu dem Schluss, dass der Anteil der Thrombosekranken nach einer Impfung mit dem Präparat dem spontanen Auftreten dieser Erkrankung in der Normalbevölkerung entspricht. Bis zum 10. März hat die EMA 30 Fälle von «thromboembolischen Ereignissen» bei fast fünf Millionen mit dem Astrazeneca-Mittel geimpften Menschen registriert.

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verwies auf die EMA-Beurteilung. Die WHO lässt sich bei Beurteilungen von einem Impfausschuss unabhängiger Experten beraten. Die Experten tagten mindestens alle zwei Wochen und würden sämtliche Präparate und Studien laufend prüfen, sagte eine WHO-Sprecherin. Sie beschäftigten sich zur Zeit auch mit den Berichten über Astrazeneca. Wann der Ausschuss sich dazu äussern wird, konnte die Sprecherin nicht sagen.

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