Glückliche Zufälle im Prättigau: Hampi Hobi erschafft ein Bijou im Schweinestall
Hampi Hobi hat in Klosters ein echtes Bijou geschaffen. So wurde aus einem ehemaligen Schweinestall die «Schröder Schmittä» – verbunden mit viel altem Handwerk.
Hampi Hobi hat in Klosters ein echtes Bijou geschaffen. So wurde aus einem ehemaligen Schweinestall die «Schröder Schmittä» – verbunden mit viel altem Handwerk.

von Andri Dürst
Nicht nur die farbenfrohen Laubbäume an der Rütipromenade in Klosters Platz sind ein Augenfang, auch das längliche, zweistöckige Haus am Ende der Strasse bietet einen hübschen Anblick. Fast ein wenig aus der Zeit gefallen. Diverse Antiquitäten schmücken den Eingang, der sich unter einem «Läubli» befindet. Ein schön geschmiedetes Schild verrät den Namen des Gebäudes: «Schröder Schmittä» steht da drauf. Aus dem Kamin steigt Rauch. Und aus einem rostigen Rohr plätschert Wasser in einen kleinen Brunnen vor der Eingangstüre. Dort steht auch schon Hampi Hobi. Der Klosterser hat hier einen lange gehegten Traum verwirklichen können. «Die Idee geisterte schon länger in meinem Kopf herum: Ich wollte hier in der Gegend eine historische Schmiede einrichten mit alten Geräten, Feuerstelle und so weiter. Wichtig war mir auch, dass das Ganze leben muss: Die Maschinen sollten also rattern und das Feuer brennen.» So suchte er ein geeignetes Gebäude hierfür. Die wichtigste Bedingung: «Es muss einen Bach in der Nähe geben.» Denn Hampi Hobi wollte – getreu nach historischem Vorbild – die Gerätschaften in der Schmiede mit Wasserkraft antreiben. So wurde er dann an der Rütipromenade, rund 20 Gehminuten von der Gotschnabahn entfernt, fündig. «Das Haus war früher eine Schweinemästerei. Baulich gesehen eignete es sich hervorragend für den Bau einer Schmiede: Zum einen war das Erdgeschoss gemauert, was bei vielen alten Gebäuden in Klosters nicht der Fall ist. Zum anderen gab es bereits einen Kamin.»
Glücksfund im Unterland
Nicht nur bei der Liegenschaft hatte Hampi Hobi Glück, auch beim Interieur. Viele der ausgestellten Gerätschaften konnte er aus einer stillgelegten Schmiede aus dem Unterland übernehmen. «Das war wirklich ein Glücksfall. Als wir in das alte Gebäude kamen, fühlte es sich so an, als ob es in den letzten 50 Jahren von niemandem betreten worden war.» Doch nicht alle Installationen in der «Schröder Schmittä» stammen aus dem Unterland. Vieles hat Hampi Hobi – selber gelernter Schlosser – mit den Angestellten seiner Metallbaufirma mit viel Liebe zum Detail produziert.
Handwerk im Wandel
Die Schmiederei ist eine faszinierende Welt. Auch für Hampi Hobi. Nur schon in der Zeit von seiner Lehre bis heute habe sich im Beruf Schlosser extrem viel gewandelt, gibt er zu bedenken. Umso wichtiger sei es, dass das alte Wissen nicht verloren gehe. Dass der Klosterser das Handwerk immer noch voll im Griff hat, beweist er gleich, als er einen Nagel zu schmieden beginnt. «Hier im Feuer wird es dank der Steinkohle bis zu 3000 Grad heiss», erklärt er und nimmt das glühende Stück Eisen heraus, legt es auf einen Amboss und beginnt zu hämmern. «Die Nägel waren früher immer vierkantig. So konnte weniger Wasser ins Holz eindringen.» Er klopft mehrere Male auf den Nagel, erwärmt ihn erneut und passt den Kopf dann in die entsprechende Form. Nun wird das gute Stück im Brunnen abgekühlt – und fertig ist der Nagel. Es wird definitiv nicht das letzte Teil sein, das Hampi Hobi in seinem Bijou hergestellt hat, ist aber auch nicht das erste: Bereits das Wasserrad, das auf der Nordseite des Gebäudes das kanalisierte Bachwasser in die Antriebsenergie der Geräte umwandelt, fabrizierte Hampi Hobi mit seinem Team. Der wohl spektakulärste Bestandteil der Schmiede ist aber ein archäologischer Fund: Bei Grabarbeiten an einem Haus an der Klosterser Landstrasse wurde vor vielen Jahren ein sogenannter Bär – ein Hammerkopf einer Hammerschmiede – gefunden. Der Finder reagierte zum Glück klug und brachte das Fundstück ins Heimatmuseum, dem «Nutli Hüschi». Als Hampi Hobi dann seine Museumsschmiede zu bauen begann, übergab man ihm dieses Relikt, das er sogleich einbauen konnte. Schlussendlich habe er rund 2500 Stunden Arbeit in den Aufbau der Schmiede investiert, blickt er zurück.


Die Idee zur Einrichtung der «Schröder Schmittä» kam übrigens genau zum richtigen Zeitpunkt. Denn 2022 feierte Klosters sein 800-Jahr-Jubiläum. Für die Organisatoren der Jubiläumsfeierlichkeiten war es ein Glücksfall, dass Hampi Hobi gerade eine historisch wertvolle Institution aufzubauen gedachte. Und er war umgekehrt glücklich, konnte er von der Vermarktung des Grossanlasses profitieren – wieder ein glücklicher Zufall also. Seit gut zwei Jahren gibt es die Museumsschmiede nun schon. Geöffnet ist sie an speziellen Tagen, meist zusammen mit den anderen Klosterser Museen, aber auch auf Anfrage. «Wir konnten schon sehr viele Besuchende durch die Schmiede führen. Der grössere Teil sind Feriengäste, aber zunehmend interessieren sich auch Einheimische dafür. Die Resonanz ist durchs Band positiv», ergänzt Hampi Hobi.
Doch was hat es mit dem Namen «Schröder Schmittä» auf sich? Schröder ist ja wahrhaftig kein Klosterser Geschlecht. Hampi Hobi erzählt: «Jakob Schröder stammte aus Mecklenburg-Vorpommern und kam im Rahmen seiner Walz unter anderem nach Schiers. Dort verliebte er sich in die Tochter des Schmiedes, die er dann auch heiratete. Später kamen die beiden nach Klosters. Im Brügga-Quartier – damals quasi das Industriegebiet unserer Gemeinde – betrieb er ungefähr ab 1850 eine Schmiede.» Und von genau dort stammt auch der Hammerkopf, den Hampi Hobi in seiner «neuen» Schmiede wieder einbauen konnte. Das Museum wird hoffentlich noch viele weitere Interessierte begeistern. Und auch Jakob Schröder hätte sicherlich seine wahre Freude daran.
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