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«Klassische Musik nimmt sich oft zu ernst»

Doch, doch, Schnee würde sie schon kennen, versichert Elena D’Orta angesichts des ersten Novemberschnees. Zu Hause im deutschen Waldshut sei sie auch Schlitten gefahren. Da scheinen noch einige Erfahrungswerte auf die neue Geschäftsführerin des Davos Festivals zu warten.

Barbara
Gassler
20.11.22 - 11:29 Uhr
Kultur
Elena d’Orta fühlt sich wohl in ihrem neuen Büro an der Promenade 65.
Elena d’Orta fühlt sich wohl in ihrem neuen Büro an der Promenade 65.
bg

Aus dem fernen Hamburg nach Davos gelockt hat sie allerdings die Aufgabe, das neue Gesicht und die verantwortliche Geschäftsführerin des «Davos Festival - young artists in concert» zu sein. In Hamburg hatte sie bei Tonali gewirkt. «Das ist ein gemeinnütziges Kultur- und Bildungsprojekt. Junge Menschen spielen, hören und organisieren in dessen Rahmen klassische Musik», erklärt D’Orta. Als die Stelle beim Festival ausgeschrieben worden sei, sei sie im August nach Davos gereist, um sich in die Situation einzufühlen. «Mein positiver Eindruck bestätigte sich. Mir gefiel die familiäre Atmosphäre». Seit Mitte Oktober zeichnet sie sich nun verantwortlich für das Davos Festival. «Eine spannende Funktion in der ich von Finanzen, Personalwesen, Marketing sowie der Konzertplanung und -organisation alle Aufgaben wahrnehmen darf.» Unterstützt wird sie von Esther Füllemann. «Sie kennt das Festival sehr gut und übernimmt einige Bereiche, wofür ich sehr dankbar bin», sagt D’Orta. Das gebe ihr unter anderem auch Zeit, um mit Intendant Marco Amherd zu gestalten. Als Musikwissenschaftlerin und Kulturanthropologin sehe sie «Kultur» immer auch durch zwei Brillen. «Auf der einen Seite als Beziehungsgeflecht, das die Gesellschaft zusammenhält. Darin aber auch Kulturangebote wie klassische Konzerte, die durch ihre Rituale eben auch Menschen ausschliessen.» Solche Hindernisse wolle sie abbauen. Auch beim Davos Festival. Dort steht das Programm für das Jahr 2023 zwar weitgehend, für die Zukunft hat die neue Geschäftsführerin aber ganz viele Ideen. Ein Ziel dabei ist auch, das Publikum zu erweitern. «Es lohnt sich für das Davos Festival, nach Davos zu kommen.» Denn dieses hebe sich von anderen Konzertveranstaltern ab, insbesondere durch die jungen Kunstschaffenden, die hier häufig das erste Mal zusammen spielten. «Das gibt eine spezielle Dynamik, die sich im Ausdruck und der Spielfreude zeigt.» Dann kommt wieder das Format ins Spiel: «Klassische Musik an sich kann heute noch immer interessant und relevant sein, aber das Format des klassischen Konzerts hat sich viele Jahre lang nicht mehr verändert.» Es sei an der Zeit, hier abwechslungsreicher und experimentierfreudiger zu sein, das Formatrepertoire zu erweitern.

Gute Voraussetzungen

Das Davos Festival sei bereits jetzt ein sehr progressives Festival mit sehr zeitaktuellen Themen, das die städtische Infrastruktur mit der wunderbaren Landschaft zu verbinden vermöge, fährt D’Orta fort. Allerdings: «Klassische Konzerte haben noch immer das Image, ausschliesslich ernst zu sein. Dabei gibt es viele Werke, die einst zum Tanz oder bei Tisch gespielt wurden.» Man dürfe gespannt sein, was Intendant Marco Amherd sich für kommenden Sommer überlegt habe. «Ein wichtiger Aspekt wäre auch, dass bereits Musikstudierende für verschiedenste Konzertformate ausgebildet werden», sagt D’Orta.

«Wichtig ist, dass es dabei nicht den einzig richtigen Weg gibt. Viel wichtiger sind eine grosse Neugierde und die Lust am Ausprobieren.» Und davon hat D’Orta reichlich. Schliesslich will sie ja auch den Davoser Winter kennen und lieben lernen.

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