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Sorge wegen neuer Virus-Variante in England - London im Shutdown

Besorgt blicken Wissenschaftler und Politiker auf eine neue Variante des Coronavirus, die sich derzeit rasch im Südosten Englands ausbreitet. Das Land stehe vor einer enormen Herausforderung, sagte Gesundheitsminister Matt Hancock am Sonntag dem Sender Sky News. Nach ersten Erkenntnissen britischer Wissenschaftler ist die kürzlich entdeckte Variante um bis zu 70 Prozent ansteckender als die bisher bekannte Form. Premierminister Boris Johnson hatte am Samstag betont, es gebe aber keine Hinweise darauf, dass Impfstoffe gegen die Mutation weniger effektiv seien.

Agentur
sda
20.12.20 - 12:13 Uhr
Politik
Menschen stehen am letzten Samstag vor Weihnachten auf der Oxford Street in London vor einem Geschäft Schlange. Foto: Stefan Rousseau/PA Wire/dpa
Menschen stehen am letzten Samstag vor Weihnachten auf der Oxford Street in London vor einem Geschäft Schlange. Foto: Stefan Rousseau/PA Wire/dpa
Keystone/PA Wire/Stefan Rousseau

Um das Virus einzudämmen, gilt seit Sonntag in der Hauptstadt London und weiten Teilen Südostenglands ein harter Shutdown mit Ausgangssperren, auch über die Weihnachtstage. Mehr als 16 Millionen Menschen sind betroffen. Hancock schloss nicht aus, dass die schärferen Massnahmen «in den kommenden Monaten» in Kraft blieben.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) twitterte in der Nacht zum Sonntag, sie stehe mit Grossbritannien in engem Kontakt. Die britischen Behörden würden weiter Informationen und Ergebnisse ihrer Analysen und Studien teilen. «Wir werden die Mitgliedstaaten und die Öffentlichkeit auf dem Laufenden halten, sobald wir mehr über die Merkmale dieser Virus-Variante und deren Auswirkungen erfahren.» Die WHO riet, weiter alle Schutzmassnahmen zu ergreifen, um eine Ausbreitung des Virus zu verhindern. Die Niederlande reagierten bereits und untersagten alle Flüge nach und aus Grossbritannien.

Londons Bürgermeister Sadiq Khan zeigte Verständnis für den Shutdown, bei dem auch nicht lebensnotwendige Geschäfte und Einrichtungen schliessen müssen. «Es ist das Hin und Her, das zu so viel Angst, Verzweiflung, Traurigkeit und Enttäuschung führt», sagte Khan am Sonntag der BBC. «Wenn wir unsere Meinung immer wieder ändern, macht es das Leuten wie mir wirklich schwer, die Menschen zu bitten, uns zuzuhören.»

Wegen der Ausbreitung der neuen Variante wurde für London und andere Regionen in Südostengland die höchste Corona-Stufe 4 eingeführt. Einwohner dürfen dieses Gebiet seit Sonntag nicht verlassen. Nach Bekanntgabe der schärferen Massnahmen machten sich zahlreiche Menschen dennoch am Samstagabend spontan auf den Weg, um aus London abzureisen. Fotos und Videos zeigten volle Bahnhöfe. «Was Sie gestern gesehen haben, war eine direkte Folge der chaotischen Art und Weise, wie die Ankündigung gemacht wurde», sagte Khan.

Er habe Verständnis, dass Menschen in letzter Sekunde, bevor die Reiseverbote greifen, zu ihren Familien reisen wollen. «Aber es ist falsch», sagte der Bürgermeister. Und mit Blick auf Corona-Impfmittel fügte er hinzu: «Wie werden Sie sich fühlen, wenn Sie das Virus an ältere Verwandte, geliebte Menschen weitergeben, deren Leben wegen des Vakzins lang und fruchtbar sein könnte, der sich aber dadurch mit dem Virus infiziert und - Gott bewahre - stirbt?»

Der deutsche Gesundheitsexperte Karl Lauterbach (SPD) warnte vor Mutationen des Coronavirus. «Es ist sehr wahrscheinlich, dass Mutationen die Ansteckungsgefahr erhöhen», sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND, Sonntag). «Das ist ein weiterer Grund dafür, dass die zweite Welle nicht so stark werden darf. Je mehr Ansteckungen man zulässt, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass noch gefährlichere Mutationen folgen. Das ist quasi ein Teufelskreis: Mehr Ansteckungen führen zu mehr Mutationsgelegenheiten und damit zu mehr Mutationen. Diese wiederum führen zu mehr Ansteckungen. So geht es dann immer weiter.»

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Nun muss der Bundesrat handeln. Vom BAG hört man nur, man habe nicht genügend Daten. Nun muss gehandelt werden. Einstellung des Flugverkehrs von und nach England und Südafrika und endlich ein striktes Testregime an den Flüghäfen. Es ist nun höchste Zeit. So langsam aber sicher zweifle ich am Krisenmanagement der Schweiz, man wartet immer ab. Keiner hat den Mut zu reagieren. Alle haben Angst über die Folgen. Nun sind wir mittlerweile jedoch soweit, dass die Reputaion bereits schon im Einer ist. Die Schweiz verkommt zur Lachnummer in Europa. Sicherlich, in einer Krise geschehen Fehler, in der Schweiz reiht sich aber ein Fehler an den anderen. Es werden wichtige Schritte unterlassen zum Schutz der Bürger. Es macht mich als Bürger wütend, welcher Dilettantismus hier herrscht, einerseits aus Unvermögen, Unfähigkeit von Personen oder auch des Systems und v.a. der vielen Partikularinteressen. Ein von der Schweiz ansonsten gewählter Mittelweg, funktioniert in einer solchen Krise nicht! Ich erwarte hier als Bürger mehr, viel mehr! Eine Krise lässt sich nich mit Bürozeiten von 08.00 bis 17.00 Uhr bewältigen, dieser Eindruck wird vermittelt. Die Zeche, mit dem Preis Gesundheit, zahlt das Volk!

Bedenkliche Nachrichten neben den guten Meldungen zum Impfstoff. Die Fluchtreaktionen sind menschlich aber falsch. Durch diese Mobilität verbreitet sich diese Variante um so mehr.
Die Mobilität muss eingeschränkt werden, die Niederlanden machen es vor. Als logische Konsequenz müsste nun der Bundesrat hingehen und die Skiregionen schliessen. Solche Tourismusmagneten sind momentan Gift.

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