Strahlende Kinderaugen dank den Traumdoktoren im Kantonsspital Graubünden
Gute Taten in schweren Zeiten: Mit dabei, wie ein Traumdoktor der Stiftung Theodora den Kindern im Kantonsspital Graubünden Freude schenkt.
Gute Taten in schweren Zeiten: Mit dabei, wie ein Traumdoktor der Stiftung Theodora den Kindern im Kantonsspital Graubünden Freude schenkt.
von Jasmin Klucker
Es ist ein etwas kühler und bewölkter Nachmittag. Die durcheinander sprechenden Stimmen im Eingang des Kantonsspitals Graubünden bringen die Gedanken zurück ins Hier und Jetzt. Es passiert viel an diesem Nachmittag. Man kann Menschen in jedem Alter beobachten, heute geht es aber um die kleinen unter uns. In der Eingangshalle begrüsst Simona Schlegel von der Stiftung Theodora. Sie erzählt von der Entstehung der Stiftung und wie diese wundervolle Idee umgesetzt wurde. Ein Traumdoktor, der den Kindern Glanz schenkt.Sie in Situationen unterstützt, in denen sie sich allein fühlen würden, und die für sie und ihre Angehörigen alles andere als leicht sind. Einer, dem in jeder Situation etwas einfällt, um den Kindern den Tag zu versüssen. Der die Kinder zum Lachen bringt, auch wenn es ihnen nicht zum Lachen zumute ist. Einer, der immer gut drauf ist.
Anders als im Zirkus
Das brauchen die Kinder im Spital: jemanden, der ihnen ein Lachen auf die Lippen zaubert. Dr. Ahoi von der Stiftung Theodora ist dieser Aufgabe gewachsen. Heute wird die «Büwo» denTraumdoktor auf seiner Tour durch die Gänge der Kinderabteilung des Kantonsspitals Chur begleiten, immer im Hintergrund. Dr. Ahoi betont von Anfang an, wie wichtig es ist, den jetzigen Moment zu erfassen und sich darauf einzustellen, wie es dem Kind gerade geht.
«Es ist keine Show wie im Zirkus, sondern ein Herantasten daran, dem Kind Freude zu bereiten», sagt er in seiner bunten Kleidung und der roten Weihnachtsmütze. Dr. Ahoi macht das mit solcher Sorgfalt und Liebe zum Detail, dass einem warm ums Herz wird. Die Gänge auf der Kinderstation sind leer, kein Geräusch ist zu hören – ungewöhnlich für eine solche Abteilung. Dr. Ahoi klopft an die Glastür, die zu den Pflegekräften führt. Viele von ihnen sind anwesend und geben Auskunft darüber, in welchem Zimmer sich welches Kind befindet.
Die Postkarte mit den Schneeflocken darauf
Auf einer Postkarte notiert sich Dr. Ahoi die Zimmernummern, die er besuchen möchte. «Es fällt schnell auf, dass es an diesem Nachmittag nicht so viele Besuche werden. Es ist immer unterschiedlich», sagt er. «Viele Kinder sind momentan isoliert, daher werden wir dort nicht vorbeischauen, es ist ein zu grosses Risiko, sich anzustecken.» Trotzdem warten noch ein paar Kinder auf seinen Besuch. Die Kinder, die keinen Besuch empfangen können, gehen trotzdem nicht leer aus.
Dr. Ahoi zieht eine Karte aus seinem bunten Arztkittel und malt mit einem weissen Filzstift Schneeflocken darauf. Schliesslich ist Winter, nicht wahr? Auf der Kartenmitte befindet sich ein persönliches Bild, unter dem schreibt er eine kleine Nachricht mit einem schwarzen Stift, und schon ist die Karte fertig. Eine Karte, die den Kindern zeigt, dass man sie nicht vergessen hat. Aber das ist nicht alles: Aus seinem bunten Turnbeutel zieht er Luftballons, die er mit einer kleinen Pumpe aufbläst. Er habe das in der einjährigen Ausbildung bei der Stiftung Theodora gelernt, sagt er. Eine Blume mit einem langen Stiel wird so gestaltet, dass sie an der Türfalle aufgehängt werden kann, damit die Pflegekraft die Blume mit der Karte dem Kind überreichen kann. «Manchmal nehmen die Kinder die Karte sogar mit nach Hause und die Eltern kleben sie dann in ihr Fotoalbum», erklärt er. Etwas für die Ewigkeit also.
Nachdem die Karten an den Türen angebracht und die Blumen für die Kinder bereit sind, gehen wir weiter. Einen Stock höher sind schon Kinderstimmen zu hören. Vor dem Aufzug versammeln sich Kinder und ihre Eltern, einige nur für eine kurze Kontrolle im Spital, andere, die wahrscheinlich bis Weihnachten oder sogar länger bleiben müssen. Eine Mutter hält ihr kleines Mädchen liebevoll in den Armen. Als Dr. Ahoi sich dem Mädchen nähert, lächelt es. Sein Feingefühl ist unübersehbar. Als die Mutter das Mädchen auf die Füsse stellt, schaut es auf wackeligen Beinen den grossen Seifenblasen nach, die Dr. Ahoi in den Raum hinaus bläst. Die Augen des Mädchens leuchten vor Freude.
Ein Moment, in dem sie einfach Kind sein können
Genau für solche Momente gibt es Traumdoktoren, um den Kindern etwas zu schenken, das sie in dieser Zeit dringend brauchen: Freude, ein Lachen, einen Moment, in dem sie einfach Kind sein können. Der Besuch geht weiter. Jetzt besuchen wir einen kleinen Jungen. Er habe sich schon riesig auf Dr. Ahoi gefreut. Heute Morgen habe er sich schon gefragt, wo Dr. Ahoi stecke, erzählt uns eine Pflegefachfrau. «Diese Aussage zeigt, wie wichtig diese Besuche für die Kinder sind. Vor etwa einer Woche haben wir den zweimillionsten Besuch gemacht, seit es die Stiftung gibt», sagt Simona Schlegel von der Stiftung Theodora. «Es gibt insgesamt sechs Programme, eins davon sind eben die Traumdoktoren, die in den Spitälern die Zimmer der Patienten und Patientinnen besuchen. Dazu kommen Besuche bei Kindern, die Operationen hatten. Die Traumdoktoren begleiten sie sogar, bis es so weit ist. Seit einem Jahr sind wir auch im Notfall präsent, noch nicht überall, aber es werden immer mehr. Die Traumdoktoren sind sehr gefragt. Sie können die Wartezeit der Kinder extrem verkürzen und ihnen auf eine gewisse Art die Angst nehmen.» Dr. Ahoi trifft im Flur eine Kollegin. Sie sieht ein wenig aus wie Pippi Langstrumpf, heisst aber Dr. Firlefanz, eine aufgeschlossene junge Frau unter dem bunten Gewand. Zusammen warten sie auf den Jungen, der sie schon sehnsüchtig erwartet.
Freude schenken
Er kommt direkt vom Röntgen. Eine Pflegefachfrau schiebt sein grosses Bett den Gang entlang Richtung Zimmer. Dr. Ahoi ruft ihm entgegen: «Oh, du hast aber ein grosses Schiff!». Schon nach den ersten Worten freut der Junge sich, den lustigen Doktor zu sehen. Zusammen mit der Kollegin Firlefanz betritt Dr. Ahoi das Zimmer des kleinen Patienten. Mit grossen Augen verfolgt er die Zaubertricks und versucht, sie zu verstehen. Einen kleinen Augenblick vergisst er die vielen Schläuche, die an seinem Körper befestigt sind. Für einen kurzen Moment kann er einfach spielen und vielleicht sogar vergessen, wo er gerade ist. Und das mit strahlenden Augen trotz schweren Zeiten.
Die Stiftung Theodora
Die Stiftung Theodora wurde 1993 von den Brüdern Jan und André Poulie, in Erinnerung an ihre Mutter Theodora, ins Leben gerufen. Als kleiner Junge musste André nach einem schweren Unfall lange Monate im Spital liegen. Theodora verbrachte jeden Tag die wenigen erlaubten Besuchsstunden am Bett ihres Sohnes; sie erzählte ihm und den anderen kleinen Patienten Geschichten, sang Kinderlieder für sie und erfand Spiele. Ihre Fröhlichkeit zwang den Schmerz und die Angst für eine Weile in den Hintergrund und erheiterte den schwierigen Spitalalltag der Kinder enorm. Die Künstlerinnen und Künstler, die von der Stiftung geschult werden, besuchen Kinder in Spitälern und Institutionen für Kinder mit Behinderungen, um eine spielerische und positive Atmosphäre zu schaffen. Ihr Ziel ist es, den Kindern nicht nur Ablenkung von der Krankheit zu bieten, sondern auch ein Gefühl der Normalität und Freude in schwierigen Zeiten zu schaffen.Im Laufe der Jahre hat die Stiftung Theodora ihre Programme erweitert und arbeitet eng mit medizinischem Personal zusammen, um die Bedürfnisse der Kinder besser zu verstehen und ihre Unterstützung zu optimieren. Die Organisation setzt sich weiterhin für das Wohl kranker Kinder ein und hat zahlreiche Auszeichnungen für ihre Arbeit erhalten.
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