Unterwegs mit dem Taxi: Sicher von A nach B
Reto Lardi entschied sich, Gutes zu tun – dies setzt er mit seinem Unternehmen B-Taxi Chur um. Die «Büwo» durfte einen Tag mit dabei sein.
Reto Lardi entschied sich, Gutes zu tun – dies setzt er mit seinem Unternehmen B-Taxi Chur um. Die «Büwo» durfte einen Tag mit dabei sein.
von Jasmin Klucker
Vor dem Schulheim Chur ist an jenem Donnerstagnachmittag einiges los. Unzählige Autos und rote Busse warten auf die Schüler und Schülerinnen, die bereit sind, nach Hause zurückzukehren. Was viele Menschen mit dem öffentlichen Verkehr machen, ist für diese Kinder hier nicht möglich. Es gibt viele Gründe dafür, wie ich vom heutigen B-Taxi-Fahrer erfahre, der diese Fahrten neben seinem eigentlichen Job als eine Art Hobby macht. Er kennt die Kinder bereits: «Es ist wichtig, dass sie sich daran gewöhnen, dass ich sie abhole. Das gibt Vertrauen», erklärt Maurizio Isoppo. Eine Frau, die den Jungen betreut, kommt um die Ecke, tauscht rasch ein paar Worte mit dem Fahrer aus, und schon ist der Junge in seinem Rollstuhl im Fahrzeug. Alle fünf Autos von Reto Lardi sind mit einem speziellen System ausgestattet, das es Rollstuhlfahrenden ermöglicht, sicher von A nach B zu kommen. Doch im Auto haben noch mehr Personen Platz. Ein Mädchen nimmt auf dem hinteren Sitz Platz. Los gehts. «Zuerst fahre ich immer die Kinder, die im Rollstuhl sind. Sobald die Kinder im Auto sitzen, fahre ich wie auf Eiern, sehr vorsichtig», sagt der langjährige Fahrer.
Das bereits Geschaffene weiterführen
Während die Fahrt für Maurizio Isoppo zu vertrauten Orten führt, koordiniert Reto Lardi alles in der Zentrale im Welschdörfli in Chur – einem Ort, der eigentlich für laute Musik, viel Alkohol und wilde Partynächte bekannt ist. Für Reto Lardi ist dieser Ort jedoch nicht nur die Zentrale seines Geschäfts. Seine Eltern zogen 1987 in dieses Haus, und so wuchs Reto hier auf. Vor dem Haus stehen, wenn nicht gerade alle unterwegs sind, fünf neue Autos. Auf seine Flotte ist er mächtig stolz. Sein Transportunternehmen für Menschen mit Beeinträchtigung stösst bei vielen auf grosse Dankbarkeit. «Ja, das Schönste an diesem Job ist, dass die Menschen es schätzen, Teil des Geschehens sein zu können», sagt der Inhaber.
Früher arbeitete er in einer Bank, doch trotz des hohen Gehalts machte ihn dieser Job nicht glücklich. Sein Vater führte schon lange zuvor ein Taxiunternehmen, zu dem kam 2000 zusätzlich das Rollstuhl-Taxi. Seinem Beruf blieb er bis zu seiner Pension treu. Vor zwei Jahren übernahm Reto Lardi dann den Betrieb seines Vaters, kurz darauf verstarb dieser. «Ich wurde ins kalte Wasser geworfen», erzählt er. Eine langsame Übergabe blieb aus. Doch Reto Lardi organisiert mit seinen fünf festen Angestellten und zwei Aushilfen den täglichen Transport für Menschen, die auf das Taxi angewiesen sind. Pro Woche sind das zwischen 100 und 150 Fahrten. Diese Zahl ist hoch und die enormen Kosten sind nicht zu unterschätzen – sie werden vom Kanton übernommen, sodass auch Menschen mit geringem Einkommen diesen Service nutzen können.
Am Ziel angekommen, schnallt der Fahrer den Jungen vorsichtig ab. An der Haustür wird er bereits erwartet. Zurück im Auto, die Klimaanlage läuft auf Hochtouren an diesem heissen Sommertag, spielt das Mädchen auf der Rückbank mit selbst gebastelten Figuren. Nun ist sie an der Reihe – es geht weiter nach Felsberg. Musik dröhnt aus den Lautsprechern, und Maurizio Isoppo dreht sie noch etwas lauter auf. «Sie mag laute Musik», sagt er lachend. Auch das Mädchen wird bei den Eltern abgesetzt, die schon gewartet haben.
Das Transportunternehmen von Reto Lardi fährt im ganzen Kanton Graubünden Menschen von A nach B, und nicht immer nur Kinder. «Das Unternehmen basiert auf fünf Säulen: das Schulheim Chur, das wir täglich mit unserem B-Taxi unterstützen, das Kantonsspital Graubünden, die Mobilita-Stiftung, wo wir Menschen mit Beeinträchtigung und geringem Vermögen fahren, die Altersheime, und schliesslich noch private Personen, wobei dies seltener vorkommt», erklärt der Inhaber. Jeder dieser Menschen habe eine andere Geschichte und ein anderes Verhalten – man müsse sich anpassen, erzählt der Fahrer, der der «Büwo»-Redaktion einen Einblick in den Alltag des B-Taxis gewährt hat.
Auf ihn warten an diesem Nachmittag noch einige Fahrten. In der schattigen Gasse verschwindet er. Für Reto Lardi geht die Arbeit in der Zentrale weiter. Als Selbstständiger gibt es jedoch selten zwei Wochen Ferien am Stück. Dennoch kann er sich die Zeit unter der Woche oft so einteilen, dass es für ihn passt. Morgen geht es dann wieder zum Schulheim, wo sich die Kinder schon auf den Heimweg freuen. Das liegt daran, dass es das B-Taxi gibt, das ihnen ermöglicht, entspannt und sicher von A nach B zu kommen.
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