«Die Rinerhörnler wird es auch in 40 oder 50 Jahren noch geben»
Am vergangenen Samstag wurde im Festzelt bei der Talstation der Bergbahnen Rinerhorn kräftig gefeiert. Gründe dafür gab es genug.
Am vergangenen Samstag wurde im Festzelt bei der Talstation der Bergbahnen Rinerhorn kräftig gefeiert. Gründe dafür gab es genug.
«Uns Unterschnitter muss man das Feiern nicht lehren!» Diesen Satz bekamen die Anwesenden am Samstag gleich mehrfach zu hören. Recht hatten jene, die diese Feststellung machten: Findet im Unterschnitt ein grösserer Anlass statt, entwickelt sich die Stimmung jeweils ausgezeichnet. Das war auch diesmal nicht anders: Nach den offiziellen Feierlichkeiten und Ehrungen auf der Bühne ging es mit der Band «Kitsch» aus dem Bernbiet weiter, und die Leute standen bald einmal auf den Bänken und sangen aus vollen Kehlen mit. Doch schön (fast) der Reihe nach.
Rinerhorn statt Stafelalp
Moderator Stefan Flury führte humorvoll durch den Abend und wusste den Teilnehmenden viel Spannendes zu entlocken. Zunächst brachte er selber jedoch einen geschichtlichen Abriss – stilecht mit alten Skis und ebenfalls aus der Mode gekommenem Skidress (siehe Frontbild). Historische Aufnahmen vom Rinerhorn rundeten den gelungenen Start ab. Das Rinerhorn sei erstmals 1896 in der NZZ als Ausflugsziel erwähnt worden, berichtete der Moderator. Dies von Frauenkirch aus, das 30 Minuten von Davos entfernt sei. 1962 hätten dann die Gebiete Rinerhorn und Stafelalp beim Bund je eine Konzessionsanfrage für ein Skigebiet eingereicht, worauf der Bundesrat die Konzession an die Rinerhorn-Verantwortlichen erteilte. Unter anderem wurde mit der grösseren Schneesicherheit auf den Rinerhorn als Schattenhang argumentiert und die Bedingung aufgestellt, es müssten 200 Parkplätze sowie 5 Busparkplätze zur Verfügung gestellt werden.
Bauten und Brände
1969 wurden dann der Doppelskilift Juonli sowie die Zubringer-Sesselbahn gebaut – die Geburtsstunde der Bergbahnen Rinerhorn also. Im Mai 1970 wurde der Skiclub Rinerhorn aus der Taufe gehoben. Rico Turner, langjähriger Mitarbeiter der Bergbahnen Rinerhorn, sowie Köbi Conrad als langjähriges Skiclub-Mitglied wussten im Interview mit Flury einige spannende Episoden aus vergangenen Zeiten zu berichten. So erzählte etwa Conrad, dass die 1972 ins Leben gerufene JO Rinerhorn zunächst aus 10 bis 20 Kindern bestanden habe. Heute zählt diese Organisation stolze 176 Schneesportbegeisterte. Zudem lag der Jahresbeitrag bei 15 Franken. Turner wusste einiges über die beiden Brände zu berichten, welche die Rinerhorn-Geschichte trübten. 1972 brannte es in der Bergstation des Nülliskiliftes, 1989 wurde Talstation ein Raub der Flammen. Der Antrieb sei damals mehrere Meter weit weggeflogen, erzählte Turner. Das Unglück passierteam 19./20. Dezember, doch durch glückliche Umstände konnte man den Lift bereits Ende Januar 1990 wieder in Betrieb nehmen. 1987 wurde der Sessellift durchdie Gondelbahn ersetzt. Seile, Masten und Sesselbahn seien daraufhin zunächst nach Genua (I) gebracht und von dort zu einem späteren Zeitpunkt nach Argentinien verschifft worden, so Turner. Seines Wissen wurde die Anlage dort tatsächlich ein paar Jahre später wieder in Betrieb genommen. Bereits früher wurde der Hubellift gebaut- mit spektakulärer Einlage. Denn das Lifthäuschen wurde nach Ausführungen Turners per Superpuma-Helikopter hochgeflogen – inklusive zweier blinder Passagiere, von denen einer keck aus dem Lifthäuschen winkte. Eine Episode, die im zahlreich anwesenden Publikum für spontanes Gelächter sorgte.
Volksabfahrt und Zukunft
Für weiteres Schmunzeln sorgten die Beschreibung der beiden ersten Schneekanonen Ende der 1980er-Jahre sowie ein nicht ganz jugendfreier Werbeslogan, der von der Davoser Dorfjugend noch jugend-unfreier gemacht wurde («Mit Sex aufs Rinerhorn, mit Aids wieder runter»). Conrad erzählte zudem einiges zur Volksabfahrt, die von 1984 bis 2005 durchgeführt wurde und wegen schweren Unfällen mehrere Streckenänderungen erfuhr. Er wünschte sich, dass es mit dem Skiclub so weiterlaufe wie bis anhin: «Wenn Erwachsene als Leiter amtieren, die früher selber in der JO waren, ist das einfach toll.» Und Turner hofft, dass sich das Skigebiet Rinerhorn so weiterentwickle wie bisher. Zuletzt ergriff Klaus May, Bereichsleiter Bahnen und Infrastruktur bei den Davos Klosters Bergbahnen, das Wort und schaute in die Rinerhorn-Zukunft. Mit Überzeugung verkündete er, dass die Bahn sicher noch 40 weitere Jahre in Betrieb sein werde, wohl auch weitere 50. Gleichzeitig stellte er die Frage: «Ist es schlimm, dass wir noch Skilifte haben?» Was das Publikum lauthals verneinte. Weiter teilte May mit, dass der Trainerlift durch einen Tellerlift ersetzt werde, und dass eine Verbindung Jakobshorn–Rinerhorn wohl an der finanziellen Machbarkeit scheitern werde.
Viele Ehrungen
Bereits vor der Geburtstagsfeier von Bergbahnen und Skiclub Rinerhorn fanden diverse Ehrungen sowie die offizielle WM-Feier für Jasmine Flury statt. Zunächst wurden jedoch die Alpin-Snowboarder Xenia von Siebenthal, Flurina Baetschi und Nicola Meisser auf die Bühne gebeten und für ihre Medaillengewinne an der Junioren-WM im bulgarischen Bansko gebührend geehrt.
Danach war die Reihe an Abfahrts-Weltmeisterin Jasmine Flury. Zusammen mit Stefan Flury blickte sie nochmals auf ihren Goldlauf in Courchevel Méribel (F) sowie auf die turbulente Zeit seit dem Titelgewinn zurück – inklusive Skimarken-Wechsel von Fischer zu Kästle. Sie habe einen coolen Job, meinte sie, darauf angesprochen, wie es so gewesen sei, während des Grand Prix Migros auf dem Rinerhorn drei Stunden lang Autogramme zu schreiben. Ihr frührer JO-Chef Jürg Waser war voll des Lobes über seinen ehemaligen Schützling und musste zugeben, nach Flurys Sieges-Abfahrt die eine oder andere Freudenträne verdrückt zu haben.
Es gab auch prominente Gratulanten und spannende Geschenke. Von Regierungsrat Jon Domenic Parolini erhielt sie einen Früchtekorb überreicht – wie übrigens auch von Siebenthal als Junioren-Weltmeisterin. Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann überbrachte der Monsteiner Abfahrts-Weltmeisterin eine Vase aus Courchevel sowie «Flugkilometer, die alle Weltmeister erhalten». Noch wertvoller war das Geschenk, das Landammann Philipp Wilhelm im Namen der Gemeinde Davos überreichte: Eine «Gedenksitzbank», die nach Flurys Wünschen in der Landschaft platziert werden und immer an den historischen Erfolg erinnern soll. May und Reto Gamper, Geschäftsführer der Bergbahnen Rinerhorn, übergaben der Monsteinerin eine goldene Gondel, die inskünftig berg- und talwärts verkehren soll.
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Bereits Abonnent? Dann schnell einloggen.