Elektromobilität wirft Fragen auf
Leserbrief zu «Nächster Schritt in Richtung Elektromobilität» vom 13. Februar.
Leserbrief zu «Nächster Schritt in Richtung Elektromobilität» vom 13. Februar.
Es ist sehr lobenswert, dass sich die Gemeinde und der VBD vermehrt klimafreundliche Fahrzeuge anschaffen und einsetzen wollen, um das Ziel der Klimaneutralität der Gemeinde bis 2030 zu erreichen. Der Artikel der DZ vom 13. Februar lässt jedoch einige Fragen offen.
Es wird berichtet, dass die Anschaffungskosten des grossen Elektrogelenkbusses nur leicht höher als des Dieselbetriebenen seien. In Zahlen ausgedrückt beträgt der höhere Kaufpreis immerhin 420 000 Franken oder in Prozent ausgedrückt eine Zunahme von satten 72 Prozent. Das würde ich eher als massiv teurer bezeichnen. Ausserdem sind darin die zusätzlichen Investitionen von 100 000 Franken für die Ladeinfrastruktur nicht eingerechnet.
Weiter wird im Artikel sinngemäss zusammengefasst: «Trotz leicht höheren Anschaffungskosten, sind die Betriebskosten des Elektrobusses über die gesamte Lebensdauer nicht höher als die der jetzigen Dieselfahrzeuge». Das scheint mir höchst unwahrscheinlich, wenn alle Parameter eingerechnet werden. Entweder wird für die Elektrobusse eine doppelte Lebensdauer erwartet, oder Amortisations- und Finanzierungskosten werden einfach ignoriert. Eine ehrliche Kostentransparenz sieht anders aus. Hinzu kommt, dass die ermittelte Reichweite des Elektrobusses gemäss Insiderinformationen bei milden, eher frühlinghaften Temperaturen im Februar für die Strecke Laret bis Glaris nur für eine Schicht ausreichte. Wie würde es aussehen bei minus 15 Grad Celsius und starkem Schneefall? Die Berechnungen zeigen, dass ein konventioneller Dieselbus entweder durch zwei Elektrobusse (für 2 000 000 Franken) oder einen Elektro- und einen zusätzlichen Dieselbus (für 1 580 000 Franken) ersetzt werden müsste. Demgegenüber stehen Kosten für den Ersatz eines Dieselbusses für 580 000 Franken. Ein Vergleich der Betriebskosten für zwei Fahrzeuge mit einem Dieselbus erübrigt sich.
Es stellt sich somit die berechtigte Frage: Ist der Einsatz und der massive Aufpreis für Elektrobusse, wie aktuell getestet, wirklich zu rechtfertigen und sinnvoll? Oder wäre es allenfalls sinnvoller, die normalen Dieselbusse durch Elektrobusse zu ersetzen? Ein entsprechender Test wäre aber notwendig, um die reale Reichweite zu ermitteln und einen vollständigen Kostenvergleich erstellen zu können. Gerne erwarten wir eine Stellungnahme des Verkehrsbetriebs und der Gemeinde.
Pierre-Alain Guenat, Davos Dorf
Stellungnahme zum Leserbrief von P.-A. Guenat
Wie Herr Guenat richtigerweise festhält, möchte Davos bis 2030 zur CO2-neutralen Destination werden. Dabei spielt die Dekarbonisierung der Mobilität eine wichtige Rolle. Die Gemeinde Davos will darum ihren Fahrzeugpark auf klimafreundliche Fahrzeuge umstellen. Aktuell hat der Verkehrsbetrieb Davos den Einkauf von zwei Gelenkbussen und eine Option auf Solobusse öffentlich ausgeschrieben. Dazu erhält der Verkehrsbetrieb Davos Offerten von verschiedenen Anbietern und analysiert diese. Es versteht sich von selbst, dass die offerierten Preise nicht veröffentlicht werden. Es ist jedoch gut möglich, dass der Kaufpreis das Budget nicht vollumfänglich ausschöpft.
Die im Leserbrief aufgeworfenen Fragen zur technischen Eignung der Fahrzeuge, sind unter anderem der Grund für den aktuellen Testbetrieb. So können die neuen Fahrzeuge im realen Betriebsumfeld auf Herz und Nieren getestet werden. Für die Tests werden die Busse auf der Strecke Glaris–Laret wie auch innerorts auf den Linien 303 und 304 auf ihre Tauglichkeit geprüft. Die Ergebnisse des Testbetriebs fliessen ebenfalls in den Beschaffungsentscheid ein.
Bei den Berechnungen im Leserbrief gehen zwei wichtige Variablen vergessen. Erstens wird im Zuge der sich verschärfenden Klimakrise der Preis für Diesel in den kommenden Jahren ansteigen. Zweitens wird die Elektrifizierung der Mobilität durch Bund und Kanton finanziell unterstützt. Diese Förderung und die technologische Weiterentwicklung werden gemäss Bundesamt für Verkehr mit grosser Wahrscheinlichkeit dazu führen, dass sich die Anschaffungs- und Unterhaltskosten für elektrisch angetriebene Busse in den kommenden Jahren stark reduzieren. Der Verkehrsbetrieb Davos hat auch diese mittel- und langfristigen Entwicklungen im Blick und lässt sie in ihre strategischen Überlegungen einfliessen.
Daniel Wiedmer,
Leiter Verkehrsbetrieb Davos (VBD)
Stefan Walser, Kleiner Landrat
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