Das zeichnet einen Velo-Fan aus
Armin Gadient ist Velomechaniker und Mitarbeiter Technik/Unterhalt bei Somedia aus Leidenschaft. Ein Porträt über einen unglaublich positiven Menschen.
Armin Gadient ist Velomechaniker und Mitarbeiter Technik/Unterhalt bei Somedia aus Leidenschaft. Ein Porträt über einen unglaublich positiven Menschen.
Von Jasmin Klucker
In seinem Hobbyraum im Untergeschoss eines Industriegebäudes trifft man Armin Gadient, den 61-jährigen gelernten Töffmechaniker oft an. Dort vergisst er die Zeit und widmet sich seinen Mountainbikes, Rennrädern und Stadtvelos, die darauf warten, von ihm repariert zu werden. Grosse und kleine Problemchen, doch keines ist für ihn unlösbar – er findet für alles eine Lösung, und das schon sein ganzes Leben lang. Schon früh stand er auf eigenen Beinen und wusste, was er wollte. 1979, während er noch in der Ausbildung zum Töffmechaniker war – da er keine als Automechaniker fand – gab es für ihn nichts Besseres. Hauptsache, es waren keine Velos; das war damals noch langweilig, es sind ja nur Velos.
Das hat sich jedoch im Laufe der Jahre komplett verändert. Heute ist für ihn Velos, insbesondere die älteren, ein Ausdruck von Eleganz und zugleich Sportlichkeit – eine Aussage, die er mit einem grossen Lachen im Gesicht macht. Elegant stehen und hängen die alten Velos in der Werkstatt, die Glocken und Felgen leuchten im künstlichen Licht. Jedes Modell liegt Armin Gadient am Herzen, manche Velos sind sogar so alt, dass sie museumsreif sind.
Der waschechte Churer zeigt auf ein Velo direkt hinter ihm. Mit diesem bestritt er 2004 und ein Jahr darauf den Engadiner Bike-Marathon. Heute fährt er keine Rennen mehr, doch aber unzählige Abendrunden und Arbeitswege, auf denen er nur im grössten Sturm auf sein zweirädriges Gefährt verzichtet.
«Nie dazugekommen»
Nicht verzichten wollte er hingegen auf seine Hobbys, darunter das Motorradfahren und das Reisen an Orte, die ihn gerade anziehen. Aus diesem Grund hat er sich bewusst gegen eine Familie entschieden. «Ich bin glücklich alleine, das Alleinsein muss auch gelernt sein», sagt er. Nicht allein, aber mit einem wichtigen Menschen weniger musste er sein junges Leben verbringen: Seine Mutter starb an Krebs, als Armin gerade mal 30 Jahre alt war. An derselben Krankheit starb auch sein Vater 20 Jahre später. Auch Armin selbst war von dieser Krankheit betroffen, doch er konnte sie überwinden.
Seine unglaublich positive Art und sein ständiges, ansteckendes Lachen zeichnen Armin Gadient aus – das wissen im Medienhaus alle. Ein herzliches «Hallo» fällt jeden Tag, wenn er durch die Sichtbeton-Gänge im Medienhaus läuft – eine etwas andere Welt im Vergleich zu seinem Hobby, dem Schrauben und Werkeln in seinem dunklen Hobbyraum.
Seit bereits 24 Jahren arbeitet er für Somedia, anfangs in der Druckerei. Als diese den Standort wechselte, stand er vor der Frage: «Was nun?» Doch sie blieb nicht lange unbeantwortet. Mit 50 Jahren stürzte er sich in eine neue Herausforderung und begann die Hauswartschule. «In dieser Zeit merkte ich, dass ich mir nicht mehr alles so gut merken kann wie früher – das Sieb wird grösser», sagt er humorvoll, was bei fast jedem Satz, den er sagt, zu spüren ist. Bis heute arbeitet er als Haustechniker im Somedia-Gebäude, vor dem unzählige Fahrräder stehen. Wenn eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter ein Problem mit dem Velo hat, ist Armin Gadient der Erste, der hilft. Schon einige von ihnen konnten von seinem Wissen profitieren, denn auch da sucht er immer eine Lösung. «Es macht mich zufrieden, wenn die Menschen für meine Arbeit dankbar sind», sagt er.
Die einfachen Silhoutte der stabilen Rahmen
Die Arbeit mit den Velos beruhigt ihn; die einfachen Silhouetten der stabilen Rahmen faszinieren immer wieder aufs Neue. Er sei kein Fan davon, etwas wegzuwerfen, sobald es kaputt ist – fast alles sei reparierbar. Das zeigen die alten Velos, die er bereits geflickt hat und die jetzt glänzend in Reih und Glied stehen. Sie kamen damals verstaubt und leblos zu ihm; die meisten hat er via Kleinanzeigen, in Brockenhäusern oder auf Flohmärkten gefunden. Nachdem er sie mitgenommen hat, geht es darum, den alten Velos neues Leben einzuhauchen. An diesen sind noch Details zu sehen, die man bei neuen Velos vergeblich sucht. Und dass sie nicht weniger schnell sind, bewies Armin 2007, als sein grosses Ziel war, schneller als der schnellste Läufer auf dem Mittenberg zu sein. Das gelang ihm auch: Er hat das Rennen mit einer Zeit von 21 Minuten und 43 Sekunden beendet und damit sein Ziel erreicht – um eine Minute war er schneller. Und auch bei den Velokombis zählt er auf frühere Qualität: «Ich falle mit meinen farbigen Kombis auf dem Velo auf», sagt der 61-Jährige und schmunzelt über die Blicke, die ihn manchmal treffen.
Hier unten in seiner Hobbyraumvergisst man die Zeit; die Hitze von jenem warmen Donnerstagnachmittag kommt nicht bis hierhinunter.
«Ich habe ein Chaos, jedoch finde ich alles», sagt er und schreibt diese Angewohnheit seinem Sternzeichen, der Jungfrau, zu. Doch in seinem jetzigen Beruf im Medienhaus sorgt Armin Gadient zusammen mit seinem Kollegen Walter Compagnoni, trotz seines Sternzeichens, für ein stets aufgeräumtes und gepflegtes Medienhaus. Man schätzt ihn für seine Hingabe und Leidenschaft, die sowohl in der Werkstatt als auch im Alltag Spuren hinterlassen und uns daran erinnern, dass wahre Erfüllung aus der Liebe zu dem entsteht, was man tut.
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Bereits Abonnent? Dann schnell einloggen.