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Autobahnen

Ein 40-jähriges Gedicht von Ruth Günthart-Näf.

Auto - Autos.
Autos ohne Zahl auf der Autobahn.
Pausenlos unterwegs.
Woher - Wohin?

Autobahnen - Betonpisten.
Grau in grau ein breites Band.
Endlos.
Durch Wiesen und durch Ackerland.

Maschengitter - Schallschluckwände.
Modernes Gefängnis, frei gewählt.
Fraglos.
Gedankenlos.
Im Rausche der Geschwindigkeit.
Im Taumel der Mobilität.

Strassenpfosten - Sicherheitsplanken.
Millionenfache Zeugen heutiger Kultur.
Und dahinter?
Wer kann sie sehen,
die langsam sterbende Natur?
Klaglos.
Schweigend.

Motoren heulen - Bremsen quitschen.
Lichter blinken - Auspuffrohre stinken.
Rücksichtslos.
Die erschreckte Seele schreit:
Hinaus aus diesem Narrenspiel!
Aber wie?

Tafeln eckig - Tafeln rund.
In grün und blau und rot
mit Verboten.
Oder mit Namen von Orten,
die man nicht sieht.
Beziehungslos tote Begriffe.

Tot wie der Wald oder die überfahrende Amsel,
Tot wie die getigerte Katze am Strassenrand,
oder die eingeklemmte Frau
zwischen dem verbogenen Metall.
Sinnlos verloren
die geschenkte Zeit.

Katzen gehören nicht auf die Autobahn
auch Menschen nicht,
nur Autos - die Kraft der Motoren -
das Wunder der Technik …

Autos ohne Zahl rasen auf der Autobahn.
Verantwortungslos.
Kilometerfressend und verwegen.
Am Leben vorbei -
dem Tod entgegen.

Für ein Nein zum aktuellen Autobahnausbau!

Ruth Günthart-Näf aus Laax

Yvonne Michel Conrad
02.11.24 - 17:40 Uhr
Leserbrief
Ort:
Chur
Zum Artikel:
Stellvertretend für Frau Günthart, die keinen Computer besitzt, dieses Gedicht aber teilen möchte. Weil es, so wie sie sagt, auch nach 40 Jahren, immer noch aktuell ist.
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