Von der Ausgrenzung zur Inklusion
«Max Berend» – so nennt sich der in Davos aufgewachsene Singer-Songwriter Max de Boer mit niederländischen Wurzeln. Am 31. März präsentierte er seine neue EP «She, the Sea». Die DZ hat ihm in diesem Zusammenhang einige Fragen gestellt.
«Max Berend» – so nennt sich der in Davos aufgewachsene Singer-Songwriter Max de Boer mit niederländischen Wurzeln. Am 31. März präsentierte er seine neue EP «She, the Sea». Die DZ hat ihm in diesem Zusammenhang einige Fragen gestellt.

DZ: Max, du bist seit einiger Zeit im Musikbusiness dabei. Wie schwierig oder wie leicht war der Einstieg in dieses Metier?
Max Berend: Eigentlich bin ich erst seit etwas mehr als einem Jahr wirklich im Musikbusiness mit dabei – also gar nicht mal so lange. Nach der Veröffentlichung meines Debut-Albums «Red Little Paper Kite» im Oktober 2021 habe ich mich Schritt für Schritt in der Musikbranche zurechtgefunden. Ich denke, jeder Einstieg ist in erster Linie schwierig. Ich bin auf meinem Weg vielen unerwarteten Barrieren und Herausforderungen begegnet. Wie wird meine Musik im Radio gespielt? Wie wählt ein Booker einen Künstler aus? Alles Fragen, die nicht leicht zu beantworten sind, da die Entscheidungen nicht immer transparent sind oder vom Geschmack des Gegenübers abhängen. Mit dem Ansatz «machen, scheitern und daraus lernen», welchen ich aus meiner Zeit in inklusiven Teams mit Menschen mit und ohne Beeinträchtigung lernen durfte, wurde alles etwas leichter. Ich habe gelernt, nicht die Lösung von meinem Gegenüber in der Branche zu erwarten, sondern sie in erster Linie stets bei mir selbst zu finden. Das ist zwar auch nicht immer leicht, aber ich mache dadurch meine Musik mit mehr Leichtigkeit, und es ergeben sich mehr Möglichkeiten.
Welche Höhepunkte durftest du als Künstler bereits erleben?
Der grösste Höhepunkt bisher ist für mich die neue Kollaboration mit dem Tabula Musica Orchester, welches je zur Hälfte aus Musikern mit und ohne Behinderung besteht und ausgebildet ist, in professionellem Umfeld zu spielen. Das Orchester hatte bereits Kollaborationen mit Lo und Leduc, Jeans for Jeans sowie mit dem Sinfonieorchester Biel Solothurn (TOBS). Nun darf ich mich mit der Band in diese Kollaborationsliste einreihen und die neue Platte «She, the Sea» mit ihnen gemeinsam aufführen. Das ist eine grosse Ehre und Freude für mich. Weitere Höhepunkte waren natürlich das Songbird Festival in Davos sowie das Gurtenfestival in Bern.
Wie viel «Davos» steckt in deinen Liedern?
«There is a boy, who wants to be seen.» Dieser eingängige Satz steht am Anfang der dritten und letzten Single «Beast» von der neuen Platte «She, the Sea». Alle fünf Lieder der neuen EP drehen sich um das Thema Zugehörigkeit. Ein Thema, das für mich in Davos seinen Ursprung nimmt. Ich habe mich gefragt, wie Zugehörigkeit entsteht und wie selbstverständlich meine eigene Zugehörigkeit ist? An welchen Orten und bei welchen Menschen fühle ich mich zugehörig? Und warum? Auch wenn meine Schulzeit in Davos oft von Ausgrenzung geprägt war, fühle ich mich heute an diesem Ort auch zugehörig. Dafür musste ich aber einige Barrieren in mir selbst abbauen, was ich mit diesen Liedern machen durfte. Mit Sara di Caro (Gesang) und Andri Hürlemann (Drums), welche beide auf der EP spielen, steckt auch musikalisch viel Davos in den Liedern.
Welche Pläne hast du noch?
Am 12. Mai findet die Plattentaufe mit dem Tabula Musica Orchester in Bern statt. Dann spielen wir im Sommer zwei weitere Konzerte mit ihnen – eines in einer Kirche und das andere an einem Festival. Parallel spielen wir mit der Band an diversen Festivals, wie am Open Air St. Gallen. Den Tour-Abschluss dürfen wir dann zu Hause machen, am Kulturplatz in Davos. Am 30. September spiele ich zusammen mit Sara Di Caro ein Doppelkonzert, denn sie hat auch eine neue Platte bereit, und das wollen wir zu Hause feiern.
Zur Person
pd | Max Berend de Boer (*19.10.1992), geboren in Davos, wuchs als Sohn von niederländischen Eltern auf. Im Alter von 14 Jahren begann er mit dem Gitarrenunterricht als Ausgleich und Ablenkung zugleich von seinem von sozialer Ausgrenzung durchzogenen Schulalltag. Schnell vermochte die Musik ihm einen Platz zu geben. So verfolgte Max Berend seinen Traum von einer musikalischen Ausbildung mit verschiedenen kleinen Auftritten. Verunsichert durch die Zukunftsaussichten als Musiker, begann er eine betriebswirtschaftliche Karriere mit Stationen in Chur, Olten, Brüssel und Bern. Die Gitarre und Musik legte er währenddessen für acht Jahre auf die Seite – jedoch vergass er sie nie. In Bern angekommen, griff er auf die Musik zurück, wiederum als Ausgleich neben dem fordernden Arbeitsalltag. Suchend nach der Erfüllung in der harterarbeiteten Karriere, scheiterte er abermals an sich selbst. Bis er sich entschloss, ins Blaue zu kündigen und sich derjenigen zu widmen, die ihm schon immer eine gute Freundin war: der Musik. Während dieser Reise entschied er sich, mit seinen beiden Vornamen Max und Berend aufzutreten. Angekommen im Leben, wohnt er heute mit seiner Partnerin und Hund in St. Gallen.
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