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Mario Cavigelli: «Wir sind keine Rambos»

Nach der Kritik am Lockerungsfahrplan des Bundesrates spricht Regierungspräsident Mario Cavigelli über die Bündner Forderungen im Detail und deren Chancen in Bundesbern.

Südostschweiz
21.02.21 - 17:43 Uhr
Politik
Regierungsratspräsident  Mario Cavigelli
«Take-Away-Bestuhlungen in den Berggebieten sind für uns das Argument, dass man die Aussenbereiche der Restaurants mit guten Gewissen öffnen kann.»
PHILIPP BAER

Wieso will die Bündner Regierung früher öffnen als der Bundesrat?

Mario Cavigelli: Die Strategie des Bundesrates basiert darauf, repressive Einschränkungen langsam zu lockern. Wir finden, es braucht einen wesentlichen zweiten Aspekt: Es gibt Kantone, die aktiv und präventiv testen. Und die Öffnungsstrategie des Bundesrates berücksichtigt das nicht. In Graubünden könnten wir damit die Öffnungsschritte beschleunigen und breiter ausrollen. Das ist eigentlich die Hauptkritik der Bündner Regierung an der Vorlage des Bundesrates.

Die Zahlen sind schweizweit sinkend. Müsste deshalb nicht vom Bundesrat eine Art Belohnung dafür kommen?

Auch der Bundesrat spricht immer wieder von mehr Tests. Er fragt in der Vernehmlassung die Kantone sogar, ob sie bereit seien, eine Teststrategie auszurollen. Der Bund denkt dort aber vor allem an Alters- und Pflegeheime. Unser Verständnis im Kanton Graubünden ist ein anderes. Wir möchten auch flächendeckende Betriebs- und Schultestungen durchführen. Ich möchte aber noch etwas stark betonen: Wir sind keine Rambos. Wir sind der festen Überzeugung, dass es eine Schritt-für-Schritt-Strategie braucht und dass man die Entwicklung der Situation im Auge behalten muss.

Der Gastroverband will die Beizen schon am 15. März ganz öffnen. Welche Forderung stellt die Bündner Regierung dem Bundesrat in Bezug auf die Restaurants?

Die Regierung hat sich jetzt dafür ausgesprochen, dass man die Aussenbereiche der Restaurants am 1. März öffnen sollte. Es wäre jetzt aber noch nicht richtig, auch die Innenbereiche von Restaurants flächendeckend zu öffnen. Wir haben mit den Take-Away-Bestuhlungen in den Berggebieten hervorragende Erfahrungen gemacht. Die Betriebe haben mitgemacht, die Skifahrerinnen und Skifahrer haben mitgemacht. Es wäre das absolute Minimum, dass man das auch schweizweit ausrollt. Es ist für uns auch das Argument, dass man die Aussenbereiche der Restaurants mit guten Gewissen öffnen kann.

Wie sieht es mit kulturellen Angeboten aus?

Der Bund will die Museen per 1. März öffnen. Es gibt aber durchaus vergleichbare Angebote wie Kinos und Theater. Wir finden, dass es richtig wäre, wenn man diese den Museen gleichstellen würde. Aus unserer Sicht gibt es hier auch noch Klärungsbedarf seitens Bundesrat.

Gab es bei der Diskussion dieser Punkte Unstimmigkeiten innerhalb der Bündner Regierung?

Über diese inneren Meinungsbildungsprozesse kommunizieren wir nicht. Schlussendlich ist es so, dass jeder mit seiner Vorbereitung und seinem besonderen Fokus in eine solche Sitzung kommt. Wir diskutieren sehr offen, unkompliziert und kollegial und finden dann eine Meinung. Wir haben bei diesem Thema keine grossen Schwierigkeiten, uns zu finden.

Wie optimistisch sind Sie, dass der Bundesrat Ihre Forderungen berücksichtigt.?

Ich glaube, der Bundesrat steht erheblich unter Druck, diese Vorlage noch einmal genau zu studieren und sie zu präzisieren und zu erweitern. Ich gehe davon aus, dass die schweizweite Öffnung der Aussenbereiche der Restaurants ernsthaft diskutiert wird. Ich gehe auch davon aus, dass der Bundesrat uns Recht geben wird, dass Sitzgelegenheiten bei Take-Aways in Berggebieten ein minimales Muss sind.

Das Interview führte RSO-Reporter Dario Gruber.

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