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Schatzsucher: Zu Besuch bei einem Bündner Edelstein-Liebhaber

Markus B. Komminoth ist Strahler und Künstler – ein Gespräch über Faszination, Formen und Farben.

Bündner Woche
29.06.24 - 04:30 Uhr
Menschen & Schicksale

von Cindy Ziegler

Markus B. Komminoth  dreht den kleinen, schwarzen Stein langsam und betrachtet ihn eingehend. Ein Turmalin, erklärt er. Ein Stein, der von aussen wenig von seinem inneren Preis gibt. Nur tiefschwarz und feine Rillen. Wenn man ihn aber in dünne Scheiben schneidet, dann strahlen diese in den verschiedensten Farben. Markus B. Komminoth  hat diesen Stein ausgesucht, um sich selbst zu beschreiben. Als strahlender Künstler bezeichnet er sich ebenso. Im Gespräch mit der «Büwo» berichtet er von seiner Faszination für die Steine und die Kunst. Von Farben und Formen. Vom Glänzen und Glitzern. Von Schätzen und seiner Suche nach ihnen.

Der 54-Jährige sitzt am schwarzen Küchentisch im Holzhaus in Flerden. Schaut man aus dem Fenster, erblickt man die Vorläufer des Beverins. Markus B. Komminoths Hausberg. Ein Berg, den er bestens kennt – von innen und von aussen. Blickt man sich im Haus um, dann fallen zwei Dinge auf. Erstens die vielen Steine, die überall platziert sind. In der Glasvitrine, im Bücherregal und an den Wänden. Und dann ist da noch die Kunst. An manchen Orten findet man beides kombiniert. Bilder aus Steinen, die in Beton gegossen sind. 

Markus B. Komminoth gibt eine Führung durch die Räume und seine vielfältige Kunst. Abstrakte Werke aus Naturmaterialien, fototreue Porträts aus Ölfarben. «Meine Kunst ergibt sich. Ich arbeite gerne mit Materialien, die sonst wenig Beachtung bekommen. Derzeit mache ich eine Bilderserie aus Eierschalen», meint er.

Ein Bergkristall im Hosensack

Die Natur findet sich in den meisten von Markus B. Komminoths Werken. Und die Kristalle sind auch wieder präsent. Hier verwertet der Strahler Splitter, an denen kaum ein Sammler oder eine Sammlerin interessiert ist. Auch im Atelier im unteren Stock entdecken wir Bergkristalle in allen Formen. In der Waschküche werden nicht nur Kleider sauber gemacht, sondern auch die Steine, die Markus B. Komminoth vom Millionen Jahre alten Staub befreit. 

«Ich fand Steine schon als Kind spannend», sagt er und nimmt einen Bergkristall aus dem Hosensack, den er immer auf sich trägt. Als Glücksbringer. «Bei den Bergkristallen finde ich zum Beispiel faszinierend, wie die Natur so etwas Perfektes hinbekommt. Und das über eine so lange Zeit und über einen so langen Weg vom Berginnern bis zur Oberfläche. Und dabei ist jeder Stein ein Unikat. Keiner ist wie der andere.» Wenn Markus B. Komminoth von den Steinen spricht, dann tut er das noch immer so, – auch nach Tausenden von Funden – als ob sie ein wertvoller und seltener Schatz sind.

Fundstück: ein Bergkristall.
Fundstück: ein Bergkristall.
Cindy Ziegler
Am Berg: unterwegs beim Strahlen.
Am Berg: unterwegs beim Strahlen.
zVg

Tatsächlich ist es so, dass das Strahlen sehr viel Geduld braucht. Und der Flerdner eine gute Physis und Psyche. Man muss viel laufen und klettern, oft schaufeln und spitzen. Dazu kommt, dass sich Markus B. Komminoth mit dem Wetter beschäftigen muss. Mit dem Gelände. Mit dem Berg. «Bei jeder Tour muss ich entsprechend vorbereitet und ausgerüstet sein. Das Risiko spielt am Berg immer mit. Und mein grösster Anspruch dabei ist nie, etwas zu finden, sondern gesund wieder nach Hause zu kommen», erklärt er. Risikoreich ist seine Kunst nicht. Aber es gibt andere Parallelen zwischen der Welt als Künstler und derjenigen als Strahler. Ausdauer und eine gewisse Frustrationstoleranz braucht es in beiden Welten. Und ein Händchen für das Grobe und das Feine. «In beiden Jobs brauche ich zudem viel ‘Schnuf’.»

«In beiden Jobs brauche ich viel ‘Schnuf’.»
Markus B. Komminoth

Das Haus der Komminoths ist eine Wunderkammer. Neben Kunst und Steinen  findet sich auch anderes Sammelgut. Verschiedene Apothekerfläschchen, Zündholzschachteln und allerlei, was mit Bergen zu tun hat. «Ich bin zwar ein Sammler, aber ich habe keine Sammlung im klassischen Sinne. Die meisten meiner Sachen verkaufe ich weiter. Mir ist es wichtig, dass ich mit meinem Tun andere faszinieren und begeistern kann. Und, dass ich sie zum Nachdenken anrege.»

Im einen Zimmer hängen die Bilder nicht nur an der Wand, sondern liegen auch auf dem Bett. Markus B. Komminoth zeigt auf eines. Es sind Reihen aus goldenen Kugeln, wobei sie alle ein bisschen anders und nicht ganz rund sind. «Vergoldeter Hasenschiss», meint er und grinst. Er möge es manchmal, die Leute zu verwirren. Oft aber interessiert ihn auch die Geometrie. Vielleicht drückt da der Hochbauzeichner in ihm durch. Schnell aber sind es die anderen Rollen, die präsent sind. Der Künstler und der Strahler. Und immer der Liebhaber von Formen, Farben und der Natur. Einer, der mit dem Berg arbeitet. 

 

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