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«Hackblock und Flötbrett»

Die oft als «Speuzknebel» verunglimpfte Blockflöte sei so viel mehr als nur ein Anfängerinstrument, sagen Sonja Pfeiffer und Susanne Sprecher übereinstimmend. Als Teil des Blockflötenorchesters «ConTatto» treten sie am Samstag, 15. Juni, um 19 Uhr in der Kirche St. Johann (Platz) auf.

Südostschweiz
11.06.24 - 14:00 Uhr
Kultur
Sonja Pfeiffer (links) und Susanne Sprecher freuen sich auf den Auftritt vor heimischem Publikum.

Die Geschichte der beiden Blockflötenspielerinnen mit ihrem Instrument beginnt, wie bei so vielen, mit der Aufforderung, Blockflöte zu lernen und an-schliessend ein «richtiges» Instrument. «Dabei ist das ein richtiges Instrument», ereifert sich Pfeiffer, die über lange Jahre Unterricht erteilte. «Es gibt mehr als acht verschiedene Blockflötenarten in verschiedenen Tonlagen. Die grösste davon – der Subkontrabass –ist mehr als zwei Meter lang. Das Garklein misst nur etwa 16 Zentimeter.» Ihnen allen ist gemein, dass die Luft über eine oben am Instrument angebrachte, scharfkantige Öffnung strömt – Labium genannt – was zusätzlich zum Rohr den Ton erzeugt.

Gehirntraining

Als Kind hätte Sprecher eigentlich Klavier lernen wollen. «Das war aus finanziellen und räumlichen Gründen nicht denkbar.» Also bekam sie den berüchtigten «Speuzknebel» – genauer eine Sopranflöte – und freundete sich bis zum Ende der Primarschule auch mit der Altflöte an. Dann musste sie sich zwischen Musik und Leistungssport entscheiden und wählte das Zweite. Als sie 1985 nach Davos zog, entschied sich die gebürtige Schaffhauserin, Querflöte zu erlernen, was sie mit einem entzündeten Hand­gelenk bezahlte. So lag ihr musikalisches Potenzial brach, bis ihr Sohn bei Sonja Pfeiffer zum Blockflötenunterricht antrat. Die Lehrerin drückte der Mutter eine Tenorblockflöte in die Hand, und die Liebe flammte erneut auf. Sprecher trat dem Flötenensemble der Musikschule bei, und als die Bassflöte ausfiel, erlernte sie auch dieses Instrument. «Bei den Blockflöten gibt es sechs verschiedene Arten, die Noten zu lesen», erklärt sie die Schwierigkeit dabei. «Das ist echtes Gehirntraining.» Inzwischen spielt Sprecher fünf Tonlagen der Blockflöten, verstärkt das Orchster Sonoro und kam mit dem Blockflöten-Orchester Höfe, genannt «ConTatto», in Kontakt. «Einmal im Monat reise ich nun glücklich zur Probe nach Pfäffikon. Das ist jeweils mein freier Tag.»

Zur Lehrerin weitergebildet

Auch Pfeiffer musste sich zuerst mit der Sopranflöte anfreunden, bevor sie eine Altflöte erhielt. «Für diese musste ich richtig betteln.» Auch sie legte während der schulischen Oberstufe das Instrument aus der Hand, fing mit 19 Jahren allerdings an, sich das einst Erlernte wieder anzueignen. «Als bei meinem Ensemble die Tenorflöte ausfiel, kaufte ich mir eine und fing an zu üben.» Sie sei sich sicher, damals eine fürchterliche Flötenspielerin gewesen zu sein. «Bei der ersten Probe spielte ich nur die ersten und letzten Takte mit, beim Rest wurde ich irgendwo abgehängt.» Auch für sie begann das Abenteuer Blockflöte erst so richtig, als sie 1989 nach Davos kam. «Ich nahm Unterricht, erweiterte mein Repertoire um weitere Flöten und spielte in verschiedenen Formationen mit.» Bald absolvierte sie die Ausbildung zur Blockflötenlehrerin und unterrichtete in der Folge während fast dreissig Jahren. Selbst besuchte sie weiterhin Kurse und bekam einmal eine der ganz grossen Flöten in die Hand gedrückt. Das hatte zur Folge, dass sie Arbeit als Betreuerin von Ferienwohnungen annahm, um sich je eine Grossbass- und eine Subbassflöte anschaffen zu können. «Die Instrumente kosteten zusammen etwa 10 000 Franken.» Inzwischen besitzt sowie spielt Pfeiffer Blockflöten in acht Tonlagen und liebäugelte bis vor einem Jahr mit «ConTatto». «Inzwischen bin ich pensioniert und habe Zeit dafür.»

Zusammenspiel mit dem Hackbrett

Das im Raum Höfe um Pfäffikon und Wollerau angesiedelte Orchester besteht seit knapp zehn Jahren und entwickelt jedes Jahr ein neues Sommer-Konzertprogramm, das es heuer auch nach Davos führt. «Dabei wird jeweils ein anderes Instrument zu unserem über 30-köpfigen Blockflöten-Orchester kombiniert», erzählt Sprecher. «Hackblock und Flötbrett» heisst es heuer zum Zusammenspiel mit dem Hackbrett-Spieler Urs Grob. «Die klangliche Verschmelzung von Hackbrett und Blockflötenorchester kommt im klassich angelegten Konzert hervorragend zur Geltung», heisst es ­dazu im Programm. Eröffnet wird das Konzert mit der Unterstützung von vier jungen Blockflötenspielenden aus Davos, die so erste Orchesterpraxis erhalten. Im zweiten Teil spielt das Orchester die feierliche britische Hymne «Abide with me» bevor es sich verschiedenen Situationen der Stummfilm-Musik zuwendet und nach einem Lament schliesslich den schwungvollen Marsch «The Liberty Bell» zum Besten gibt. «Wir freuen uns unheimlich auf dieses Konzert hier zu Hause», sagen die beiden Davoser Flötenspielerinnen.

Eintritt frei, Kollekte.

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