Auch Zürcher können urchig sein
Gerne geben sich die Mitglieder der «Wildmannli Tafel uf Tafaas» an ihrer jährlichen Tafel urchig. So scheint es fast ein wenig verwunderlich, dass ausgerechnet ein Regierungsrat aus dem «hippen» Kanton Zürich als Gastreferent eingeladen wurde.
Gerne geben sich die Mitglieder der «Wildmannli Tafel uf Tafaas» an ihrer jährlichen Tafel urchig. So scheint es fast ein wenig verwunderlich, dass ausgerechnet ein Regierungsrat aus dem «hippen» Kanton Zürich als Gastreferent eingeladen wurde.
Doch auch ein Magistrat des bevölkerungsreichsten Kantons kann urchig sein. Urchig und doch ein wenig «hip» sind auch die Träger des diesjährigen Wildmannli-Preises.
Vor über 15 Jahren haben einige gleichgesinnte Davoser sowie mit Davos verbundene Männer angefangen, sich im Rahmen der «Wildmannli Tafel uf Tafaas» mit der Zukunft von Davos zu befassen. Jährlicher Höhepunkt im Vereinsleben ist die Tafel, die stets am ersten Freitag im Februar stattfindet. So auch dieses Jahr. Traditionsgemäss versammelten sich alle Wildmannli sowie die zahlreichen Gäste im Sporthotel Central, gekleidet im Tenue «Chutta». Bevor das Essen – ein einfaches, aber sehr schmackhaftes Mahl – eingenommen wurde, wandte sich Wildmannli-Sprecher Marco Meyer an die rund 150 Anwesenden. Er blickte auf die bisherigen Projektideen der Davoser «Denkfabrik» zurück, meinte aber mit kritischem Unterton: «Es ist uns noch nicht gelungen, die lokalen Politiker von der Dringlichkeit unserer Anliegen zu überzeugen.» Besonders in der heutigen Zeit sei es wichtig, eine zeitgemässe Infrastruktur bereitstellen zu können, erinnerte er.
Innovativ gesellt sich gerne zu innovativ
Nächster Referent am Rednerpult war Andrea Mathis von der Jury des Wildmannli-Preises. Dieser wird alle drei Jahre an je zwei Personen und Organisationen für deren besondere Verdienste in der Region Davos/Klosters vergeben. Mathis kam die Ehre zuteil, den Preis ans Davos Festival zu verleihen. Seit der Gründung durch Michael Haefliger vor 38 Jahren habe das Festival über 2000 junge Künstler nach Davos geholt. «Das Festival fühlt sich seit Anbeginn mit Davos verbunden und ist hier verwurzelt. Und es bietet einen Mehrwert für Bevölkerung und Gäste», lobte er. Stellvertretend für die Organisation nahm Stiftungsratspräsident Matthias von Orelli den Preis entgegen. Es ehre das Davos Festival sehr, diesen Preis zu erhalten, meinte er. Auch vonseiten der Organisation fühlt man sich ganz offensichtlich mit Davos verbunden, wie er betonte: «Zu einem innovativen Ort gehört auch ein innovatives Festival.»
Ein «Muster-Beispiel»
Eine scheinbar fast unendliche Liste an Verdiensten hatte der zweite Laudator, Stefan Hediger, zu verlesen. Umso erstaunlicher scheint es, dass der Preisträger noch nie öffentlich gewürdigt wurde: Der Klosterser Lehrer Jöri Luzi wurde nun – man ist geneigt zu sagen endlich – für sein vielfältiges Engagement in Sachen Kultur, Brauchtum und Politik ausgezeichnet. Die Auszeichnung ehrte den Pensionär sehr. «Solche Momente geben mir viel Kraft, um weiterhin in der Region tätig zu sein», erklärte er. Obschon er nun in Rente ist, hat er alle Hände voll zu tun. So arbeitet er unter Hochdruck an der nächsten Agrischa, die in Grüsch stattfinden wird. Aber auch das neue Klosterser Freilichtspiel wird ihn noch eine Weile beschäftigen. All dies und weitere Verdienste – beispielsweise die Mitarbeit am «Gadäweg» oder die Initiierung der Fremdspracheninitiative – verleiteten Hediger zu folgender Aussage: «Hätte die Tafel ein Muster für einen Wildmannli-Preisträger erschaffen müssen, es wäre Jöri Luzi herausgekommen.»
Der Milchkuh geht es gut
Die Tradition der Wildmannli will es auch, dass an jeder Tafel eine Persönlichkeit zu einem aktuellen Thema spricht. Heuer konnte der Zürcher SVP-Regierungsrat Ernst Stocker dafür gewonnen werden. Der Finanzdirektor umriss anhand vieler Zahlen und Fakten, mit welchen Herausforderungen er es in seinem Amt zu tun hat. Auch wenn der Kanton Zürich nur vier Prozent der Fläche der Schweiz darstelle, ein Fünftel der gesamten Landesbevölkerung lebe dort, erklärte Stocker. «Der Milchkuh Züri geht es hervorragend, denn die Kuh hat auch eine saftige, gute Weide. Mittlerweile gibt es aber immer mehr Kühe auf der Weide, die dort grasen», umschrieb er das Phänomen des rasanten Bevölkerungswachstums mit der einhergehenden Wohnraumproblematik. Dank solcher Metaphern und seiner teils saloppen Ausdrucksweise gewann Stocker die Sympathien des Publikums. Er erntete nach seiner Rede nicht nur viel Applaus, sondern erhielt als Geschenk einen Davoser Schlitten überreicht.
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