Loredana Caso schreibt ein Kinderbuch über die Bijous von Chur
Loredana Caso lenkt mit einem neuen Kinderbuch den Blick auf bekannte und unbekannte Bijous in Chur – sie schuf damit aber mehr als nur ein lehrreiches Werk.
Loredana Caso lenkt mit einem neuen Kinderbuch den Blick auf bekannte und unbekannte Bijous in Chur – sie schuf damit aber mehr als nur ein lehrreiches Werk.
von Andri Dürst
Kinderbücher gibt es bekanntlich viele. Auch solche, die in Graubünden spielen, trifft man in der einen oder anderen Buchhandlung an. Was Autorin Loredana Caso nun aber geschaffen hat, darf wohl, ohne zu übertreiben, als Novum angesehen werden. Denn in ihrem Buch «Entdeckungsreise durch Chur» vereint sie verschiedene Elemente. Das Werk ist nicht nur Kindergeschichte, sondern auch Malbuch, Stadtführer, Album und Rätselheft. Das Buch kommt aber keineswegs überladen daher, sondern wirkt kindgerecht und klar strukturiert. Doch worum geht es eigentlich genau?
Glückliche Zufälle
Loredana Caso lebt seit zwölf Jahren in der Bündner Kantonshauptstadt. Bis vor Kurzem war sie als Primarlehrerin tätig. In dieser Funktion hat sie auch das erste Mal ein Buch produziert – allerdings nur für den Eigengebrauch. «Meines Erachtens gab es für den Italienisch-Unterricht in der 3. Klasse kein sehr ansprechendes Lehrmittel. So gestaltete ich ein Malheft mit direktem Bezug zur italienischen Sprache, in dem ich auch Zeichnungen zum Ausmalen abdruckte», blickt sie auf ihre ersten Schritte zurück. Ende 2019 habe sie dann auch freizeitmässig begonnen, Sachen zu skizzieren. «Kurz darauf kam Corona, und ich widmete mich immer mehr dem Zeichnen. Doch an die Herausgabe eines Buches dachte ich damals noch nicht.»
Schreiben vor Ort, zeichnen zu Hause
Mit ihren Entwürfen gelangte sie anfänglich an Chur Tourismus. Die damalige Direktorin Leonie Liesch habe sie ermutigt, einen Verlag zu kontaktieren. Kurze Zeit später traf sie auf Historiker Christian Ruch. Im Rahmen einer gemeinsamen Sitzung legte man fest, dass es für das Buch noch eine Geschichte braucht. Und so wurden die Zeichnungen der Churer Sehenswürdigkeiten mit einer Route zu verbunden. Anhand dieser Tour baute sie dann eine Geschichte auf. «Ich setzte mich in Cafés und begann vor Ort, die Geschichte um Lina und Mino zu schreiben.» Anders hingegen habe sie es bei den Zeichnungen gemacht. «Gezeichnet habe zu Hause an meinem Pult. Als Vorlagen dienten selbst erstellte Fotos. Bei manchen Bildern musste ich mehrere Male wieder neu anfangen, da sich irgendwo Fehler einschlichen. Die nun abgedruckte Abbildung vom Arcas ist gar die fünfte Version, die ich zeichnete.» Bei den Skizzen habe sie darauf geachtet, die realen Situationen vereinfacht darzustellen. «So schuf ich auch die Möglichkeit, dass die Kinder die Bilder ausmalen können.»
Zurück zur Geschichte: Im Buch geht es um Lino, einem Bub aus Chur, der von seiner Brieffreundin Mina besucht wird. Zusammen entdecken sie an 29 Standorten bekannte und unbekannte Bijous der ältesten Stadt der Schweiz – vom Fontana-Denkmal über das Obertor bis hin zum Rosenhügel. «Lino ist eher der Belehrende und Mina die Neugierige», umschreibt Loredana Caso die beiden Figuren. Es steckt aber noch mehr dahinter: «Als ein Lehrerkollege das Manuskript las, sagte er sofort: ‹Da erkenne ich direkt dich und deinen Partner wieder.› Und ja, es ist so, dass es hier gewisse autobiografische Züge gibt.»
Pädagogische Elemente integrieren
Bei der Geschichte sei es ihr nicht nur darum gegangen, spannende Informationen zu ausgewählten Sehenswürdigkeiten einzubauen, sondern auch pädagogische Elemente einzuflechten. «Zum Beispiel passt es den beiden Kindern gar nicht, dass Abfall herumliegt. Auch die Freude an der Natur versuchte ich einfliessen zu lassen.» Und was der Bucherstellerin ebenso wichtig war: «Die Interaktion zwischen Erwachsenen und Kindern soll gefördert werden. Mit dem Buch rege ich auch dazu an, mit offenen Augen durch die Gassen zu gehen. Chur hat so viel zu bieten.» Neben kurzen Textabschnitten und den Malvorlagen beinhaltet das Buch auch Quizfragen. Zudem sind die Seiten innerhalb des Umschlags für das Einkleben von Fotos vorgesehen. Und wer sehr wissenshungrig ist, findet einen QR-Code, über den er oder sie im Internet zusätzliche Informationen findet.
So schuf Loredana Caso also ihr Werk. «Schreibblockaden hatte ich nie. Und sobald ich an den Orten des Geschehens war, kam die Inspiration von alleine.» Doch gestaltete sich die Suche nach einem Verlag, der ihr Buch herausgeben wollte, schwierig. Um die Finanzierung voranzutreiben, ging sie zudem auf Sponsorensuche. Dennoch wollte eine Zusammenarbeit mit einem Verlag nicht zustande kommen. Fast wäre das Werk in der Schublade gelandet, wäre da das letzte von ihr angefragte Haus nicht gewesen. «Beim Baeschlin-Verlag war man sehr offen für meine Ideen. Und so finalisierten wir dann das Buch und liessen es drucken.» Ende Mai war es so weit, und die Autorin erhielt vom Pöstler ein grosses Paket angeliefert. «Ich erhielt mehrere Belegexemplare meines Buches. Als ich das erste Exemplar herausnahm, kamen mir die Tränen», blickt die ehemalige Lehrerin zurück. Noch am selben Tag stand die Vernissage auf dem Programm, und das Buch wurde der Öffentlichkeit vorgestellt. Mit dabei waren auch vier Kinder, die einen der Orte aus dem Buch vorstellten. Auch zuvor schon setzte Loredana Caso auf solche Kooperationen mit Schülerinnen und Schüler. Mit einer Schulklasse absolvierte sie die Tour des Buches und erhielt so wertvolle Rückmeldungen direkt von der Zielgruppe.
Den Kopf nicht in den Sand stecken
Mit dem Werk schuf sie aber nicht nur etwas, von dem andere profitieren können. Auch sie selbst habe viel aus der Erstellungsphase mitnehmen können. Das Schöne daran sei, dass sie ihr Hobby – das Zeichnen – so optimal habe anwenden können. Doch das Buch bedeutet für die gebürtige Ostschweizerin noch viel mehr. «Seit sieben Jahren habe ich chronische Kopfschmerzen. Mir ist es aber wichtig, den Kopf nie in den Sand zu stecken. Mit dem Buch möchte ich nun zeigen, dass man – egal, was einen im Leben widerfährt – das Optimale rausholen kann und seine Träume verwirklichen soll.»
So lässt sie sich auch bei ihrer beruflichen Neuorientierung nicht beirren. Auf ein Leben als Autorin wird sie dabei aber kaum setzen. Obschon: Ihr Wirken scheint gefragt zu sein; denn für das im letzten Jahr zelebrierte Comander-Jubiläum steuerte sie für das Malbuch «Comander und sein Heldenmut» die Zeichnungen bei. Wird es also doch noch weitere Werke von ihr geben? «Mein Traum ist es, ein Pendant zum Churer Buch mit Handlungsort St. Gallen – von wo ich herkomme – herauszugeben.» Ihr Wunsch wirkt keineswegs verbissen. Vielmehr würde sie es wohl als Glück ansehen, erneut ein solches Werk publizieren zu können. Dass sie bei «Entdeckungsreise durch Chur» immer mal wieder Glück hatte, hebt sie im Gespräch immer mal wieder dankbar hervor. So schuf Loredana Caso nicht nur ein Werk für Kinder und Erwachsene, sondern auch eines für sich selbst.
Entdeckungsreise durch Chur von Loredana Caso, 72 Seiten, erschienen im Baeschlin Verlag. ISBN 3-85546-411-1. Erhältlich im Buchhandel.
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Bereits Abonnent? Dann schnell einloggen.