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Rita Muggli über den Kontakt mit dem Jenseits: Was die Verstorbenen uns mitteilen

Rita Muggli spürt, wenn Verstorbene sich melden. Seit über 20 Jahren arbeitet die Churerin als Medium und vermittelt Botschaften aus dem Jenseits für die Hinterbliebenen.

Bündner Woche
01.11.24 - 04:30 Uhr
Menschen & Schicksale
Seit über 20 Jahren praktiziert Rita Muggli als Medium.
Seit über 20 Jahren praktiziert Rita Muggli als Medium.
Cindy Ziegler

Von Cindy Ziegler

Als Rita Muggli fünf Jahre alt ist, sieht sie zum ersten Mal einen Geist. Ein Mann steht in der Küche. Sie erblickt nur seine dunklen Umrisse und fürchtet sich. Sie schreit. Ihre Eltern tun das damals als kindliche Fantasie ab. Und das kleine Mädchen verschliesst sich vor der anderen Welt. Der geistlichen Welt. Dem Jenseits, wie es die erwachsene Frau heute nennt.

«Ich spüre, wenn sie sich bemerkbar machen»

«Ich nenne sie eigentlich auch nicht Geister. Sondern die Verstorbenen. Oder die Jenseitigen. Ich spüre sie, wenn sie sich bemerkbar machen. Ich nehme sie über meine Sinne energetisch wahr. Manchmal sehe ich sie, manchmal spüre ich sie. Höre sie. Oder rieche und schmecke sie sogar.» Rita Muggli sitzt in ihrem Praxisraum, in dem sie ihre medialen Sitzungen anbietet. Überall im Raum sind Engelfiguren zu entdecken. Traumfänger. Farbige Bilder und Tücher. Vor über 20 Jahren liess sich die Churerin in England zum Medium ausbilden. Heute würden ihr die Jenseitigen keine Angst mehr machen. Im Gegenteil. Schuld daran – im positiven Sinne – sei ihr Vater. «Ich war das zehnte von elf Kindern. Vieles lief nicht rund. Meine Eltern sind recht früh gestorben», erzählt Rita Muggli.

Eine Versöhnungauf der Seelenebene

Nach dem Tod ihres Vaters habe sie oft seine Augen gesehen. «Das wollte ich aber gar nicht. Denn mit seinem Blick gab er mir als Kind oft zu verstehen, was ich nicht tun darf. Zu dieser Zeit hatte ich oft Albträume, in denen ich lebendig begraben wurde. Da ich damals häufig und unfreiwillig mit dem Tod konfrontiert war, begann ich, mich mit dem Sterben zu beschäftigen.» Als erstes Buch habe sie jenes der Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross gelesen. Irgendwann wurden die Zeichen von Rita Mugglis Vater deutlicher. «Ich habe ihn dann auch gerochen.» Zeitgleich sah sie im Fernsehen die Arbeit eines englischen Mediums. «Das hat mich reingezogen und ich besuchte selbst eines in Basel. In dieser Sitzung hat sich mein Vater gemeldet. Das war sehr schön. Versöhnlich auf der Herzens- und der Seelenebene», sagt sie und faltet die Hände, die zuvor unruhig die Worte untermalten.

Sie schicken laut Rita Muggli Zeichen: Engel, Geister und andere Wesen aus der jenseitigen Welt.
Sie schicken laut Rita Muggli Zeichen: Engel, Geister und andere Wesen aus der jenseitigen Welt.
Cindy Ziegler

Als Rita Muggli in Chur als Medium anfing, sei es ein hartes Pflaster gewesen. Es gab Anfeindungen und Kontaktabbrüche. Zu Beginn habe sie deshalb auch niemandem davon erzählt, dass sie sich zum Medium ausbilden lässt. «Es ist ein Tabuthema. Der Tod und das eigene Sterben. Darüber spricht niemand gerne. Dabei tröstet es mich, dass ich weiss, dass die Verstorbenen irgendwie schon noch da sind, auch wenn sie von uns gehen.» Heute seien die Leute offener, sagt sie mit einem milden Lächeln. Das sei unter anderem Medien wie dem Schweizer Pascal Voggenhuber zu verdanken, der in der Esoterikszene wie ein Popstar gefeiert wird, Bestseller schreibt und Hallen füllt.

Vermittlerin und Übersetzerin

Aber wie funktioniert denn das nun? Der Kontakt ins Jenseits? «Ich sehe nur, wer sich zeigen möchte. Eigentlich bin ich Vermittlerin. Übersetze zwischen dem Hier und dem Jenen», erklärt Rita Muggli. Sie erzählt von Zeichen. Vom Geruch nach Parfüm. Gepolter im Schrank. Einem Licht, das sich an- und ausschaltet. Ereignisse, für die es laut ihr keine logischen Erklärungen gebe. Es seien Zeichen, die der oder die Verstorbene dann sendet, wenn die Hinterbliebenen eines brauchen. Ob noch jemand hier im Raum ist? «Ganz bestimmt. Es ist immer jemand da», sagt sie und lacht. Aber sie nehme nur wahr, wenn sie sich dafür öffnet. Ein Schutz, wie sie sagt. Noch immer gibt es viele, die Rita Muggli nicht glauben. Die ihrer Gabe, wie sie es nennt, skeptisch gegenüberstehen. «Das ist für mich in Ordnung. Und es ist auch völlig normal. Auch ich war ganz lange skeptisch. Mir ist es sogar lieber, wenn die Menschen skeptisch sind und Fragen stellen. Davon fühle ich mich nicht angegriffen», sagt die Churerin.

Ihr Blick schweift durch den Raum und bleibt an einer Kerze hängen, die schon fast ganz runtergebrannt ist. «Ich liebe meine Arbeit, denn sie ist Heilarbeit. Liebe. Denn wenn man stirbt, dann hasst man nicht mehr», erklärt sie. Die Begegnungen in der geistigen Welt hätten ihr die Angst vor dem Tod genommen. Nicht aber die Trauer. «Die körperliche Trennung ist trotzdem da. Und die tut weh. Auch wenn der Tod zum Leben gehört. Und das Leben zum Tod.»

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